Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Cech, Brigitte: Die keramischen Funde der slawischen Wallanlage in Thunau am Kamp [NÖ] (Ein Beitrag zur Gliederung slawischer Keramik)

60 Cech, Brigitte Grappe 4 dar, die aus Graphitton hergestellt wurde. Es ist dies die einheimische Imitation einer Flasche vom Тур Za­lavár—Keszthely. Flaschen dieses Typs bestehen aus fei­nem, gelblich-rötlichem poliertem Ton. Sie sind vor allem in der Gegend des südlichen und westlichen Plattensees verbreitet, kommen vereinzelt aber auch in Mâhren vor. 32 Hire Form kann aus der spàtromischen Töpfertradition her­geleitet werden. Flaschen dieses Typs werden ins 9. Jh. datierL Schalen Im Thunauer Fundmaterial kommen zwei Arten von Schalen vor (Abb. 8.): 1. Schalen mit eingezogenem Rand 2. Schalen mit ausladendem Rand Schalen machen ebenso wie Flaschen nur einen kleinen Teil des keramischen Fundgutes aus. Schalen mit eingezo­genem Rand sind ins 9. und 10. Jh. zu datieren. 33 Die Grappe 2 ist nur mit einem Exemplar vertreten. Das Stuck ist klein, hat eine ausladende Wandung und eine zentrische Bohrang des Bodens, deren Funktion ungeklârt ist. Teller Wir können zwei Tellerarten unterscheiden (Abb. 9.): 1. Teller mit flachem Boden 2. Teller mit gewölbtem Boden Der Grand fur das seltene Vorkommen von Keramiktel­lern im slawischen Fundmaterial liegt wahrscheinlich in der Tatsache, dass Teller bevorzugt aus Holz hergestellt wurden. Die Teller mit gewölbtem Boden bestehen zum Gross­teil aus graphitgemagertem Ton. Wahrscheinlich waren es Backteller. Darur spricht nicht nur ihre Form, die der eines Brotlaibes entspricht, sondern auch das Überwiegen des graphitgemagerten Tones, der sich durch grosse Hitze­bestandigkeit auszeichnet.* Spielsteine, Schwungmassen und Spinnwirtel (Abb. 10.) stellen Sonderformen im Keramikinventar der slawischen Siedlung von Thunau dar. Flaschen vom Тур Zalavár—Keszthely Zwei in Thunau gefundene Bodenstücke und zwei un­verzierte Wandscherben bestehen aus gelblich-rötlichem, sehr feinem, poliertem Ton. Auf Grand des Tones und der Mâchait sind sie der Grappe der Flaschen vom Тур Zala­vár—Keszthely zuzuordnen. 34 CHRONOLOGIE DER THUNAUER ANLAGE Zur Chronologie der Thunauer Anlagekönnen auf Grund des keramischen Fundmaterials folgende Aussagen getrof­fen werden: Der früheste Nachweis einer Besiedlung durch Slawen falit in die 2. Hálfte des 8. Jhs. Dazu gehören die un­ter den Wállen liegenden Gráber im Norden der Schanze und im Südwesten der oberen Holzwiese. Die dazugehöri­ge Siedlung wurde ebenfalls unter den Wüllen der Schan­ze und der oberen Holzwiese angeschnitten. In der 1. Hálfte des 9. Jhs wurde die Siedlung ausgebaut und die Befesti­gungsanlage auf der Schanze errichtet. Dieser Phase sind auch die Hügelgráber im Nordwesten der Schanze zuzu­ordnen. Mit dem beginnenden 10. Jh. endet die Besiedlung der Schanze. Die Wâlle auf der oberen Holzwiese wurden etwas spáter, vermuüich um die Mitte des 9. Jhs errichtet. Auf der oberen Holzwiese ist eine Besiedlung bis zur Mit­te des 10. Jhs nachgewiesen. Die in der Umgebung der im Osten der oberen Holzwiese freigelegten Kirche gefunde­nen Keramikfragmente sind vom Ende des 9. Jhs bis ins 11. Jh. zu datieren. Gegen Mitte des 10. Jhs ist auf Grand der keramischen Funde eine Verlagerang der Siedlung auf die unbefestigte untere Holzwiese festzustellen. Mitte des 11. Jhs beendet das Vordringen der Babenberger und die Er­richtung der Garser Burg die jahrhundertelange slawische Siedlungstatigkeit auf der Schanze und der Holzwiese von Thunau. ZU DEN MIKROSKOPISCHEN UNTERSUCHUNGEN AN SLAWISCHER KERAMIK VON THUNAU 35 Mit Hilfe mikroskopischer Untersuchungen an Kera­mikproben aus Thunau können mehrere Tonarten unter­schieden werden. Die Grappe A umfasst graphitgemager­te Tone. Als Herkunftsort des Graphits wird vom Bearbei­ter Röhrenbach angenommen. Der Fund von Rohgraphit im Grabungsareal lásst auf Handel mit Rohstoffund auf Er­zeugung von graphitgemagerter Keramik in Thunau schliessen. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass auch fertige Gefásse nach Thunau verhandelt wurden. Die Grappe В beinhaltet Keramik aus Ton, der aus einem Vor­kommen auf der Schanze gewonnen wurde. Die Gruppén С und D umfassen Gefásse aus Tonen, die aus Lagerstatten am Manhartsberg stammen. Die Gruppén E und F sind Im­portware aus dem Donauraum und Gruppé IV umfasst Pro­ben unsicherer Zuordnung. Die einzelnen Gruppén sind bis auf Grappe A (Graphit­ton) und Grappe F (Gefásse vom Тур Zalavár—Keszthely) auf Grand herkömmlicher archáologischer Kriterien nicht voneinander zu unterscheiden. Besonders auffallend sticht diese Beobachtung beim Vergleich der Gefásse der Grup­pén В, С und D in die Augen. Die Herkunft der Tone С und D vom Manhartsberg ist nur mit naturwissenschaftlichen Methoden nachweisbar. Es muss daraus der Schluss gezo­gen werden, dass die Bewohner von Thunau Kontakté mit slawischen Siedlungen am Manhartsberg hatten und mit Gefássen, bzw. Waren, die in Gefássen verhandelt wurden oder mit Ton Handel trieben. Diese áusserst überraschenden Ergebnisse der Tonun­tersuchungen sind ein gutes Beispiel fur die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Archáologie und Naturwis­senschaften. Für eine Beurteilung der unterschiedlichen Handelsströme innerhalb des slawischen Gebietes wáren umfangreiche, auch über Thunau hinausgehende Tonun­tersuchungen notwendig und wünschenswert.

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