Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)
Cech, Brigitte: Die keramischen Funde der slawischen Wallanlage in Thunau am Kamp [NÖ] (Ein Beitrag zur Gliederung slawischer Keramik)
58 Cech, Brigitte lm 10. Jh. werden die Ránder immer kantiger, im 11. und 12. Jh. erfolgt eine Weiterentwicklung zu den Kragen- und dachförmig umgeklapptenRándern des Hochmittelalters. 15 Auch die Form der Gefásse ándert sich: zu den hohen, schlanken und den kleinen gedrungenen Gefássen kommt eine Gruppé von Töpfen, deren Bauchumbruch im oberen Gefássdrittel liegL Die Verzierungen werden immer einfacher; es überwiegen Wellen- und Linienbánder, die fast den ganzen Gefásskörper bedecken. (Abb. 4) Graphittonkeramik Nach der gangigen Forschungsmeinung tritt graphitgemagerte Keramik erstmals im Laufe des 9. Jhs auf und findet im 10. und 11. Jh. weite Verbreitung. 16 Bei der Betrachtung der Gefassbeigaben aus niederösterreichischen Grábern und der Siedlungsfunde aus Thunau zeigt sich jedoch ein etwas anderes Bild. Nach der Literatur ist aus folgenden niederösterreichischen Gráberfeldern Graphittonkeramik bekannt: Absdorf, Grab 2, 17 Egelsee, 18 Ornding, Grab 2, 19 Ritzersdorf, Grab 3, 20 Steinabrunn, Grab 4,39,54,64 und 81, 21 Wetzelsdorf 22 und Wimm, Hügel 23,34 und 48. 23 Graphittongefásse, die fur das spate 8. und beginnende 9. Jh. kennzeichnende Formen haben, fmden sich in den Hiigeln 34 und 48 aus Wimm und in Grab 81 aus Steinabrunn. Beides sind Graberfelder, die in die 2. Halite des 8. bis ins beginnende 9. Jh. datiert werden . Weitere Entsprechungen finden sich in den Grábern von Absdorf, Ornding und Ritzersdorf, die aber auf Grund des Fehlens von Waffen- und Schmuckbeigaben feinchronologisch nicht exakt eingeordnet werden können. Bei der Betrachtung der keramischen Funde aus Thunau zeigt sich, dass die Formen sowohl der Graphittonkeramik als auch die der nichtgraphitgemagerten Keramik einander in alien Zeitstufen sehr âhnlich sind. Die Graphittonware ist lediglich dickwandiger und die Rànder sind nicht so fein ausgeformt, Auch aus dem Stadtbereich von Tulln ist aus der Siedlungsware friihe Graphittonkeramik bekannt. 24 Auch sie hat bereits dieselbe Form wie die zeitgleiche nichtgraphitgemagerte Keramik und sollte daher wie diese datiert werden. Rechnergestiitzte Klassifikation der Topfformen Zur Untersuchung wurden 40 Töpfe aus Thunau, 21 aus dem Graberfeld Wimm, 25 3 aus der Siedlung von Sommerein, 26 95 aus weiteren niederösterreichischen Gráberfeldern, 27 sowie 48 aus dem Graberfeld Pitten 28 herangezogen. Die Form dieser Gefássgattung ist sehr einheitlich und eine Einteilung nach Formgruppen ist visuell nicht möglich. Es wurde nun versucht, mit Hilfe eines Rechnerprogrammes sinnvolle typologische Gruppén herauszuarbeiten. Als methodische Grundlage zu diesem Thema wurde U. Kampffmeyer, P. Zamperoni, W.-R. Teegen, L. Graça, Untersuchungen zur rechnergestiitzten Klassifikation der Form von Keramik. Arbeiten zur Urgeschichte des Menschen, Bd. ll(1987)gewâhlt. Die Analyse der Gefássformen wurde am Rechenzentrum der Universitát Wien unter Verwendung des Programmpaketes SPSS (Statistical Package for the Social Scienes) in der Version X3.1 durchgefiihrt. Es wurde versucht, die 216 erfassten Gefásse mit Hilfe des Verfahrens der Clusteranalyse in Formgruppen zu gliedern. Als Clustery erfahren wurde Ward's Method unter Verwendung der Euclidischen Distanzfunktion gewáhlL Von grosser Bedeutung fur das Ergebnis der Analyse ist die Wahl der miteinanderzukombinierenden Merkmale. Ein wichtiges Kritérium fiir die Definition von Gefássformen sind die Proportionen. Aus absoluten Gefássmassen (Höhe, Randdurchmesser, Bauchdurchmesser, Bodendurchmesser und Bauchhöhevonoben) wurden folgende Gefássproportionen errechnet: Ql=H:Rdm, Q2=H:Bdm, Q3=H:Bh, Q4=Rdm:Bdm,Q5=Bdm:Bodm. Diese fiinf Merkmale charakterisieren die Gefásse im Hinblick auf ihre Form. Die Quotienten stellen lndizes dar, die miteinander verglichen werden können. Zunáchst wurden die 216 aufgenommenen Töpfe in folgende Gruppén unterteilt: