Kralovánszky Alán – Palágyi Sylvia szerk.: A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 13. – Történelem (Veszprém, 1978)
PETÁNOVICS KATALIN: Népi vadfogás emlékei Keszthely környékén
war es üblich, dass die Wüderer sich gegenseitig aus ihren Fallen die Beute stahlen. Das war kein Grund für Ärger, selbst wenn sie wussten, wer der Täter gewesen war. Unter ihnen ist auch heute noch die ursprüngüch unter Jägern übliche Sitte lebendig, dass alle, die am Tatort erschienen, solange die Beute noch dort lag, ihren Teü davon bekamen. Bei den Wüderern sieht das so aus, dass aü diejenigen, die in irgendeiner Form den betreffenden Wilderer auf frischer Tat ertappen, ihren Teil von der Beute bekommen. Diesen wird also im konkreten Sinne des Wortes der Mund vollgestopft, sie werden also zu Mitschuldigen. Am häufigsten werden Schlingen angefertigt. Dazu ist nur ein im Verhältnis zur Kraft des Tieres starker Draht nötig und ein fester Gegenstand, an dem die Schlinge befestigt wird. Die Schlinge wird immer in einer den Eigenschaften des Tieres entsprechender Höhe über der Wüdbahn ausgespannt. Häufig kommt es vor, dass es dem zappelnden, sich herumschlagenden Tier gelingt, die Schlinge zu reissen und zu entkommen. Der speziellen, beim Reh- und Hirschfang verwendeten Schlinge kann das Tier niemals entgehen. Hier geht es im wesentlichten um die Nutzung der Elastizitätskraft des Baumes. Diese Schlinge ist mit kleineren oder grösseren Unterschieden fast in der ganzen Welt bekannt. In der Umgebung von Keszthely werden - der allgemein bekannten und verbreiteten Schlinge mit einem heruntergezogenen Baumast gegenüber — zwei Äste an beiden Seiten der Wüdbahn bis zum Boden gebogen. In der Mitte der Wildbahn werden sie mit der an ihnen befestigten ausgespannten Schlinge an einem leicht in den Boden geschlagenen Pflock befestigt. Infolge des Zappeins des in diese Schlinge gefallenen Wildes schlagen die Baumäste hoch und ersticken das Opfer. Solche Schlingen sind auch für den im Wald umhergehenden Menschen nicht ungefährlich. Heute nicht mehr üblich, vor ein-zwei Jahrzehnten jedoch war das Wüdfangen mit einer Grube noch beliebt. Zwei Arten sind bekannt, die Grube mit gerader Seite, auch „Wolfsgrube" genannt - wohl Ihrer früheren Funktion entsprechend - und die Grube mit unten breiteren Seiten. Letztere wird als zweckmässigen betrachtet. Manchmal befinden sich an der inneren Seite der Fanggrube spitze Äste, oben ist sie mit schwachen Zweigen, mit dürren Blättern sorgfältig bedeckt und der Umgebund angepasst. Das in die Grube gefallene Tier - Wüdschwein, Reh oder Hirsch - wird getötet und an Ort und Stelle aufgebrochen. Die Gruben werden sorgfältig gesäubert und instandgehalten. Für Hasen werden Fanggruben in den Schnee gegraben wenn sich das hungernde Tier bei grossem Schnee bis in die Obstgärten wagt - und als Kirrung werden Kohlblätter oben auf die Grube gelegt. Anfang unseres Jahrhunderts wurden auch noch Vögel zum Verzehren gefangen, später aber nur noch Fasane. Wo sich die Fasane aufhielten, wurden an kleinen Pflöcken, an Zäunen dünne Schnüre befestigt, mit Maiskörnern an ihrem Ende. Der scharrende und pickende Fasan schluckte den Maiskern und war gefangen. Warum wird jemand zum Wüderer, wo er doch weiss, dass es eine gefährliche Beschäftigung ist, wofür man auch bestraft wird? An erster SteUe unter den Ursachen muss die Armut erwähnt werden. Vor dem 2. Weltkrieg lebte in dieser Gegend Dreiviertel der Bauern auf 1-2 Morgen Land in grossem Elend, ihr Brot erwarben sie sich als Gedingerbeiter. Die jährlich geschlachteten ein-zwei Schweine wurden von den vielköpfigen Famüien schnell verzehrt und so bedeutete das Wild eine Ergänzung des Lebensmittels. Die Mehrzahl der Dörfer befand sich in der Nähe der Wälder, die Bevölkerung kannte sowohl den Wald als auch das Leben des Wüdes sehr gut. Die Möglichkeit war also gegeben, sie musste nur genutzt werden. Wohlhabendere Menschen beschäftigten sich seltener mit Wilderei, höchstens zur Zeit des Schweineschlachtens, um mehr Füllung für die Wurst zu bekommen. Dies wurde ihnen aber von den übrigen Einwohnern des Dorfes auch übel genommen. Sicherlich beschäftigte sich mindestens die Hälfte der Einwohner der Ortschaften in der Nähe der Wälder mit Wüderei. Mancherorts wurde sogar stillschweigend die Gegend aufgeteilt, wer wo „arbeiten" durfte. Gesprochen wurde jedoch darüber nicht. Der Wilderer selbst und auch die Famüienmitglieder schwiegen davon. Ab und zu zeigte man einander aus Rache an - jeder hatte Butter auf dem Kopf. Auch heute gibt es noch Wüderer, obwohl die Armut sie nicht mehr dazu zwingt. Die Wüderei ist nämlich - ausser ihrem Nutzen - auc ein spannender Sport. Deshalb gefährdet der heutige Wilderer seine Freiheit, deshalb verletzt er das Gesetz. Anschrift des Verfassers: dr. Petánovics Katalin Balatoni Muzeum H - 8360 Keszthely 354