Ljudje ob Muri. Népek a Mura Mentén 2. kötet (Zalaegerszeg, 1998)
Erwin Pochmarski (Graz): Römische Grabstelen aus den Municipien Salla, Poetovio, Savaria und Flavia Solva – ein Vergleich
Erwin POCHMARSKI RESUME Das Referat will einem Hinweis nachgehen, den A. Mócsy (RIU II 15) zum Verhältnis der Grabstelen aus den Municipien Salla und Poetovio gemacht hat. Demnach wären die Grabstelen aus dem Municipium Salla wegen der Verwendung von Marmor als Material und aus stilistischen Gründen als Produkte der Werkstätten von Poetovio anzusehen. Es soll nun versucht werden, diese Behauptung anhand typologischer, ikonographischer und chronologischer Indizien zu überprüfen. Im Anschluß daran sollen auch die Stelen aus Flavia Solva in diesen Vergleich miteinbezogen werden. Leider ist die Ausgrabungssituation für Salla von der Menge des erhaltenen Materials alles eher als günstig. Hinzu kommt, daß für keines der drei genannten Municipien eine zusammenfessende Aufarbeitung des skulptierten Materials im Rahmen des CSIR vorliegt. Daher muß man sich für Salla mit der Materialsammlung in RIU II behelfen, für Poetovio mit dem Lapidariumsführer von B. Jevremov und den von V. Hoffilier und B. Saria herausgegebenen AD, für Flavia Solva mit dem Lapidariumsfuhrer der Sammlung des Landesmuseums von W. Modrijan und E. Weber bzw. dem Katalog der Steindenkmäler von Schloß Seggau bei Leibnitz von M. Hainzmann und E. Pochmarski; hinzu kommen natürlich noch verschiedene Einzelaufsätze. In typologischer Hinsicht ist das Material der römischen Grabstelen in Noricum und Pannonién von A. Schober 1923 zusammengestellt worden. Seither hat sich nicht nur die Zahl der bekannten und zugänglichen Stelen stark vermehrt, auch die Forschung ist von den oberitalischen Grabstelen ausgehend, die entscheidenden Einfluß auf das Material in den Nordprovinzen des Römischen Reiches hatten, zu etwas differenzierten Ansätzen gelangt. Während A. Schober die von ihm entworfene Typologie im wesentlichen von der Binnengliederung der Grabstelen abgeleitet und dabei eine Entwicklung von einfachen zu komplexen Dekorationen festgestellt hat, wollte in letzter Zeit H. Pflug die Porträtstelen in Oberitalien vor allem von der äußeren Gliederung der Stelen her typologische einteilen: Binneneinteilung und äußere Gliederung sah er als zwei voneinander unabhängige Variablen an. Die von A. Schober und H. Pflug entwickelten typologischen Kriterien sollen versuchsweise auf das Stelenmaterial aus Salla im Vergleich zu den Stelen in Poetovio und Flavia Solva angewendet werden. Dabei zeigt sich auf den ersten Blick, daß es sich in Salla in den meisten Fällen, die sich einer Beurteilung aufgrund der schlechten Erhaltung nicht entziehen, der äßeren Form nach um sog. Aedicula-Stelen (nach Pflug) mit einer architektonischen Rahmung handelt. Von der Binnengliederung her reicht das Spektrum von einfachen Stelen, deren bildlicher Schmuck sich auf das Giebelfeld beschränkt, bis zu reich dekorierten Stelen mit Sockelbild, Hauptbild und Zwischenstreifen. In ikonographischer Hinsicht erlaubt ein Motiv, das auf zahlreichen Grabstelen von Noricum und Pannonién auftritt, auch für die Stelen aus Salla, Poetovio und Flavia Solva einen interessanten Vergleich. Es handelt sich dabei um die girlandenhaltenden Eroten, die auf einer Stele aus Zalalövő als Hauptbild fungieren, uns aber auch von Stelen aus dem Gebiet von Poetovio als Sockelbilder, aus dem Gebiet von Flavia Solva wieder als Hauptbilder geläufig sind. Aussagen zur Chronologie der Stelen lassen sich anhand epigraphischer Kriterien, aber auch aufgrund der agestellten typologischen und ikonographischen Überlegeungen treffen. Die 52