„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)
Kostyál László: Der Kirchenmaler Stephan Dorffmaister I. 1760–1780
mit erstaunt und ergeben ausgebreiteten Armen auf Wolken gegen Himmel, umschwärmt von Engeln, wobei einer seinen Bischofstab, ein anderer - auf die Legende hinweisend - den entzweigeschnittenen Soldatenmantel und sein Schwert trägt. Unter dieser Szene gruppieren sich ihn verehrende Leute, wobei rechts im Vordergrund der Bettler, umhüllt mit der zweiten Hälfte des roten Mantels, und in der Mitte eine Frau mit einem Kind im Schoß (diesmal bekleidet) sitzen. Die ganze Szene ist überschaubar, gut und locker komponiert, doch sind die Figuren schematisch, mit theatralischem Gestus gestaltet. Die nächsten zwei Jahre waren die vielleicht fruchbarsten seiner ganzen künstlerischen Laufbahn. Die Chronologie der in dieser Zeit entstandenen Bilder ist innerhalb der einzelnen Jahre ziemlich unsicher und es gibt kaum die Möglichkeit hier eindeutige Klarheit zu schaffen, obwohl es einigen Anlaß gäbe interessante Schlüsse zu ziehen. In dieser Periode beschäftigte Dorffmaister offenbar mehrere Gehilfen. Doch können wir dies nicht direkt beweisen, da sich ihre Hand von der des Meisters selbst kaum oder gar nicht unterscheiden läßt. Daraus folgt übrigens, daß die Zuschreibung zur „Werkstatt Dorffmaisters" bestenfalls auf Grund der künstlerischen Manier erfolgen kann und nicht unbedingt durch ein namentliches Mitglied dieser Werkstatt abgedeckt ist. 1779 malte Dorffmaister im Auftrag von Ferenc Horváth, dem Pfarrer der Kirche von Kemenesszentpéter im Komitat Vas, die dortige Kirche aus. 20 Das Hochaltarbild „Der betende Petrus" ist auf Leinwand, die Seitenaltäre, die jeweils Begebenheiten aus dem Leben des Heiligen Petrus zum Thema haben, sind als Fresken an die Wand gemalt. In das Gewölbe malte er eine Kuppel, die die Himmelfahrt Christi zeigt (Abb. IL). In den Gewölbezwickeln sehen wir die Kirchenväter. An manchen der Figuren von Kemenesszentpéter scheint noch einmal der Schwung und die Expressivität aus den Werken des jungen Meisters aufzuleuchten. Im Kuppelfresko wird Christus von einer Engelschar begleitet, während die zurückbleibenden Apostel mit gegen den Himmel erhobenen Blicken und Armen beten. Unter ihnen ist auf dem Felsen die Fußspur des Heilands und daneben die trauernde Muttergottes zu sehen, eine seltene Darstellung, die auf spätmittelalterliche Traditionen zurückgeht. 21 Dieses im 18. Jahrhundert schon archaische Motjv wiederholte übrigens 1806 der oft aus dem Formenschatz des Vaters schöpfende Stephan Dorfmeister der Jüngere in seinem Hochaltarbild für die Kirche in Galambok. In den drei Szenen der Petrus-Geschichte - „Der wunderbare Fischzug", „St. Peters Gang über das Wasser" und „Die wunderbare Befreiung aus dem Kerker" - herrscht ein erzählender Ton. Die Kompositionen sind ausdrucksvoll und konzentriert, lediglich die Figur des von einer Wolke herabschauenden Engels am oberen Teil der Fischfangszene stört etwas (dieser ist übrigens eine exakte Wiederholung des Engels auf dem Hauptaltar). Dorffmaister muß übrigens bei diesen Arbeiten ein streng vorgeschriebenes Programm bekommen haben, da er die in Császár erarbeiteten Schematas hier nicht wiederbenützt. Sowohl zeitlich als auch geographisch nahe zu den Fresken von Kemenesszentpéter sind die Wandund Altarbilder von Kenyéri, dessen Auftraggeber die Familie Cziráky war. 22 Dorffmaister malte hier nur den Chor aus (Abb. 12.). Offensichtlich unter Zeitdruck malte er sowohl das Hochaltarbild, als auch die „Taufe Christi" an der Seitenwand als Replik früherer Werke. Auch das Deckenfresko ist eine (frühere? oder spätere?) Variante der im selben Jahr gemalten „Heiligen Dreifaltigkeit" in Nova. Das Hochaltarbild zeigt eine „Visitation" und wiederholt das Bildschema des Chor-Gewölbes von Türje (wie auch später, 1781, in Toponár und 1793 in Szarvaskend). Die ursprüngliche Komposition wurde etwas umgestaltet (dem Format angepaßt), wesentlich erweitert und durch Engel und andere Begleiter mystischer gestaltet. Der Gesamteindruck der Wandbilder leidet leider durch Ubermalung sehr, sodaß das Grisaille Bild an der Südwand des Altarraumes, das die „Taufe Christi" zeigt, nur mehr die Idee des Meisters erkennbar ist. Sie verrät uns eine enge Verwandtschaft zu den Bildern in Nova und Császár und weist charakterische Merkmale des im weiten Kreis verbreiteten Topos auf. Die gemalte Architektur des Hochaltares zeugt bereits von dem eingetretenen Geschmackswechsel: das Altarbild umrahmt nicht mehr ein Aufbau mit runden Säulen, sondern flache, von klassizistischen Pilastern gegliederte Pfeiler. Den Zeitdruck des vielbeschäftigten Malers spürt man auch bei den Auftrag der Stadt Sopron gefertigten 23 Gemälden in der Kapelle des Balfer Bades. Das Bild des Heiligen Joseph mit dem Jesukind am Hochaltar ist ziemlich routinehaft, obwohl es sich im Oeuvre Dorffmaisters nicht wiederholt. Auf dem kleinen Bild mit RokokoUmrahmung über dem Tabernakel erscheint Maria - und dies ist eine ikonographische Perle - als die Verlobte des Heiligen Geistes. 24 An der Decke des Chors erscheint in ovalem Rahmen ein Engel, der eine Posaune bläst, die ausgesprochen nichtssagende, ja peinlich leere Komposition vermittelt den Eindruck, daß diese nicht fertiggestellt wurde. Man hat Grund anzunehmen, daß es sich hier um die Arbeit eines Gehilfen handelt. Das Fresko am 38