A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 18. (Veszprém, 1986)
Tamási Judit: A nagyvázsonyi Kinizsi-vár doboz alakú csempékből rakott kályhája
JUDIT TAMÁSI DER AUS SCHACHTELFÖRMIGEN KACHELN AUFGESETZTE OFEN DER BURG VON NAGYVÁZSONY In der vorliegenden Arbeit wird erzielt, die höchst bedeutsame, aus der Blütezeit der Kinizsi-Burg von Nagyvázsony stammende Gruppe spätmittelalterlicher Ofenkacheln darzustellen. Beschreibung der Kacheln Die behandelte Kachelgruppe, die sogenannten schachteiförmigen Kacheln vertreten eine spezifische Variante in dem Kachelfundmaterial. Sie verfügen über (fast) vertikale, rechtwinklige Seitenwände, ihr plastisch verzierter Boden ist nach aussen gewandt. Jede der Gruppe angehörende Kachel wurde in zwei Schichten (dunkelrosa-hellgelb) ausgebrannt und mit grüner Bleiglasur überzogen. Die hierzu zählenden, teils unrekonstruierbaren, teils auf Grund von Analogien rekonstruierten 11 Kacheltypen sind auf den Abbildungen 1 —15. zu betrachten. Rekonstruktion und Lokalisierung Aus unseren schachteiförmigen Kacheln hat nur ein Ofen mit kubischem Unter- und Oberteil aufgebaut werden können, obwohl die zeitgenössischen Darstellungen der aus schachteiförmigen Kacheln aufgesetzten Öfen eher für die Anwendung eines polygonalen Oberteils sprechen. (Abb. 16., 18.) Das interessanteste Element unseres rekonstruierten Ofens ist die längs durchgeschnittene Eckkachel, deren Sonderfunktion darin bestand, dass hinter ihren Boden — da sie nur eine Seitenwand hatte - die nächste, ihr sich im Rechtwinkel anschliessende Kachel eingeschoben werden konnte. Im Falle des Feuerkastens haben wir mit der Grösse der Löwenkachel (Typ 3) gearbeitet, der sich stufenweise verengende Oberkörper war aufgrund der sich gleichmässig verengenden Kacheltypen ganz eindeutig zusammenzustellen. (Abb. 19.) Leider stehen uns gar keine Anhaltspunkte darüber zur Verfügung, wo dieser ungefähr 3 m hohe Ofen in der Burg gestanden hat. Fragen der Werkstatt und der zeitlichen Einordnung In unserem Material lassen sich zwei kleinere Gruppen von Kacheln absondern, die uns in der Datierung und der Bestimmung der Werkstatt beihilflich sein können. Die erste Gruppe (Typ 2 und 3) stammt aus der wohl bekannten, in die 50er Jahre des 15. Jahrhunderts datierten Werkstatt des Budaer Ritterofens. (Abb. 20.) Zu der anderen Gruppe gehören die Rosettenkachel, die aufgrund von stilistischen Erwägungen ins Ende des 15. Jahrhunderts datiert wurde, weiterhin die Wappen- und die Pagenkacheln. Letztere sind Erzeugnisse einer königlichen Werkstatt vom Ende der Regierungszeit des Ungarnkönigs Matthias, die immer mit demselben Musterinventar gearbeitet, die Verzierung der erzeugten Kacheln aber den Ansprüchen des Auftraggebers entsprechend manchmal modifiziert hat. So wurden z. B. die Pagenkacheln - im Vergleich zu ihren Visegrader Analogien - verengt, halbiert oder längs durchgeschnitten, bzw. unten mit einem leeren Streifen erhöht. Da der steirische Panther (Typ 4/c) auf die österreichischen Kriege des Königs Matthias hindeutet und dadurch die Kacheln in die 80er Jahre des 15. Jahrhunderts einordnen lässt, und da der schachteiförmige Ofen der Nagyvázsonyer Burg höchst wahrscheinlich zur Zeit des von Kinizsi beanspruchten grossen Umbaus (80er Jahre des 15. Jahrhunderts) aufgesetzt wurde, muss die bisher festgestellte Chronologie der dazugehörigen Kacheln aus der Werkstatt des Budaer Ritterofens und damit die chronologische Bewertung der ganzen Werkstatt überprüft werden. Sich an die tschechische (Smetánka, Kouba) und mährische (Michna) Forschung, weiterhin einige ausländischen (Franz) und einheimischen (Feld) Kollegen knüpfend sind wir der Meinung, dass die in Ungarn und in den Nachbahrländern bekannten originalen Exemplare des Ritterofens nicht früher als in den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts aufgestellt werden konnten. Dafür sprechen auch die baugeschichtlichen Beweise mehrerer Fundorte (Eger, Egervár, ötvöskónyi, usw.). Ihre Werkstatt, deren Erzeugnisse sich in vielen Varianten auf einem ungewöhnlich grossen Gebiet verbreitet haben, hat ungefähr 25 Jahre lang, von den 70er Jahren bis zum Ende des 15. Jahrhunderts gearbeitet, und ist inzwischen in einer bisher noch nicht geklärten Weise mit der die Rosetten-, Wappen- und Pagenkacheln produzierenden Werkstatt (oder Werkstätten?) in Verbindung geraten. Der Schwerpunkt ihres Betriebes fiel in die 1480er Jahre - damals entstand auch der aus schachteiförmigen Kacheln bestehende Ofen der Nagyvázsonyer Burg. 259