Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Mader, Brigitta: Die frühmittelalterliche Fundsituation in Friaul (Aspekte zur slawischen Siedlungschronologie)

ZALAI MÚZEUM 3. 1991 Mader, Brigitta: Die frühmittelalterliche Fundsituation in Friaul (Aspekte zur slawischen Siedlungschronologie) Vor nahezu 100 Jahren bemerkte MUCH (1898,130) in seinem Artikel „Die frühgeschichtlichen Funde aus den österreichischen Alpenlandern" in der Abhandlung über die Emailfibeln von Perau und verwandte Erscheinungen: „Auch jenseits der südlichen Granze treffen wir, freilich noch seltener, auf verwandte Erscheinungen. Dort fand Tischler im Museum zu Udine ein Schildohrgehânge mit grünem und weissem Email, welches aus Caporiaco, also aus dem Gebiet des einstigen langobardischen Herzog­thums Forum Julii (Cividale) stammt", und er meint weiter: „MitdieserAufzâhlungderbisjetztbekanntenemaillierten Scheibenfibeln und Ohrgehânge sind die Funde dieser Art offenbar keineswegs erschöpft; wahrscheinlich liegen noch manche, unscheinbar wie sie sind, in öffentlichen und per­sönlichen Sammlungen, andere wird der Erdboden noch herausgeben..." Und tatsachlich ist es nient bei diesem einen erwahnten Fund aus Caporiacco nordwestlich von Udine auf halbem Weg nach San Daniele del Friuli geblieben. Inzwischen sind auf Friauler Gebiet mehrere Fundstellen mit frühmit­telalterlichem Material, das, nachdem es von DINKLAGE (1943,3 ff.) als frühdeutsch und von SOMEDA DE MAR­CO (1955,20) als langobardisch angesehen wurde, heute allgemein als slawisch gilt und zur sogenannten „Köttla­cher Kultur" bzw. dem Karantanisch-Köttlacher Kultur­kreis gezahlt wird, bekannt geworden. Schon PAULUS DIACONUS berichtet in seiner Storia Langobardorum von slawischen Vorstössen in das frühmit­telalterliche Friaul, das im Norden an das alpenslawische Fürstentum Karantanien und im Osten an die, ebenfalls von P. DIACONUS ganz selbstverstandlich als „patria Sclavo­rum" bezeichnete Carniola (P. DIACONUS, Buch VI, Kap. 51)grenzte. Da hören wir von zahlreichen kriegerischen Auseinan­dersetzungen zwischen Langobarden und Slawen, so, als in den sechziger Jahren des 7. Jh. Amerrit, der Sohn des gé­gén die Awaren gefallenen Herzogs Lupo, mit slawischer Hilfe die Macht über Friaul wiedererlangen wollte, aberbei Nemas (Nimis) scheiterte; als kurz darauf die Slawen in einem neuerlichen Überfall auf Cividale zogen und von Herzog Wechtari bei Broxas (Brischis) an der Natisone Brücke geschlagen wurden; als um 700 Rauberbanden und schliesslich ein ganzes Slawenheer auf Veranlassung und gegen Bezahlung des ruhmsüchtigen Herzogs Ferdulf in Friaul einbrachen und als Herzog Pemmo in den dreissiger Jahren des 8. Jhs. den Slawen, die in ungeheurer Zahl er­schienen waren, in Lauriana eine blutige Niederlage berei­tete, mit ihnen aber danach noch am Schlachtfeld Frieden schloss (P. DIACONUS Buch V, Kap. 22, 23; Buch VI, Kap. 24,44). Da hören wir aber auch von Tributzahlungen der Slawen an die Langobarden, die etwa ein Jahrhundert láng bis in die Zeit von Herzog Ratchis (739—744) das Land der Slawen, das Zellia genannt wird, bis zum Orte Meclaria besassen (P. DIACONUS Buch IV, Kap. 39.) Trotzdem es nicht gelungen ist, allé bei Paulus Diaconus genannten geographischen Angaben zu lokalisieren—so­wohl Lauriana, das an der Grenze zu Karantanien (MENIS 1969,148) vermutét wird, als auch Zellia und Meclaria, die sich höchstwahrscheinlich auf das untere Gailtal und Thörl Maglern beziehen (WOLFRAM 1979, 76 u. Anm. 9.), konnten nicht mit Sicherheit identifiziert werden — kann jedoch auf grund der eindeutigen Lokalisierung derübrigen Örtlichkeiten angenommen werden, dass die Slawen nur bis an die, von der slowenischen Forschung als langobar­discher Limes bezeichneten Linie (KOS 1932,31., GRA­FENAUER 1956,241. ff.), die sich von Invillino über Ge­mona, Ragogna, Artegna, Osopo und Nimis bis nach Cor­nions erstreckt, vorgestossen sind. Wie aber zeigt sich dieser östlich des sogenannten Lan­gobardischen Limes liegende В ereich Friauls aus archàolo­gischer Sicht? Lassen sich die genannten slawischen Ein­brüche anhand von Bodenfunden nachvollziehen bzw. Hinweise auf eine in der Folge stattgefundene slawische Besiedlung ableiten? Der Vergleich des fur den betreffenden Zeitraum — al­so des 7. und vor allém 8. Jhs. — in Frage kommenden typischen Materials des Karantanisch-Köttlacher Kultur­kreises, d.h. von Formen, die laut P. KOROSEC (1975.9 ff 1977,79 ff u. 1979) der Kulturgruppe mitKeramik und der Karantanischen Kulturgruppe, datiert vom Ende des 6. bzw. Beginn des 7. bis ins 8. Jh., und nach VINSKI (1966,

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