Zalai Múzeum 1. (Zalaegerszeg, 1987)
Gyulai Ferenc: A gyümölcs- és szőlőtermesztés emlékei Fonyód-Bélatelep Árpádkori településről
154 Gyulai Ferenc Denkmàler des Obst- und Weinbaus von der árpádenzeitlichen Siedlung von Fonyód—Bélatelep In der vorliegenden Studie wurden die Obstfunde der árpádenzeitlichen Siedlung von Fonyód-Bélatelep (am südlichen Ufer des Plattensees) bearbeitet. Das Territórium von Fonyód-Bélatelep gehört zum Sumpfgebiet von Nagyberek, das durch Basaltberge [Vár-Berg (233 m) und Sipos-Berg (207 m)] umgeben ist. Nach der Entsumpfung des Moorlandes wurdeder am Plattensees liegende Rand von Nagyberek völlig bebaut und dadurch zum Erholungsgebiet. Westlich der Hànge des Fonyóder Vár-Berges, im Hain von Bélatelep entdeckten Torfstecher die árpádenzeitliché Siedlung mit Pfahlbauten. Auf dem mit Röhricht und Moor umgebenen Gebiet wurden 1934, 1964 und 1981 Ausgrabungen durchgeführt. Auswertbares botanisches Material kam aber nur im Laufe der Ausgrábung im Jahre 1964 zum Vorschein. Dabei legten die Mitarbeiter des Ungarischen Nationalmuseums, des Ungarischen Landwirtschaftlichen Museums und des Balaton-Museums von Keszthely an gemeinsamer Ausgrábung ein Holzhaus und davor einen Wirtschaftshof frei. Wie die Wasserstandangaben der Geschichte des Plattensees darauf hinweisen, kann das Alter der Siedlung im Gegensatz zur typologischen Datierung der Archáologen (HORVÁTH 1968) in die Mitte des 10. Jahrhunderts dauert werden (SÁGI—FÜZES 1973). Die ethnische Zugehörigkeit der einstigen Bewohner der Siedlung wurde aufgrund der sparlichen archáologischen Funde bis jetzt leider nicht vollstandig geklart. Die Obstfunde der Siedlung von Fonyód-Bélatelep von der Mitte des 10. Jahrhunderts nehmen in der archáobotanischen Geschichte Ungarns einen bedeutenden Platz ein. Einerseits zeichnet sich ein Bild über den Wein-und Obstbau unmittelbar nach der Landnahme ab, andererseits kann man als bewiesen betrachten, daű die von den Römern in Pannonién gezogenen Obstarten und die Weintraube die ungarische Landnahme (895) erlebten. Die Bedeutung des reichen botanischen Fundkomplexes, der in der Ausgrábung von Fonyód-Bélatelep 1964 vorkam, wird durch die Tatsache erhöht, daÖ man aus der Landnahmezeit und aus dem Zeitabschnitt unmittelbar nach der Landnahme über ziemlich wenige archaobotanische Funde verfügt (vgl. P. HARTYÁNYI 1981—1983). Dank der sorgfâltigen Sammel- und Konservierungsmethodik, erfolgten keine Anderungen bei den botanischen Funden, die seit 1964 in dem BalatonMuseum von Keszthely gelagert sind. Ihre Bestimmung war also möglich. Aus den bearbeiteten Obstfunden ist auf einen bedeutenden Obstverzehr zu schlieBen. Die einstigen Bewohner der Siedlung bef riedigten ihre Obstansprüche teils durch Sammeln. In der Umgebung könnten sie die folgenden Obstarten eingesammelt habén: Kremmelkirsche (Cerasus mahaleb) L. (MILL.), (halbe Steinschale), HaselnuB (Corylus avellana L.) (ein Eichelfragment), Hagedorn mit einer Narbe (Crataegus monogyna JACQ), (4 Steinschalen), Waldapfel (Malus silvestris L.) MILL, (eine .yertorftes Obst), Traubenkirsche (Padus avium MILL.) " (eine Steinschale), Schleh (Prumus spinosa L.) (6 Steinschalen), ungarische Birne (Pyrus magyarica TERPO) (eine Fruehtmurnie), Ackerholunder (Sambuctus ebulus L.) (6 Samen) und Trapa natans L. ein Eicher). Weitere Obstfunde weisen darauf hin, daB auch die folgenden Obstorten beliebt waren: Aprikose (Armenica vulgaris LAM.) (eine Fruehtmurnie), Kirsche (Cerasus avium (L.) MÖNCH.) (eine Steinschale), Zigeunerweichsel (Cerasus vulgaris MILL. ssp. acida (DUM,/DOST) (11 ganze und eine halbe Steinschalen bzw. zwei. Steinschalenfragmente), NuB (Juglans regia L.) (eine ganze und 7 halbe Steinschalen, ferner 1042 Steinschalenf ragmente), Pfirsich (Persica vulgaris MILL.) zwei ganze und eine halbe Steinschalen, ferner neun Steinschalenfragmente), Pflaume (Prumus domestica L.) (eine Fruehtmurnie), Vogelbeere (Sorbus domestica domestica L.) (ein Samen) und Traube (Vitis vinifera L.) (248 Samen, sieben Samenfragmente). AuBer der Beschreibung der botanischen Funde der Ausgrábung wurden auch die Kenntnisse über die gegebene Obstart und ihre Bedeutung in der untersuchten Epoche zusammengefaBt. Daneben wurde auch die Geschichte des Obst-, Weintrauben- und Heilpflanzenbaus der Zeitspanne nach der Landnahme im Lichte der Fachliteratur bearbeitet. F. Gyulai