A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 15. – Történelem (Veszprém, 1980)

Laczkovits Emőke: Adalékok a falusi gyermekek életéhez Veszprém megyében 1868–1945

BEITRÄGE ZUM THEMA „LENENSWEISE DER DORFSKINDER IM KOMITÄT VESZPRÉM ZWISCHEN 1868-1945" In dem gegebenen Zeitabschnitt gliedette sich die Dorfs­gesellschaft im Komitat Veszprém auf Kleinadelige, vermögende Bauern, Bauern mit mittlerem und kleinem Grundbesitz, sowohl auf besitzlose Hofgänger, Dienstbote und Taglöhner. Die Gesamteinwohnerschaft des Komitats betrug zur Zeit der Jahrhundertwende: 222 024 Personen; in den Jahren 1920-30 stieg diese Zahl auf: 232 555, d. h. 243 700. Davon waren Ungarn: 204 839, d. h. 220 654; Deutsche: 26 239 d. h. 22 022; Slowaken: 730, d. h. 512. Römisch­katholischer Religion waren: 156 577, d. h. 167 036; refor­miert: 43 747, d. h. 44 689; evangelisch: 24 463; d. h. 25 340. Die Lebensweise der Dorfskinder am Ende des vorigen und in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts bestimmen auch in unserem Komitat - wie im ganzen ungarischen Sprachgebiet - die Möglichkeiten, Gebräuche und Gesetze der Bauerngesselschaft und die noch vorhandenen Traditio­nen aus dem XVIII-XIX. Jahrhundert. Die Gliederung nach Gesellschaftsgruppen, Religion und Muttersprache sicherte für die Familien zugleich auch die verschiedenen Möglich­keiten und Formen der Lebensweise, die auch in der Kin­dererziehung zur Geltung kamen. In dem gewissen Zeitabschnitt (1868-1945) stand Komi­tat Veszprém in der Geburts- und Sterbestatistik aufgrund der Landesangaben auf einer mittleren Stelle. Die Bevöl­kerungs bewegung charakterisierte eine hohe Anzahl der Geborenen und Sterbenden. 50-60% der Todesfälle waren der Kindersterblichkeit zuschreiben, d. h. es waren Kin­der unter fünf, bzw. sieben Jahren. Die Durchschnittszahl der Kinder pro Familie war in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts 8-10, diese Zahl verminderte sich bis 1945 auf 2-3. In den Jahren 1920-30 begann in grösseren Massen die Geburtsregelung, besonders im Kreise der wohl­habenden, meisten lutheranischen Dorfseinwohner. Die Ursachen dessen waren wirtschaftlichen Charakters. Obwohl uns nur wenige Angaben bezüglich der angewandten Metho­den zur Verfügung stehen, konnte es doch festgestellt wer­den, dass man als Geburtregelungsmethode fast ausschliess­lich die Abtreibung angewandt hatte. Die schwangere Mutter wurde nicht geschont, man küm­merte sich nur darum, dass sie genug esse und trinke. Man bewahrte sie aber vor allen Schaueranblicken, die sich an dem Neugeborenen auf irgendeiner Weise, im Form verschie­dener Merkmale widerspiegeln könnten. Die Entbindung wurde fast ausschliesslich von der Hebamme durchgefürt und zwar immer im Wohnzimmer des Hauses, wo die Mutter auch die Kindbettwochen - von der materiellen Lage der Familie aghängend 1 bis 6 Wochen ­verbrachte. Während dieser Zeit wurde die Mutter von ihren Gevatterinnen betreut, die abwechselnd täglich einen sog. Gevatterkorb (ung.: paszita) mit bestimmten Gerichten brach­ten. Die Neugeborenen wurden bei den Katholiken nach 1-4 Tagen Dei der Reformierten nach 7-21 Tagen getauft. Die Paten wurden aus dem Kreise der Freunde, Bekannten, eventuell Verwandten gewählt. Die Katholiken luden 1-2 Paar Taufpaten, die Reformierten jedoch 3-12 Paar Paten ein. Die ersten haben zu jedem Kind dieselben Personen, die