Zalai Múzeum 2. (Zalaegerszeg, 1990)

Lenneis, Eva: Neu Ergegnisse zur Erforschung der ältesten Linearbandkeramik in Österreich

Neue Ergebnisse zur Erforschung der altesten Linearbandkeramik in Österreich 11 burg am Kamp, die dritte Fundstelle, mit deren Untersuchung ich im vergangenen Jahr begonnen habe. Die Lage dieses Platzes ist für eine bandke­ramische Siedlung recht ungewöhnlich. Die ganze Landschaft des mittleren Kamptales ist auch heu­te noch überwiegend von dichtem Wald bedeckt, in dem sich — áhnlich kleinen Inseln — wenige Ackerfláchen auf guten Lössböden finden. Auf einem solchen Acker fand ein Heimatforscher aus Horn einige sehr typische Keramikfragmente der àltesten Bandkeramik (H. MAURER 1975—1977). In den ersten beiden Grabungskampagnen (1988 + 1989) in Rosenburg fand ich die Reste von wohl insgesamt vier Hàusern (Abb. 1). Nur zwei von diesen sind aber einigermassen befriedigend erhal­ten. Eine Besonderheit dieser Siedlung sind vier Schlitzgruben, die im Planum jeweils etwa 2 m láng und nur knapp 20 cm breit waren, aber 1 m — 1,30 m Tiefe erreichen. Eine von ihnen fand sich teilweise unterhalb der östlichen Làngsgrube eines Hauses. Diese Schlitzgruben enthalten meist nur Schnecken und Muschelschalen, selten winzige keramische Scherben. Auf die verblüffenden zoo­logischen Reste aus den Schlàmmproben einer solchen Grube werde ich etwas spàter noch einge­hen. Fundführend waren auch hier in Rosenburg wieder in erster Linie die Lángsgruben der Hâu­ser. Das Fundgut war bisher zwar nicht allzu zahl­reich, enthielt aber seltene Stücke, wie z. B. einen in der Schàftung gebrochenen Dechsel und — als besondere Raritàt — bemalte Keramik. Es handelt sich dabei um einen Gefàssrest mit roter pastoser Bemalung auf der Oberfláche und in den Zierril­len. Nach diesem kurzen Überlick über die Ergeb­nisse der unmittelbaren Tàtigkeiten im Felde nun noch einige vorlàufige Resultate von nachfolgen­den Untersuchungen : Die botanischen Makroreste aller drei Siedlun­gen, also von Neckenmarkt, Strögen und Rosen­burg, bearbeitet derzeit Frau Mag. Angela Kreuz in Frankfurt im Rahmen ihrer Dissertation bei С. С. BAKELS von Leiden, Holland. Erste Ergeb­nisse erwarte ich Anfang 1990. Die Untersuchung der Tierknochen aus den Siedlungen Neckenmarkt und Strögen ist bereits abgeschlossen. Dr. Erich PUCHER vom Naturhi­storischen Museum Wien hat seine Ergebnisse be­reits publiziert (E. PUCHER 1988). Die Erhaltung der Tierknochen war sowohl in Neckenmarkt als auch in Strögen infolge der Kalkarmut des Bo­dens sehr schlecht, wáhrend der wesentlich kalk­reichere Boden von Rosenburg eine teilweise ausgezeichnete Erhaltung der Knochen bewirkte, sodass in den ausgesiebten Resten der Schlàmm­proben sogar Fischgraten, Fischkiefer und Amphi­bienreste zu finden sind. Bemerkenswert ist hiebei besonders, dass die eben genannten Reste von einer Probe aus jenem Bereich einer Schlitzgrube stammen, deren sedimentologische Untersuchung ebenfalls den Hinweis auf stehendes Wasser erge­ben hat. Es waren dies die Ergebnisse von Sieb­analysen, die Univ. Doz. Dr. S. VERGINIS vom Geographischen Institut der Universitàt Wien an mehreren Proben aus den Gruben von Rosenburg vornahm und die eine genaue bodenkundliche Bestimmung der einzelnen Füllschichten ergaben. Alléin durch diese Art der Analyse war jedoch nicht zu klàren, wie die Füllschichten entstanden waren und woher das Fullmaterial stammt. Diese Frage stellt sich als Folge der Aufarbeitung der Keramik aus Lángsgruben von Neckenmarkt und deren ersten Ergebnissen. Dabei zeigte sich narn­lich, dass die einzelnen Teile zahlreicher Gefàsse aus so gut wie alien Teilen einer Grube stammen können. Áhnliches beobachtete auch H. STÂUBLE am Fundmaterial der áltestbandkeramischen Gruben von Friedberg-Bruchenbrücken in der Bundesrepublik Deutschland und zog daraus den Schluss, dass die Gruben zumindest teilweise zu­planiert, also intentionell von Menschenhand ver­füllt worden sind (H. STAUBLE 1988). Andere Forscher f ühren die Verteilung der einzelnen Teile so vieler Gefasse auch auf weit voneinander ent­fernte Abschnitte einer Grube auf die Aktivitaten von Wuhltieren, wie Máusen, Hamstern und der­gleichen zurück. Da die Klàrung dieses Problems für die Interpretation der Funde sehr wichtig ist, habe ich im letzten Sommer Herrn Univ. Doz. Dir. S. VERGINIS gebeten, sedimentologische Unter­suchungen zur Klàrung der Herkunft und Ent­stehung der Grubenfüllungen durchzuführen. Wir haben nun im August dieses Jahres in Rosenburg erstmals vor und wáhrend der Grabung aile hier­für erforderlichen Untersuchungen durchgeführt. Es waren dies Bohrungen vor der Grabung, Ent­nahme von Stechzylindern und sog. „gestörten Proben" wáhrend der Grabung, sowie eine durch­gehende Farbbestimmung der Füllschichten nach pedologischen Prinzipien. Die in Übereinstimmung mit den Erfordernissen der bodenkundlichen Untersuchung gezeichneten Profile, sowie die heuer entnommenen Proben werden derzeit im Labor nach verschiedenen na­turwissenschaftlichen Methoden untersucht. Ich erwarte mit Spannung die Ergebnisse dieser Un­tersuchungen, da sie in jedem Falle Wesentliches zur Aussagekraft unserer Funde beitragen wer­den. Schliesslich steht ja nunmehr die Frage im Raum, ob die Funde aus den Lángsgruben der Háuser nun tatsáchlich aus der Zeit stammen, in der diese bewohnt waren, also — wie bisher immer angenommen — die Funde aus den Gruben die Hàuser datieren oder, ob wir in den Lángsgru­ben den Abfall aus einer unbestimmbar langen Zeitspanne vor der Errichtung der Háuser und aus einem unbestimmbar grossen Bereich der Siedlung vor uns haben.

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