Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)
Müller Róbert: Chronologische Fragen des Gräberfeldes Gyenesdiás
36 Mutter Róbert Blechbeschlàgen, die ersteren mit Punktkreisverzierung, aus einem durcbrochenen, gegossenen Propellerbeschlag und aus einer Riemenschlaufe aus Eisen. Die Garnituren mit Blechbeschlàgen waren im ganzen Awarenreich verbreitet und werden allgemein in die erste Période der Spatawarenzeit datiert. 12 Wir kennen aber diese Beschláge auch mit den spàtesten Riemenzungen vergesellschaftet 13 In einem anderen Grab liessen die Râuber nur kleine recheckige Blechbeschlàge, gegossene, rankenverzierte Schamierbeschlàge und einen Lochkranzbeschlag aus Blech zurück. Diese kleinen Blechbeschlàge kommen mit fast alien Beschlagtypen der Spâtawarenzeit zusammen vor. 14 Àhnliche Scharnierbeschlàge kennen wir aus einem anderen Grab— in der Nahe des Grabes mit der blechernen Gürtelgarnitur — dieses Grab datiert aber der Steigbügel in die letzte Phase der Spâtawarenzeit 13 In den übrigen Grábern fanden wir Gürtelgarnituren, die fur die letzte Phase der Spâtawarenzeit charakteristisch sind. Z. B. gegossene, durchbrochene Riemenzungen mit Lilienverzierung und schmale, làngliche Scharnierbeschlâge. Die eine Garni tur wurde nicht aus Bronze, sondera aus Blei hergestellt 16 Die Mehrheit der Gürtelgarnituren stammt also bestimmt aus der letzten Phase der Spâtawarenzeit Bis jetzt fehlen aus unserem Grâberfeld die charakteristischen Gürtelgarnituren der frühen und der mittleren Phase der Spâtawarenzeit Die Grâber mit blechernen Gürtelgarnituren fanden wir im Grâberfeld in der Nàhe des westlichen und nördlichen Randes und die jüngsten Formen im Grâberfeldinneren. Die anderen Funde lassen die Annahme nicht zu, dass das Grâberfeld vom Nordwesten her in die Richtung Südwesten belegt wurde. 80 Grâber können wir mit Sicherheit in die Spâtawarenzeit dauerén aufgrund der charakteristischen Ohrringtypen, Perien, Armbânder, Brustspangen und des Pferdegeschirres. Die Keramik in diesen Grábern ist ziemlich einheitlich. Die charakteristischste Form ist eine Kugel- oder gedrückte Kugelform mit kurz ausladendem, manchmal abgerundet verdicktem Rand. Eine Variante ist mit Sand starker gemagert und der Rand ist profiliert oder schrâg abgeschnitten. Einige Stücke sind lânglich, eventuell mit betonter Schulter. Bis jetzt kennen wir nur eine gelbe Keramik. Bei zwei Stiicken ist die Kante bzw. die Innenseite des Randes auch mit Wellenlinien verziert Bodenstempel fanden wir keine. Die Verzierung ist die Linie, das Linienband, die Wellenlinie und das Wellenlinienband abwechslungsreich variiert. Aufgrund der Keramik konnten wir weitere 60 Grâber in die Spâtawarenzeit datieren. Die jüngsten Bestattungen — dazu zâhlten wir diese 17 Grâber, die Drahtohrringe mit mehrfachem S-Ende oder mit Spiralanhânger, 17 die der Lange nach durchbohrten Amphorenperlen, 18 die Millefiori- oder mehrteiligen Folienperlen, 19 die Pfeilspitze mit Tülle 20 und die Messer mit Knochengriff 21 beinhalteten — zeigen eine gleichmâssige Verteilung im Grâberfeld und fehlen eben an den Rândern. Das gleiche ist zu beobachten, wenn wir die verschiedenen, in den anderen Grâberfeldera meistens chronologisch gut trennbaren Schmucktypen am Grâberfeldplan kartieren. Es ist keine Sonderheit, dass die Verbreitung der einfachen Ohrringe und der mit angelóteten Kugelchen verzierten Ohrringe dieses Bild zeigen. Diese Ohrringtypen erschienen in der Mittelawarenzeit —wie das auch bei uns der Fall ist — und blieben bis zum Ende der Awarenzeit in Gebrauch. 22 Die viele Varianten zeigenden Ohrringe mit Pastenperlenanhànger konnte man in mehreren Grâberfeldera auch chronologisch gut trennen. 23 Im Grâberfeld Gyenesdiás fehlen bis jetzt aus dem Südteil die Ohrringe mit Perlenanhânger. In der Mitte und im nordostlichen Teil f inden wir diese Ohrringe mit rundem aber auch mit ovalem Ring ganz gemischt, im westlichen Abschnitt —woubrigens die eine Gürtelgarnitur mit Blechbeschlàgen zu finden war — sind nur die mit ovalem Ring vertreten. Aus dieser Verbreitung kann man keine chronologischen Schlüsse Ziehen. Erwartungsgemass zeigt auch die melonenkernformige Perle eine gleichmâssige Verbreitung. Die spâtawarischen Grâber des Grâberfeldes von Gyenesdiás beinhalten solche Funde, die in der ganzen Epoche im Gebrauch waren, solche, die in manchen Grâberfeldern bis zur Spâtphase der Spâtawarenzeit im Gebrauch blieben bzw. solche Funde, die nur fur die Spâtphase der Spâtawarenzeit kennzeichnend sind. Die Verbreitung der einzelnen Typen zeigt keine eindeutige innere Chronologie und lâsst keinen Belegungsablauf bestimmen. Eine Erklârung dafür könnte sein, dass die Toten in mehreren GrossfamilienGruppen bestattet warden und die Gruppén zur Zeit nicht zu erkennen sind, da wir die Ausgrabung noch nicht beendet habén. Eine andere Möglichkeit ware — eben weil die eindeutig nur fur die erste Hàlfte der Spâtawarenzeit charakteristischen Funde fehlen — die Annahme, dass die spâtawarischen Grâber aile in der letzten Phase der Spâtawarenzeit also am Ende des 8. und in der ersten Hàlfte des 9. Jahrhunderts entstanden sind. Das würde bedeuten, dass zwischen den Bestattungen der Mittelawaren-.vieUeicht beginnenden Spâtawarenzeit und der Mehrheit der Grâber ein lângerer Zeitabschnitt, fast ein Jahrhundert ausfâllt Zwischen den früh- und mittelawarenzeitlichen bzw. den spâtawarenzeitlichen Bestattungen finden wir im Material und im Ritus solche Verwandtschaftszüge und Tendenzen, dass wir voraussetzen können, dass die spâtawarische Bevölkerung teil weise die Abkommenschaft der frühund mittelawarenzeitlichen Bevölkerung war. Dies spricht gegen einen Hiatus, aber auch in diesem Fali müssen wir damit rechnen, dass in der letzten Phase der Spâtawarenzeit durch Zuwanderung die Bewohnerschaft vervielfacht wurde. In der Keramik ist ein Тур, den wir schon in der Mittelawarenzeit vorfinden und der in der Spâtphase die hâufigsteForm wurde. Die einfachen, offenen Drahtohrringe und die Ohrringe mit angelöteten Kugelchen zeigen eine ganz gleichmâssige Verteilung im Grâberfeld, sie blieben von der Mittelawarenzeit bis zur Auflassung des Grâberfeldes in der Mode. Als eine genauso charakteristische Erscheinung können wir betrachten, dass wir bis jetzt keine Zopfspangen gefunden haben, obgleich diese von der Mittelawarenzeit an im ganzen Reich allgemein beliebt waren.