Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Měřinský, Zdeněk: Mähren im 10. Jahrhundert

Mahren im 10. Jahrhundert 91 29—32,67—71,181—191). Auch im Norden, im Gebiet von Schlesien, geht auf den Burg wâllen Hradec nad Mora­vici, Kylesovice, Landek die Besiedlung weiter und neube­siedelt wird Chotèbuz —Podobora (Novotny 1959; 1962; Jisl 1952; Szydlowski 1974, 79—93; Parczewski 1982; Kouril 1982,26; 1983,49). Aufgrund der schriftlichen Quellén darf angenommen werden, dass in der 2. Hâlfte des 10. Jahrhunderts ein Teil des heutigen Niederösterreich nördlich der Donau und in westlicher Richtung bis Stockerau zu Mahren gehörte. Im Westen und Nordwesten grenzte Mahren an die Slavni­kover Domâne, im Norden bildete die Grenzscheide offen­bar der Hauptkamm des Gesenkes und der Beskiden, was auch aus der Erkennmis hervorgeht, dass die schlesischen Fundorte bereits einer anderen Kultursphare angehörten. Problematisch bleibt die Grenze im Osten. Entweder ver­lief sie über die Beskiden, das Gebirge Javorníky und die Weissen Karpaten, oder weiter östlich, bis zum Mittellauf des Flusses Váh, was nicht auszuschliessen ist (Bakala 1964; Havlik 1960; Zemek 1972; MèYinsky 1986,24—25). Spatestens fur das letzte Drittel des 10. Jahrhunderts darf in Mahren mit einer selbstandigen kirchlichen Provinz und Organisation gerechnet werden, die Mainz unterstand. Dies belegt ein, in Quellén zum Jahre 976 angefuhrter, mahri­scher Bischof, weitere Erwâhnungen finden sich bei Kos­mas und der spàteren Olomoucer Tradition (Zemek 1972, 61—72; 1973, 239—244; Méfínsky 1986, 26—27). Der Sitz des В is turns war jedoch anscheinend nicht mit den neu­entstehenden politischen Zentren identisch, wie vor allem Olomouc eines darstellte (Michna 1982), aber auch die Agglommeration von Brno (Cejnková—Méfínsky—Sulit­ková 1984, 250—252, 262—264; Méfínsky 1988, 254— 257), Pferov (Stana 1987; 1987a; 1989). Offenbar in diese Zeit fallen auch die Anfange der Besiedlung der Bergzun­ge, auf der die Burg Znojmo stand (Kovárník 1984,99). Der Bischofssitz befand sich wahrscheinlich woanders, eher in Südmáhren. Erst mit betrâchtlichèr Verspâtung konnte an ihn, nach erfolgter Verlegung, das stabilisierte Episkopat in Olomouc ankniipfen (Zemek 1973, 253), dessen Bedeu­tung als politischer wie wirtschaftlicher Mittelpunkt im Verlauf des 10. Jahrhunderts wáchst und das zu Beginn des 11. Jahrhunderts in der Zeit der Angliederung Mâhrens an Böhmen zweifellos das wichtigste Zentrum des gesamten Territoriums ist. Manchmal wird auch eine tschechische Okkupation Máhrens im Zusammenhang mit der Schlacht am Lechfeld im Jahre 955 in Betracht gezogen (Novy 1972,141—142). Diese Hypothesen lassen sich aber nicht verlasslich bewei­sen (Méfínsky 1986,23—24). Für die Beurteilung der Ent­wicklung der2.Hàlfte des 10. Jahrhunderts bleibt das wich­tigste und bislang aufgrund der schriftlichen und archàolo­gischen Quellén ungelöste Problem, ob diese Entwicklung mit einem Eingreifen aus Böhmen nach dem Jahre 955 in Zusammenhang gestanden ist, wobei wir die Frage klâren müssen, von wo aus der tschechische Feldzug nach Schle­sien und Kleinpolen geführt wurde, ob es zu einer Ver­starkung der Beziehungen zu Polen gekommen ist, oder ob sich Mahren in der 2. Hâlfte des 10. Jahrhunderts bis zu ei­nem gewissen Masse seine selbstandige Position in einem bestimmten Machtvakuum zwischen den entstehenden mit­teleuropâischen Staatsgebilden, dem tschechischen, dem polnischen und dem ungarischen, bewahrt hat. Nach Erwâgung aller Umstande und aufgrund des zuganglichen archaologischen Materials sowie seiner Analyse können wir uns der dritten von dem polnischen Forscher G. Labu­da (1960, 93—96) aufgestellten Hypothesen zuneigen. Mahren hat sich an der Grenze jener oben genannten in Entstehung begriffenen Staatsgebilde sowie der Ostmark eine bestimmte selbstandige Stellung bewahrt, und auf die­se Stellung kann auch die absolute Absenz schriftlicher Nachrichten über die politische Entwicklung, andererseits aber die wahrscheinliche Existenz einer selbstandigen kirch­lichen Organisation hindeuten. Die Beziehungen zum Kar­patenbecken, die namenthch in einigen Funden in Südmáhren noch aus der 2. Hâlfte des 10. Jahrhunderts er­sichtlich waren, wurden offenbar im Laufe der 2. Hâlfte dieses Jahrhunderts von einer engeren Abhángigkeit vom schlesischen und polnischen Bereich abgelöst, was auch durch archâologische und um die Jahrtausendwende auch durch schriftliche Quellén belegt ist. In der 2. Hâlfte des 10. Jahrhunderts kommt es auch zu einer Reorganisation des Landes und im Süden Mâhrens werden offenbar auch neue Fortifikationen angelegt. Um das Jahr 1000 geriet Mâhren in die Machtsphâre Bo­leslaw Chrabrys und aus dem Umstand, dass die Màhrer in den Jahren 1015—1017 unter ihrem Namen als seine akti­ven Verbündeten auftreten, lâsst sich auf die Fortdauer der staatlichen Organisation in Mâhren schliessen (Havlik 1960; 1978, 101—103). Der Anschluss des l^andes an das Für­stentum von Prag in den 1019—1020 bedeutete eine neue Etappe in der Geschichte Mâhrens sowie in der Entwick­lung seiner Besiedlung (Krzemienska 1977; 1980). In der materiellen Kultur können wir verfolgen, dass der Übergang von der grossmâhrischen Période zur jungburg­wallzeitlichen bereits um die Mitte des 10. Jahrhunderts be­ginnt. In dieser Zeit tauchen auf mittelburgwallzeitlichen Grâberfeldern, die noch weiter bestanden, Gegenstânde auf, die fur die jungburgwallzeitlichen allgemeinen Grâber­felder typisch sind. Der Grossteil der Mittelburgwallzeitli­chen Nekropolen hört bereits vor der Mitte des 10. Jahrhun­derts auf, seine Funktion zu erfüllen. Verânderungen be­merken wir auch bei der Keramik und an anderen Ge­genstânden der materiellen Kultur, namentlich an den Schmuckstücken. Die àlteren Denkmâler der fur die grossmâhrische Période kennzeichnenden materiellen Kul­tur verschwinden allmâhlich und werden nur sehr zögernd durch neue Gegenstânde, Herstellungselemente u. à. er­setzt Diese treffen wir in vollem Ausmass erst nach der Jahrtausendwende an. Das ganze 10. Jahrhundert können wir somit vom Gesichtspunkt der materiellen Kultur als ei­ne Art Übergang bezeichnen, wo das Alte allmâhlich ab ­stirbt und das Neue nur sehr langsam entsteht.

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