letzteren immer Andere gerufen. In der Bauerngesellschaft war die Rolle der Pateltern eine sehr ehrenvolle und verantwortungsvolle Sache. Sie haben im Wahren Sinne des Wortes die Aufgaben einer Mutter oder eines Vaters übernommen: die Kinder zu einem anständigen, gläubigen Menschen zu erziehen, ihnem in den wichtigsten Momenten des Lebens beizustehen und behilflich zu sein. Der Taufe folgte immer ein - von der materiellen Lage der Eltern abhängend mehr oder weniger reicher - „Tauf­schmaus-Kindseit" (ung.: paszita), wo man die Mutter und ihr Kind beglückwünschte. Nachdem die Mutter aus dem Wochenbett aufgestanden war, führte ihr erster Weg in die Kirche: bei allen drei Religionen war das die Mutterweihe, die man ungarisch „egyházkelő" nannte. Die Betreuung und Pflege der Säuglinge und Kleinkinder war in den derzeitigen Bauernfamilien immer der jeweiligen Arbeit und den alltäglichen Sorgen des Aufrechterhaltens der Wirtschaft unterworfen: rückständige hygienische Verhält­nisse und durch die Gebräuche festgesetzte Formen kenn­zeichneten die Kindererziehungsmethoden. Das Leben der Frauen wurde durch die Gesellschaftssitten bestimmt und geregelt und das Einhalten dieser wurde von den älteren Mitgliedern der Familie überwacht. Laut der Arbeitsver­teilung innerhalb der Familie musste die Mutter auch nebst Säuglingen und Kleinkindern ihre Arbeit verrichten. In allgemeinem kann wohl festgestellt werden, dass man die Neugeborenen in allen Familien gern hatte, obwohl man sich in vielen Fällen - unter gewissen Umständen - nicht all zu sehr um sie kümmerte. Sie sind erwachsen, ohne dass sich an den traditionellen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern auch nur etwas geändert hätte. Erst in der Mitte unseres Hahrhunderts, infolge der Verminderung der durch­schnittlichen Kinderanzahl pro Familie, scheint die Persön­lichkeit des Kindes ab Bedeutung zu gewinnen. Da das Kind, bis es erwachsen ist, im Kreise der Eltern, Grosseltern, d.h. in der Gemeinschaft der Familie lebte, lernte es mit Hilfe der erwachsenen Familienangehörigen die Gesetze der Bauerwelt, die Arbeit kennen - es wurde also ständig erzogen. Die zwei Zielsetzungen des Erziehern waren folgende: das Kind soll zu einem Menschen heran­wachsen, der die Gesetze der Bauerngesellschaft gut kennt und diese beachtet, und der - indem er als Arbeitskraft an der Arbeitsorganisation der Familie teilnimmt - die sich jährlich wiederholenden Produktionsweisen gut erlernt. Diese zwei Zielsetzungen vor Auge haltend wurde das Kind in die Ordnung des Bauernlebens miteinbezogen. Die Kin­der unter vier Jahren versuchte man fern zu halten von der Arbeit der Erwachsenen, und - wenn es die Zeit erlaubte, spielte man mit ihnen. Ein sehr grosses Gewicht wurde auf die religiöse Erziehung der Kinder gelegt. Das Kind lernte parallel mit dem Sprechen das Achten der Altern und das ehrenvolle Verhalten ihnen gegenüber. Das Gespräch zwischen Eltern und Kindern war sehr einseitig, es be­schränkte sich auf die Arbeit. Von einem seelischen psychi­schen Kontakt kann man höchstens nur in Beziehung von Grosseltern und Kindern sprechen. Sobald das Kind sich die Gesetze, die Sitten, die Gebräuche der Familie und der Bauerngesellschaft zu eigen machte, nahm es auch das Erziehungsmodell an, das es als Erwachsener unter den 271

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