A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 17. (Veszprém, 1984)

Hudi József: Adatok Zala megye és a Káli-medence közbiztonságának történetéhez a XIX. század első felében

JÓZSEF HUDI ANGABEN ZUR GESCHICHTE DER ÖFFENTLICHEN SICHERHEIT IM KOMITAT ZALA UND IM KÁLER BECKEN IN DER ERSTEN HÄLFTE DES XIX. JAHRHUNDERTS Die Studie wurde auf Wunsch des Bakony-Museums in Veszprém als Teil jenes langfristigen Instituts­forschungsprogramms angefertigt, dessen Ziel die komplexe historisch-ethnologische Erschließung der Niederlassungen im Káler Becken ist. Mit der Geschichte der öffentlichen Sicherheit in XIX. Jahrhundert hat sich für lange Zeit nur die Eth­nologie eingehend und mit wissenschaftlichem An­spruch befaßt. Die rechts-, verwaltungs- und ortsge­schichtliche Forschung kam erst in den letzten zwei Jahrzehnten in Schwung und brachte auch auf diesen Gebieten neue Ergebnisse. Der Autor möchte mit der Charakterisierung der öf­fentlichen Sicherheit in den Jahrzehnten vor 1848 zu den sicherheits- und verwaltungsgeschichtlichen For­schungen beitragen. Die Studie besteht aus vier Kapiteln: im ersten gibt der Autor einen Überblick über die bisherigen For­schungen und legt kurz jene Wirkung dar, die das Ver­brechen im XIX. Jahrhundert auf die Volksdichtung und die Künste, besonders auf die Literatur und die Filmkunst, ausübte. Im zweiten Kapitel greift er die öf­fentliche Sicherheit in Ungarn in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts und die charakteristischen Züge der sogenannten Betyarenwelt heraus, erläutert die Be­deutung des Begriffe Betyár und unterscheidet auf­grund der bisherigen Forschungen zwei Typen des Be­tyars: den Pferdebetyaren der Tiefebene, dessen Le­bensform sich an die im XVIII. — XIX. Jahrhundert sich voll entfaltende Großtierhaltung in der Pußta band, und den Betyárén Transdanubiens und der Berggegen­den, der zu Fuß ging oder mit einem Pferdewagen fuhr, ein Waldleben iührte und dessen hauptsächlichste Un­terhaltsform neben dem Diebstahl die Ausplünderung und Ausraubung von Reisenden war. Der Autor weist darauf hin, daß der Grund für die Existenz der Betya­renwelt — genau wie für ihre Entstehung — in erster Linie in der überholten Soldatenstellung des österrei­chischen Reiches zu suchen ist: die Soldatenstellung er­folgte nämlich in der Praxis zum größten Teil mit Ge­walt — mit der Gefangennahme der jungen Burschen. Die Dienstzeit betrung 10 Jahre, und wer nicht Soldat werden wollte, geriet außerhalb des Gesetzes, d.h., sie wurden geächtet. Die Geschichte der öffentlichen Si­cherheit vor 1848 kann in drei charakteristische Ab­schnitte unterteilt werden: der erste Abschnitt dauerte vom Beginn der Napoleonischen Kriege bis an das Ende der zehner Jahre, der zweite umfaßte die zweite Hälfte der zwanziger Jahre und der dritte das erste und zweite Drittel der dreißiger Jahre. Im ersten spielen die Krie­ge eine bedeutende Rolle, in den folgenden Zeitabschnit­ten wiederum die finanzökonomische Inflation, die Ab­wechslung der konjunkturellen und dekonjunkturellen wirtschaftlichen Abschnitte und die infolge der Entfal­tung der bäuerlichen Warenproduktion eintretende ge­sellschaftliche Mobilisierung, welche bedeutende Mas­sen an die Peripherie der Gesellschaft drängte. Die Be­tyarenwelt, das „Volksbanditentum", war das gesell­schaftliche Produkt der tiefgreifenden Krise des feuda­len Ungarn. Das Betyarenleben, welches der Autor ebenfalls im zweiten Kapitel charakterisiert, bedeutete in erster Linie eine spezielle Lebensweise: den dauer­haften Zustand des außerhalb der Gesellschaft Stehens, der für die geächteten Menschen eine ständige Lebens­gefahr bedeutete. Die Betyárén organisierten sich zum Selbstschutz in kleinen Banden von 4-8 Personen, die unter der Leitung eines Führers standen und sich in ständiger Bewegung befanden. Ihre Versorgung mit Le­bensmitteln und Munition wurde durch die an der Pe­ripherie der Gesellschaft lebenden Schichten — haupt­sächlich Schäfer und Schweinehirten — abgesichert. Das dritte Kapitel verfolgt die Veränderungen der öf­fentlichen Sicherheit im Komitat Zala und das vierte Kapitel die Veränderungen im Káler Becken. Das Komi­tat Zala regelte wie die meisten Komitate Transdanu­biens schon zur Zeit der Napoleonischen Kriege in mehreren Beschlüssen und Statuten die öffentliche Si­cherheit, versuchte in den zehner Jahren die Auflösung der Räuberbanden mit Waffengewalt und arbeitete re­gelmäßig mit den benachbarten Komitaten zusammen. Mit der Einführung des Standrechts wurden in mehre­ren Fällen erfolgreiche Aktionen zur Ergreifung der berühmten Räuber organisiert. Die bedeutenste Aktion führten 1836 und 1837 die Komitate des mittleren Trans­danubiens durch: das Ergebnis der erfolgreichen Treib­jagd war, daß die Sobri-Bande liquidiert wurde. Damit ging auch symbolisch die Blütezeit der Betyarenwelt in Ungarn zu Ende. Auch die öffentliche Sicherheit des Káler Bekkens wurde in der Mitte der dreißiger Jahre erschüttert: im Jahre 1836 gefährdete die Sobri-Bande die Sicherheit von Leben und Gut. Die Bezirksstuhlrichter versuchten mit der Mobilisierung der Armee des Komitats, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Die öffentliche Sicherheit des Káler Beckens in den Jahrzehnten vor 1848 kann als überdurchschnittlich bezeichnet werden. Zwischen 1833 und 1841 wurden von den Komitatsbehörden in Kővágóörs, Köveskál, Mindszentkálla, Szentbékkálla und Monoszló in nur insgesamt 51 Fällen Strafver­fahren durchgeführt, wobei mehr als die Hälfte der Verbrechen in die Kategorie Diebstahl eingereiht wer­den und in den anderen Fällen man von Gesetzesverlet­zungen geringerer Bedeutung sprechen kann. In der ganzen Gegend gab es nur einen einzigen eingefleisch­ten Verbrecher: Ferenc (Fedö) Köcz, den das Gericht von Zalaegerszeg in der dreißiger Jahren wegen Dieb­stahls, Einbruchraubes und Landstreicherei dreimal für kürzere bzw. längere Zeit zu Gefängnis verurteilte. 769

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