A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 17. (Veszprém, 1984)
S. Lackovits Emőke: A családszerkezet jellemzői a XVIII. században Köveskálon és Szenbékkálán
EMŐKE S. LACKOVITS DIE MERKMALE DER FAMILIENSTRUKTUR IN KÖVESKAL UND SZENTBÉKKALLA IM XVIII. JAHRHUNDERT Die im XVIII — XIX. Jahrhundert römisch-katholische Gemeinde Szentbékkálla und die reformierte Gemeinde Köveskál fassen unter den acht Gemeinden des Káler Beckens die Merkmale der zu den beiden Konfessionen gehörenden Bevölkerung am stärksten zusammen. Die Grundlage für die Untersuchung der Familienstruktur der beiden Gemeinden bildet die Zusammenschreibung des Veszprémer Bischofs Márton Padányi Biró aus den Jahren 1745, 1757, 1771 und 1776, die in erster Linie die katholischen Seelen berücksichtigten, und eine 1769 angefertigte reformierte Zusammenschreibung. Die aufgrund des schriftlichen Materials sich abzeichnenden Merkmale werden durch den Vergleich mit den neuesten ethnologischen Angaben zuverlässiger. Bei der Analyse des Materials waren die geschichtsstatistischen Forschungen und Ergebnisse von Zoltán David und die gesellschafts-ethnologischen Forschungen und Ergebnisse von László Szabó richtungsweisend. Die Familie ist als Funktion mehrerer Komponenten eine ständig in Bewegung befindliche Einheit der Gesellschaft, die nach Ernő Tárkány Szücs auf dem Weg der Ehe zustandekommt, auf Blutsbasis beruht, von der Gesellschaft anerkannt und geregelt wird und eine Gruppe rechtlich selbständiger, mit separatem Besitz versehener ständig Zusammenlebender darstellt, deren Ziel die Zeugung von Nachkommen und die Gewährleistung der Bedingungen für ihre Erziehung ist. In Bezug auf ihre Struktur kamen verschiedene Variationen zustande. Auf unserem Gebiet zählt man in der bäuerlichen und ehemals kleinadligen Gesellschaft all jene Familientypen in den Begriff der Familie, die vom Ende des XIX. Jahrhunderts bis zur Mitte des XX. Jahrhunderts lebende und funktionierende Familienformen waren. Zwei grundlegende Kriterien jeder Formulierung ist die Blutsbeziehung und das Wohnen unter einem Dach. Im untersuchten Zeitraum lebten jedoch nicht nur die auf Blutsbasis zusammengehörenden Personen unter einem Dach, sondern auch fremde Personen, die nicht zur Familie gehörten, z.B. die Knechte und Diener des Hausherrn, alleinstehende und familiäre Häusler. Somit ist es akzeptabler, über Familien und Hausleute zu sprechen, und diese können auch gemeinsame Haushalte bilden. Die mit dem Hausbesitzer in einem gemeinsamen Haushalt lebenden Häusler bilden die von Domokos Kosáry als bäuerliche Familie bezeichnete Einheit, in der die neben der leibeigenen Klein-, Stammes- oder Großfamilie vermutlich nicht auskommenden Witwen, Häusler, Hirten und aufgenommene Knechte sich unter die Führung des Familienoberhauptes stellten und so in dieser feudalen Einrichtung zu einer Existenzgrundlage gelangten. Die zu verschiedenen Haushalten gehörenden Personen gelangten infolge des Mangels an Wohnhäusern mit dem Hauseigentümer unter ein Dach. Die animalen Zusammenschreibungen aus den verschiedenen Zeiträumen gaben die Möglichkeit zur Beobachtung der Familien in ihrer teilweisen Bewegung und Veränderung. Schon innerhalb von dreißig Jahren kann die Familienstruktur und die Zusammensetzung der Familien in keinem einzigen Dorf mehr als unverändert bezeichnet werden. Das Gebiet gehörte aber nicht zum Gebiet der großfamiliären und zusammengesetzten Haushalte. Die vorherrschenden Wirtschaftszweige waren der Weinbau und die Weinherstellung, die auf der Arbeit der Familien mit weniger Personen aufbauten. In der Dörfern des Gebietes war die Kleinfamilie auf Blutsbasis der vorherrschende Familientyp, aber daneben bildete sich auch die Großfamilie auf Blutsbasis vorübergehend heraus bzw. formierte sich neu, auf deren Existenz die konkreten Daten der Zusammenschreibung verweisen. Darauf lassen auch die in einem Haus lebenden Geschwister sowie die in der verwandschaftlichen Terminologie die jüngeren und älteren Schwager und ihre Ehepartner unterscheidenden Bezeichnungen schlußfolgern. Das vorübergehende Zustandekommen der Großfamilien und der zusammengesetzten Haushalte kann wirtschaftliche und Bevölkerungsgründe gehabt haben. Die durchschnittliche Zahl der Mitglieder der Familien und Haushalte sowie der in einem Haus lebenden Menschen stimmt mit den von Zoltán Dávid für das gesamte Gebiet des Veszprémer Bistums festgestellten Werten überein. Die Zahl der Eltern im Alter von 30 bis 40 Jahren war am größten, und dieses Alter war auch am fruchtbarsten. Die meisten Kinder können zwischen dem 30. und 51. Lebensjahr der Eltern beobachtet werden. Die Hausbesitzer hatten in jedem Falle mehr Kinder als die Bewohner. Die Mitgliederzahl der Kleinfamilien kann in jedem Falle als grösser als die der Rumpffamilien angesehen werden. Die Familien waren vom Standpunkt der Niederlassung neolokal (nach der Hochzeit von den Eltern fortziehende Familien) oder patrilokal (nach der Hochzeit zu den Eltern des Mannes ziehende Familien). In den untersuchten Dörfern konnten 16 Variationen der Klein-, Stamm- oder Großfamilien auf Blutsverwandschaft sowie der einfachen und zusammengesetzten Haushalte unterschieden werden. In der reformierten kleinadligen Gemeinde Köveskál waren die Kleinfamilien, die Kleinfamilien- und Diener haltenden Kleinfamilienhaushalte, bei den hier lebenden Katholiken wiederum die Kleinfamilien, die verschwindend kleine Zahl von Groß- und Stammfamilien, die Kleinfamilien-, Diener haltenden Kleinfamilien- und Häusler oder Witwen aufnehmenden Kleinfamilienhaushalte allgemein verbreitet. In der katholischen Gemeinde Szentbékkálla waren die Klein-, Stamm- und Großfamilien, die einfachen Kleinfamilien-, die Diener haltenden Kleinfamilien- und die Diener und Häusler beschäftigenden Kleinfamilienhaushalte bzw. die Diener oder Diener und Häusler aufnehmenden Haushalte mit mehreren Familienkernen charakteristisch. Das vorkommende Namenmaterial bestätigt, daß die Bevölkerung des Gebietes bis zum XX. Jahrhundert verfolgbar konstant war. 628