A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 16. (Veszprém, 1982)

Lukács László: Adatok a Káli-medence községeinek népéletéhez

LÁSZLÓ LUKÁCS BEITRÄGE ZUM VOLKSLEBEN DER GEMEINDEN IM KÁL-BECKEN Alte Feuerstellen, Küchenarbeitsgänge und Gebäcksorten im Kai-Becken Im Laufe unserer Gebietsforschung konnten wir in den Dörfern des Kál-Beckens (Komitat Veszprém) die letzten Exemplare der Feuerungsvorrichtungen von Häusern mit Rauchküche und offenem Kamin auffin­den. Aus der Sicht der Feuerungsvorrichtungen besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen Häusern mit Rauchküche und solchen mit offenem Kamin nur in der Rauchabführung. Aus der Rauchküche zog der Rauch durch eine Luke in der Holzdecke ab. Auf gleichem Prinzip basieren folgende Feuerstellen: die zur offenen Feuerung geeignete Feuerbank, der große wie der kleine Backofen, der Kessel und der Kachelofen — wir finden sie in beiden Haustypen. Die Aufzeich­nung beschäftigt sich nach der morphologischen Besch­reibung der Feuerstellen mit deren Benutzung und insbesondere mit dem Brotbacken. Von den traditionel­len Küchenarbeiten soll hier das Kochen im Backofen erwähnt werden. Schließlich wird von den überlieferten Gebäckarten die Herstellung von gebackenen Brezeln, Haferpogatschen, gekochtem Hafergebäck, Maispo­gatschen und Maisfladen mitgeteilt. Der Rußrichter Die große Anzahl der Häuser mit Rauchküche ohne Schornstein kann als Erklärung dafür gelten, daß in Köveskál (Komitat Veszprém) unter den Würdenträ­gern der Gemeinde auch noch Anfang unseres Jahrhun­derts der Rußrichter zu finden ist. Bei der Wahrneh­mung seiner Brandschutzaufgaben kontrollierte der Rußrichter in gewissen Zeitabständen alle Häuser mit Rauchküche durch. Er achtete auf die gute Pflege und Sauberkeit der Feuerstellen. Nach einer festge­legten Frist mußten die Feuerstellen und Küchen jähr­lich zwei- dreimal gekalkt werden. Das Verschmieren der Innenseiten der Backöfen mit Lehm haben kleine alte Frauen ausgeführt. Der Rußrichter kontrollierte auch die Sauberkeit der Böden. Der durch das Rauch­loch in den Boden einströmende Rauch und Ruß setzten sich auf dem Schauben- oder Schilfdach, auf den Dach­streben oder auf dem geschmierten Fußboden ab und dies war eine Ursache für die verstärkte Brandgefahr. Deshalb mußte der Hausbesitzer den sich am Boden ansammelnden Ruß von Zeit zu Zeit entfernen. Wenn der Rußrichter bei der Kontrolle das Haus oder die Feuerstelle nicht in Ordnung fand, hat er ein Pfand erbeten oder gefordert. In der Regel nahm er von den in der Küche befindlichen Gegenständen und Töpfen etwas als Pfand mit. Damit wollte er auch darauf hin­weisen, daß für die Sauberkeit der Schwarzküche und Funktionsfähigkeit der Feuerstelle in erster Linie die Hausfrau verantwortlich ist. Den als Pfand mitgenom­menen Gegenstand erhält man zurück, wenn man die Ordnungswidrigkeit abgestellt hat; ansonsten konnte dieser von der Gemeinde verkauft werden. Das Amt des Rußrichters wurde nach dem 1. Weltkrieg aufgeho­ben, als sich die Häuser mit Schornstein immer mehr verbreiteten. Hahnenschlagen anläßlich der Musikerweihe In Köveskál wurde im Jahre 1939 am ersten Donner­stag Quadragesimae anläßlich der Weihe des Zigeuner­musikers László Szabó Réka zum Primas ein Hahnen­schlagen veranstaltet. Das Ereignis spielte sich im Rah­men einer symbolischen Hochzeit ab, bei der der Pri­maskandidat die Rolle des Bräutigams übernahm. Als Braut wurde zu diesem Anlaß ein gut tanzendes, bemit­teltes Mädchen und als Pate der Gastwirt gebeten. Die Mädchen haben sich als Brautjungfern und die Bur­schen als Brautführer gekleidet. In dem Hochzeitszug trugen die vier Burschen einen Hahn, der auf mit Bän­dern geschmückten Brettern festgebunden war. Das Hahnenschlagen erfolgte vor der Gastwirtschaft. Dem Primaskandidaten wurde eine weiße Schürze umgebun­den und der Offiziersäbel des Dorflehrers in die Hand gegeben. Der alte Prim verkündete, daß am heutigen Tag der neue Primas geweiht wird. Darauf hatte der Pate folgendes zu sagen: „Aber nur dann, wenn er mit einem Schlag den Kopf des Hahnes abschlagen kann!" Der Primaskandidat hat mit einem Schlag den Kopf des Hahnes abgehauen. Auf das erfolgreiche Hahnenschla­gen wurde dann sofort getrunken, in der Gastwirtschaft wurde getanzt, gefeiert. Zur Mitternacht tanzten alle am Ball Teilnehmenden mit der Braut den Hochzeits­tanz. Das auf diese Weise gesammelte Geld erhielt der neugeweite Primas. In Köveskál wurde das Hahnen­schlagen im Jahre 1940 bei der Weihe József Szabó Réka des Jüngeren zum Primas am ersten Donnerstag Quadragesimae wiederholt. In Szentbékkálla wurde am Faschingssonntag des Jahres 1941 der 19 jährige Zige­unerjunge László Horváth mit einem Hahnenschlagen als Bassist in die Kapolcser Zigeunerkapelle aufge­nommen. 317

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