A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 18. (Veszprém, 1986)

Uzsoki András: Kenesei Péter tihanyi kapitány címeres ezüstkelyhe

dorf (ung. Höltövény) bei Hermannstadt (ung. Brassó) wurde dieser gotische Kelch aufgefunden, der ebenfalls öfters verän­dert wurde. Am Cuppabecher ist ein ungarischer und ein lateinischer Text zu lesen und dazwischen befindet sich ein Wappen: aus der Krone des Wappenschildes erhebt sich der Oberkörper eines Einhorns, dessen Hals von einem Pfeil durchbohren ist. Laut des ungarischen Textes hat István Kakoni den Kelch im Jahre 1613 „zu Ehre Gottes" der Kir­che geschenkt, also mit demselben Ziel, wie in Balatonfüred, aber die Ortschaft wird nicht benannt. Dem lateinischen Text nach hat Johannes Frisch den Kelch der Heldsdorfer Kirche im Jahre 1659 geschenkt. Dieser Kelch wurde von Roth auf das XVI .-te Jahrhundert datiert, aber alle Veränderungen und Ergänzungen wurden im XVII-ten Jahrhundert vorgenom­men. Die Studie beschäftigt sich ausführlich mit dem ikonog­raphischen Programm der an den sechs Pässen des Fusses des Balatonfüreder Kelches eingravierten Darstellungen. Die Darstellung von Agnus Dei, d. h. des Lammes Gottes ist ein altes kirchliches Symbol, doch fremd für die protestantische Kirche, es kann also nur aus katholischen Wurzeln entstam­men. Von der Darstellung, die wir als Veronikas Tuch bezei­chnen, stellte sich heraus, dass es sich hier nicht um das Tuch der Gestalt der Apocryphlegende der nie gelebten Veronika handelt, sondern um eine andere Gestalt einer ebenfalls Apo­cryphlegende, den König von Edessa Abgar. Auch das sog. Abgar-Tuch ist ein mandylion, an dem - den Überfieferun­gen nach - ebenfalls das Antlitz Christi zu sehen ist. Am Fusse des Kelches ist ein solches Abgar-Tuch zu sehen. Aus dem Jahre 1506 ist in Ungarn der Winkler-Kodex bekannt, ein für Nonnen in ungarischer Sprache geschriebener und verschiedene religiöse Themen enthaltender Kodex, wo ausführlich über das Abgar-Tuch und damit im Zusammen­hang über den Judas Thaddäus geschrieben wird. Aufgrund dessen meinen wir, dass der Manneskopf, der im Profil am Kelchfuss dargestellt ist, wahrscheinlich der Apostel ist, was übrigens auch durch ein ikonographisches Symbol bestätigt wird: hinter den Kopf ist ein kreuzförmiger Lichstsrahl, der Christus-Nimbus zu sehen, der nur Christus gebührt. Das soll das Licht sein, das das Antlitz Christi verdeckt und so sah auch König Abgar den Judas Thaddäus, als er ihn zum ersten Mal erblickte, und davon hat er erkannt, dass der Apostel der Bote Gottes ist. Unserer Meinung nach war das die erste Darstellung des Abgar-Tuches und Judas Thaddäus in Ungarn und so kann die Anfertigung des Kelches auf die erste Hälfte oder Mitte des XVI-ten Jahrhunderts datiert werden. Der Auftraggeber konnte keinesfalls protestantisch gewesen sein, es muss unbedingt eine katholische kirchliche Person gewesen sein. Unter den anderen drei Darstellungen ist der rechts­geschrägte Schild, der einen sog. dekadenten Wappenschild aus dem XVI-ten Jahrhundert darstellt, von keiner Bedeutung. Der Mann im Panzer mit einer Fahne in der Hand und mit einer Barettmütze auf dem Kopf ist eine typische Figur des XVI-ten Jahrhunderts. Es kann sein, dass sie den aus dem Evangelium bekannten Hauptmann aus Kafarnaum darstellt. Das sechste Bild ist ein Manneskopf mit einem anti­ken