Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Szőke Béla Miklós: Zur Geschichte der Awaren und Slawen in Südwestungarn

12 Szőke Béla Miklós einen Stampfboden, das Schiff war mit römischen Ziegeln ausgelegt (KIS-BALATON 1986, 36). lm Kirchenschiff wurden die Grundmauern eines Chorgitters gefunden, und im Westen schloss sich éine Vorhalle an. In der Vorhalle und um die Kirche wurde ein Gráberfeld mit 80S Grabern freigelegt. An der Wende des 9. zum 10. Jahrhundert hat man, nach Abriss der PalLsadenmauer auch ausserhalb von ihr bestattet Die Mehrheit der Gráber war beigabenlos. In jenen mit Beigaben kamen meistens Schmucksachen wie Ohrringe, Fingerrínge, Zierblechknöpfe hauptsachüch aus Edelmetall zum Vorschein, derén Parallelen wir aus den Grabern in der Zalavár-Burginsel und bei den máhrischen Kirchen kennen (SIEBEN JAHRTAUSENDE 1989, Taf. 19c). Die Mánnergráber waren ârmlicher, Messer undFeu­erstahl wurden gefunden und in drei Grâbern auch Sporen dalmatischer Art bzw. Plattensporen. Weiter entfernt von der Kirche kam auch einfacherer Bronzeschmuck vor, wie Ohrringe mit Kettchen- oder Glasperlenanhánger und Pen­del bzw. mit Schlingenhakenverschluss, die für die karan­tanische Kultur des Ostalpenraums typisch waren (Kött­lach I. Stufe nach GIESLER 1980). In der Nordwestecke des Herrenhofes, beim Tor war eine etwa 5x10 m 2 grosse Fláche freigeblieben, wo wahrscheinlich ein Fachwerkbau, das Gebáude des Herrn stand. Wahrscheinlich lásst sich dieser mit dem Wohnsitz des Wittimar identifizieren, und dann könnte die oben genannte Kirche jené sein, die von Erzbischof Adalwin zu Ehren des Erzmártyrers Stephan geweiht wurde (Ibique illó die officium celebravit (Adalwi­nus) ecclesiacticum sequentique die in proprietate Witti­maris dedicavit ecclesiam in honore sancti Stephani proto­martyris. CONVERSIO с 13. ed. WOLFRAM 1979,56— 57.). 2. Eine bedeutende Siedlung mit Gráberfeld wurde auch auf den, von der Zalavár—Burginsel nördlich gelegenen Inseln Zalavár—Kövecses (CS. SÓS 1984) und Zalavár— Rezes (KIS-BALATON 1986,22—24.) und auch südlich davon, in Garabonc—Ófalu (KIS-BALATON 1986,15— 17) und auf der Zalaszabar— Dezsö-Insel (KIS-BALA­TON 1986,21) gefunden. Diese Gráberfelder aber, zusam­men mit jenen, am Ufer des Zala-Sumpfgebietes freigeleg­ten Grâberfeldern in Esztergályhorváti—Alsóbárándpusz­ta (KIS-BALATON 1986,12—14) und Zalaszabar—Kis­esztergály (unpubliziert, Ausgrabung von R. Müller) gehö­ren schon zu dem zweiten Тур der Gráberfelder, die ohne Kirche, manchmal in heidnischen heiligen Auen errichtet wurden. Gráberfelder dieser Art scheinen auch in der fer­neren Umgebung, d.h. in Keszthely—Fenékpuszta (CS. SÓS 1961), Balatonszentgyörgy (BAKAY1978,188) und Vörs (KIS-BALATON 1988, 12—13), vorzukommen. Hier wurden die Hörígen der Siedlungsagglomeration, al­so das einfache Volk bestattet. Die Gráber, meistens in West-Ost-Richtung, bildeten Reihen, bei Familien auch entsprechende Gruppén. Fast durchgángig war die Ausstat­tung mit Speise- und Getránkebeigaben für das Lében im Jenseits: einerseits wurden Geflügelknochen und Eier, sel­tener Rinder-, Schwein-, Schaf/Ziegenknochen gefunden; andererseits