A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 19-20. 90 esztendős a "Veszprémvármegyei" múzeum. Jubileumi évkönyv (Veszprém, 1993-1994)

Kovács Tibor: Újabb adatok a mészbetétes kerámia kultúrájának fémművességéhez

NEUERE BEITRÄGE ZUR METALLKUNST DER KULTUR DER INKRUSTIERTEN KERAMIK Von der Metallkunst der in der westlichen Hälfte des Karpaten­beckens (in Transdanubien vom südwestlichen Donaustreifen bis 1—5 zur Drau) gelebten Population konnte sich die Forschung nur aufgrund der bisher größtenteils auf dem Kerngebiet zum Vorsche­in gekommenen Hortfunde und der ziemlich geringen authenti­schen Siedlungs- und Grabfunde ein gewisses Bild verschaffen. Deshalb können die neueren geschlossenen Funde, die wir anderen­orts bereits eingehend ausgewertet haben (KOVÁCS 1994a), zur weiteren - sich auf das komplette Quellenmaterial stützenden ­überaus aktuellen zukünftigen Bearbeitung der inneren Gliederung der Kultur einen Anhaltspunkt bilden. Dies bezieht sich auch auf die weiter unten vorgeführten, am nördlichen (Veszprém) bzw. südlichen (Zamárdi) Ufer des Balaton zum Vorschein gekomme­nen zwei Gräber, die wir im weiteren - vor dem oben angedeuteten zusammenfassenden Überblick - dank ihrer in dieser Gegend selte­nen Metallgegenständen hervorheben möchten. Im Gräberfeld von Zamárdi wurden früher 14 Gräber erschlos­sen. 1977 legte Katalin Wollák weitere 5 Gräber frei. Von den letzteren war Grab 1 gestört, zeigte - laut der Ausgräberin - eine Urnenbestattung. Seine Beigaben sind die folgenden: Schaftlochaxt (Abb. 1.), vierhenklige Urne (Abb. 1., 1.), sowie die Fragmente ei­nes Henkelkruges (Abb. 2., 6.), von Henkeltassen (Abb. 2., 2-3., 5.) und eines Topfes (Abb. 2., 4.). Seit der grundlegenden Studie von L. Hájek 40 befaßte sich die Forschung vielseitig mit den von ihm Kftënov-Typ genannten Schaftlochäxten, jedoch konnte es nicht betreffs der Herkunft, der typologischen Aufteilung, sowie der Zeitgrenzen ihrer Anwendung zu einer Übereinstimmung kommen. Statt der zum Teil übereinstimmenden, zum Teil abweichenden Gruppierungen geben wir folgende Typen an: Typ I: Äxte mit halb­ovaler Endung des Nackens; Typ II: Äxte mit fächerartig erwei­ternden Nackenendung; 4 Typ III: Äxte von Kftënov-Typ. 49 Ob­wohl sich die Gebrauchszeit der zu den einzelnen Typen gehören­den Exemplare zum Teil überdeckt, drückt die von uns empfohlene Reihenfolge im großen und ganzen den Entstehungsvorgang des Typenkreises, der chronologischen Konzentration seiner Verbrei­tung aus. Das Exemplar von Zamárdi (Abb. 1.) gehört in den Typ II. Der Form und den Proportionen nach sind seine allernächsten Analogien an den folgenden Stellen zum Vorschein gekommen: Budapest - Fő utca, Dunaújváros A Grab 38, Megyaszó Grab von diesen vier Äxten repräsentierte Variante war au­ßerhalb des Karpatenbeckens nicht allzusehr verbreitet. Als ein von hier stammendes Importstück kann das einzige, ähnliche, in Nord­deutschland (Quastenberger Koppel) zum Vorschein gekommene Exemplar betrachtet werden. 68 Von den erörterten, aus Ungarn stammenden Steinäxten wurden drei aus Gräbern zutage gefördert. Ihre grobe Datierung: das Exemplar von Megyaszó war in dem die mittlere Phase der Füzesabony-Kultur repräsentierenden Grab; die Bestattung aus Dunaújváros wird von I. Bona in die Phasen II­III der Vatya-Kultur (mittlere Bronzezeit III) datiert; 70 das Grab von Zamárdi vertritt aufgrund seiner - zumeist fragmentierten Ge­fäße - mit großer Wahrscheinlichkeit die jüngere, jedoch nicht die allerspäteste Phase der Kultur der inkrustierten Keramik. Im südlichen Gebiet der genannten Kultur kamen der erste aut­hentische Gußmodel der Schaftlochäxte (Pécs-Szabolcs, Typ II) , sowie eine in Typ II gehörende Bronzeaxt (Siklós-Ziegelei) ans