Zalai Múzeum 2. (Zalaegerszeg, 1990)
Trnka, Gerhard: Zum Stand der Erforschung der mittelneolitischen Kreisgrabenanlagen in Niederösterreich
24 Trnka, Gerhard den Felsboden eingetieften Gràben lediglich mit einem Lösssediment, welches an der Oberfláche aufgelegen hat, verfüllt waren. Damit ist womit eine Lagerung oder Aufschüttung des Aushubs bei oder zwischen den Grâben, deren Distanz zueinander lediglich 10 m betrágt, auszuschliessen. Der eindeutige Beweis, dass die Palisadenreihen nicht für eine Wallkonstruktion gedient haben, konnte 1989 an der einfachen Kreisgrabenanlage von Rosenburg (Abb. 3.) erbracht werden: eine glieichfalls frühlengyelzeitliche Schlitzgrube (Verfarbung 44) schnitt das inneren Palisandengrábchen III, woraus zu folgern ist, dass nach der Aufgabe des Kreisgrabens eine fortlaufende Besiedlung (was bereits durch frühere Ausgrabungen bekannt war) in diesem Bereich erfolgte. Da die Sedimentanalysen des Grabens eine langsame, natürlich vor sich gegangene Verfüllung ergeben haben, kommt eine Grabenzuschüttung nicht in Frage. Um nun diese Schlitzgrube anlegen zu können, hátte ein etwaiger Wall vollkommenen entfernt werden müssen, wofür es keine Indizien gibt und was auch nicht anzunehmen ist. Eine vorherrschende Ansicht, dass die Kreisgràben eine kultische Funlktion im Zusammenhang mit paláoastronomischen Beobachtungen besitzen, ist schwer beweisbar. In erster Linie bezieht man sich auf die Ausrichtung der Tore nach den Haupthimmelsrichtungen, die zur Fixierung und Peilung der Himmeilskörper zu bestimmten Jahreszeuten (Winter- und Sommersonnenwende, etc.) angelegt wurden. Dem ist allerdings еп/tgegenzuhalten, dass in vielen Fallen eine ganz betràchtliche Abweichung von den Haupthimmelsrichtungen festzustellen ist (Tab. 1). Topographische Untersuchungen legen vielmehr den Schluss Tabelle 1: Anzahl und Orientierung bzw. Abweichung der Tore (Haupteingànge) von niederösterreichischen Kreisgrabenanlagen. Name Friebritz 2 Glaubendorf 2 Hornsburg 3 Immendorf Kamegg Kleinrötz Mühlbach a. M. (wahrscheinlich 4) Pranhartsberg 2 Puch Rosenburg Steinabrunn Strögen Strass i. Str. Anzahl Orientierung ; Abweichung 3 Nord + 10° Ost + 0,5° Süd + 11° 6 (nicht nach Himmelsrichtungen bewertbar) 2 West —16,5° Ost Innengraben —16° Mittelgraben —17,5° Aussengraben —19° 4 West + 9° Nord + 15,3° Ost + 13,5° 4 West + 12° Nord • '• +11° •• Ost + 12° 1 West + 27° 1 ? Ost + 7° 1 ? Nordost + 32° von Nord 4 West —30° Nord —17,50° Ost —25° • • Süd —16° 2 Nordwest —33° von Nord Südost —33° von Süd 3 ? Nordwest ca. +35°? von West Nordost + 35° von Nord Südost ca. +35°? von Ost 2 West Innengraben +15° Aussengraben +9,5° Ost + 16° unbekannt Südost +37° von Ost