waren Getránkebeigaben in scheibengedreh­ten Tongefássen, in gélben Flaschen mit polierter Ober­fláche, und verháltnismássig oft in Holzeimern mit Ei­senbándern erhalten. Kennzeichnende Funde der Mánner­gráber waren die Bronze- und Eisenschnallen, die am Gür­tel befestigten Eisenmesser und Taschen mit Feuerstahl, Feuerstein, Ahle, Schleifstein, Rasiermesser, Kamm usw. In einigen Grâberfeldern, wie in Garabonc—ófalu und Keszthely—Fenékpuszta wurden auch Waffen neben den Militárdienstleitenden niedergelegt: zweischneidiges Schwert, Sax, Bartaxt, Flügellanzenspitze, Tüllenpfeilspit­ze und Sporen (meistens wieder der dalmatischen Art) wur­den in ihren Grabern gefunden. Sehr intéressant ist das Schwert byzantinischer Herkunft aus dem Gráberfeld Ga­rabonc—Ófalu I, dessen Knauf und Parierstange nach einer Beschádigung von einem hiesigen Schmied originalgetreu zu reparieren versucht wurde. In den Frauengrábern fand man die charakteristischen Schmucksachen der Epoche: Ohrringe mit ein- und beider­seitigem Traubenanhángsel, mit Glas- und Blechperlen­anhángsel, mit Schlingenhakenverschluss oder mit beider­seitiger Drahtumwicklung bzw. mit Spiralanhángsel; Per­lenketten aus Stangen-, Hohl- und Mosaikaugenperlen; an der Brust Zierknöpfe aus Glas, aus Bronze gegossen oder aus Bronzeblech, an den Fingern Schildchen- oder Band­fingerringe. Selten kamen auch Gebrauchsgegenstánde ins Grab: eine Nadelbüchse aus Vogelknochen oder aus Ei­senblech, Sichel, Messer — manchmal mit Geweihplat­tengriff (SZÓKÉ 1982). In mehreren Grabern wurden aus Geweih verfertigte Behálter gefunden, manche waren mit eingekratzten Phantasiewesen, einem Vogel oder Kreuz verziert Ein Kreuz ist auch an einem kleinen Bleiknopf aus einem Mádchengrab des Gráberfeldes Garabonc—Ófalu II zu sehen, dessen Parallelen wir aus den Grabern des letzten Drittels des 9. Jahrhunderts vom oberen Donautal und aus Máhren kennen (MERÍNSKY 1988). Die Masse des einfachen Volkes wurde — wie diese Gráberfelder zeigen—vom Christen turn nur oberfláchlich berührt Sie erfüllten wahrscheinlich nur die formalen Vorschriften: die Menschen wurden getauft, nahmen an den Gottesdiensten teil—vielleicht durften sie nur ausser­halb der Kirche stehen—und bezahlten die Steuer. Bei der Bestattung und bei wichtigen Ereignissen in ihrem Lében behanten sie auf ihren heidnischen Bráuchen; die Priester sahen wahrscheinlich darüber hinweg. Der anthropologischen Untersuchung nach zeigen die um die Kirche im südlichen Teil der Burginsel Bestatteten starken protoeuropiden Charakter und stehen dem mâhri­schen anthropologischen Material nahe (CS. SÓS 1963, 66). Im Gráberfeld Garabonc—ófalu I ruhten hingegen solche Toten, die in erster Linie mit dem anthropologischen Material von Anderten, Mannheim—Vogelstang und Nusp­lingen in enger Beziehung standén, bzw. mit den Grâberfel­dern von Mikulëice und Rajhrad verwandtschaftliche Zü­ge besassen. Hier wurde auch ein Mánnerskelett gefunden, dessen Schádel so künstlich deformiert war, wie dies zu dieser Zeit nur bei den Donaubulgaren üblich war. Im Gráberfeld Garabonc—Ófalu II war eine mit den Ethnika

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