Tageslicht. Aus all diesem können wir daran denken, daß den Schaftlochäxten, insbesondere ihrem Typ II in der Bewaffnung der Kultur der inkrustierten Keramik eine ernstere Rolle zugefallen ist. Die zwei Äxte von Kftënov-Typ (I) aus Mórichida, Iza (nördlicher Donaustreifen) sind Streufunde. Letztere lassen sich entweder an die erörterte Kultur - und dies scheint wahrscheinlicher zu sein -, oder an die im gegebenen Gebiet ihr folgenden Population 74 und die von diesen einen abweichenden Typ vertretende Axt von Kórós an die Szeremle-Kultur knüpfen. Mehrere Gräberfelder der Kultur der inkrustierten Keramik wur­den früher im Stadtzentrum von Veszprém registriert. Zu einem dieser Gräberfelder (Bajcsy-Zsilinszky-Str. 46a.) dürfte jenes Grab gehört haben, das 1975 von Péter László und Sylvia Palágyi ersch­lossen wurde. Beigaben des Grabes: Randleistenbeil (Abb. 3., 4.), Nadel von Wetzleinsdorfer Typ (Abb. 3., 3.), verzierte und unver­zierte, vierhenklige, größere Gefäße (Abb. 3., 1., 5.), unverzierte Töpfe (Abb. 3., 2., Abb. 4., 2.), Schüsseln mit eingezogenem Rand (Abb. 4., 1., 4-5.), Henkelkrüge (Abb. 4., 3., 6.). Die Inkrustation der Gefäße ist stellenweise mangelhaft. Ein Großteil der Asche wurde in der einen Schüssel bzw. im größeren verzierten Krug ge­funden. Den bisherigen Bearbeitungen nach waren die dem Stück von Veszprém ähnlichen Nadeln Wetzleinsdorfer Typs im mittleren Donaubecken zur Periode BB 1 in Mode. Die Mehrheit der hier zu erwähnenden transdanubischen Nadeln kam in Streufunden, mei­stens mit Metallfunden von Koszider-Typ zusammen zum Vor­schein (Velemszentvid, Sármellék, Szigliget, Dunaalmás, Szob, Várpalota, Dunaújváros: Grab- und Hortfund). 8_8 Aus der östlich von der Donau gelegenen Gegend sind uns zwei Exemplare be­kannt: aus Rákóczifalva (Streufund aus einem Gräberfeld), Szeged­Röszke (Streufund mit Metallen von Koszider-Typ und aus der Hü­gelgräberzeit). Die aufgezählten Funde weisen darauf hin, daß sich die Nadeln von Wetzleinsdorfer Typ in unserem Gebiet in der Koszider-Periode bzw. in der Frühhügelgräberzeit verbreitet haben. Dem Randleistenbeil von Veszprém (Abb. 3., 4.) ähnliche Stücke liegen - in geschlossenen Funden - in den Koszider-Hortfunden vor (Sárbogárd, Kom. Somogy). Eine wichtige Angabe liefert uns Grab 41 von Pitten, in dem neben einem, unserem Stück ähnli­chen Randleistenbeil sich eine Nadel von Wetzleinsdorfer Typ, ein langer Griffplattendolch mit vier Nieten und Gefaßfragmente mit Litzenverzierung befunden haben. Aus all diesem folgend ist das erörterte Grab von Veszprém eine der jüngsten Bestattungen der Kultur der inkrustierten Keramik. Infolgedessen bieten die hier ge­fundenen Gefäße einen beachtenswerten Anhaltspunkt zur stets si­chereren Absonderung der späten inkrustierten Keramiktypen. Es ist demnach nicht weiter verwunderlich, daß man keramische Fundkomplexe mit den Gebäßen des Grabes von Veszprém ähnli­cher Typenzusammensetzung nicht entdecken konnte. Mit Ausnah­me der Urne (Abb. 3., 1.), ~ der zweihenkligen Schüssel (Abb. 94—95 98-^99 4., 1.) und des einen Kruges (Abb. 4., 6.) können wir eher nur verwandte Stücke, als richtige Analogien zu den Gefäßen des Grabes finden. Obwohl das Gesagte in sich noch nicht als ein entscheidender Beweis betrachtet werden kann, läßt es sich aufgrund des Grabes von Veszprém dennoch voraussetzen, daß die Kultur der inkrustier­ten Keramik nördlich vom Balaton weitergelebt hat (selbst noch in der Koszider-Periode, d.h. in der Periode BB1), wie dies von der ungarischen Forschung früher, zwar nicht in einheitlicher Auffas­sung, vermutet worden ist. DR. TIBOR KOVÁCS Magyar Nemzeti Múzeum H-1088 Budapest Múzeum krt. 14-16. 128

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