Helm. Es handelt sich hier vielleicht um den ebenfalls aus dem Evangelium bekannten Soldaten, der nach dem Kreuztod die Brust Christi mit der Lanze durchstoch. Er wur­de später in den Überlieferungen Longinus genannt und er soll in einem Kelch das Blut Christi aufgefangen haben. Die drei Darstellungen sind alle im Zusammenhang mit Ehre Christi und stimmen gut mit den Verzierungen an dem in der Messe eine wichtige Rolle einnehmenden Kelch über­ein. Über den Nodus wurde schon erwähnt, dass er ein origi­neller Teil des Kelches ist, was auch durch die Parallele, die aus den Schmiedekunststücken aus Nürnberg aus den XV­XVI. Jahrhundert stammen, bestätigt wird. Es wurde eine spätgotische Rekonstruktionen des Kelches durchgeführt, wo mit Strichellinien der abgeschnittene Mün­dungsrand des Cuppabechers, der abgeschnittene untere Rand und der fehlende Teil des Fusses eingezeichnet wurden. Ne­ben den eingezeichneten ursprünglichen gotischen Teilen wurde am Cuppabecher mit Querstrichen die Stelle des feh­lenden Cuppakorbs angezeichnet. Der in solcher Weise re­konstruierte Kelch wird ursprünglich zirka 26 cm hoch ge­wesen sein und so entspricht er den Ausmassen nach den Proportionen eines gotischen Kelches, da er so viel dünner aussieht. Ein Kelch solcher Ausmassen war wahrscheinlich nicht nur ein einfacher Messkelch, er wird auch zu anderen Zwek­ken gedient haben. Er könnte z. B. in grösseren Kirchen am Gründonnerstag gebraucht worden sein bei der Messe, wo alle zur Kirche gehörenden Kleriker gemeinsam an der Kommu­nion teilgenommen haben. Die Kirche feiert nämlich an die­sem Tag das letzte Abendmahl d. h. die erste Messe, die la­teinische Benennung des Gründonnerstags weist auch darauf hin: Feria quinta in Coena Domini. Vom V-ten Jahrhundert an nennt man in Gallien diesen Tag den Geburtstag des Heiligen Kelches: natalicia calicis. Der Balatonfüreder Kelch wahrscheinlich wird ursprünglich auch einem solchen Zweck gedient haben, was auch die prunkhafte Ausstattung zu bestätigen scheint. Aus den bisher Gesagtem kann die Schlussfolgerung gezo­gen werden, dass der Kelch ursprünglich einer Bischofs-, Kloster- oder Abteikirche, also einer grösseren reicheren Kirche gehörte und dort seine Funktion erfüllte. Diesen Platz kann man jedoch nicht mehr feststellen. Es steht nun die Frage, wie der Burgkapitän Peter Kenései, der refor­miert war, zu diesem besonderen Kelch kam? Im ersten Drittel des XVII-ten Jahrhunderts wurde Trans­danubien von zwei Kiregszügen getroffen, im Jahre 1605 wurde ein Teil von den Heerestruppen von Bocskai, bald 1619-1620 von dem Heer von Bethlen besetzt. Sowohl bei dieser Okkupation, als auch durch den Kontakt mit tür­kischen Soldaten gab es die Möglichkeit, bei Handeleien un­ter den Soldaten (Kauf-Verkauf, Tauschereien) und Brand­schatzungen einen so wertvollen Kelch zu erwerben. Den da­maligen Kriegsereignissen folgend, könnte man an den Kriegs­zug von Bethlen denken, da Kenései zu dieser Zeit Leut­nant der Pápaer Burgwache war. Wahrscheinlich hat er dann den Kelch erworben und dann später, als er zum Kapitän der Tihanyer Burg ernannt wurde, schenkte er ihn im Jahre 1622 der Kirche der Füreder reformierten Kirchengemeinde. Der Sitte der damaligen Zeiten entsprechend hat er den Schenkungstext und sein Wappen eingravieren lassen. 397

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