A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 11. (Veszprém, 1972)
Bálint Sándor: A somlóvásárhelyi premontrei apácák. (A szegedi Szentlélek- és a bécsi Porta Coeli-kolostor között)
Die Prämonstratenserinnen von Somlóvásárhely Das Benediktinerinnenkloster von Somlóvásárhely wurde noch in der Arpadenzeit gestiftet und dem Heiligen Lambert geweiht. Somlóvásárhely war der einzige glaubwürdige Ort in Ungarn, vielleicht sogar in ganz Europa, wo die juristische Arbeit von Nonnen versehen wurde. Die Benediktinerinnen wurden 1511 wegen ihrer laxen Lebensführung aus dem Kloster entfernt und an ihre Stelle siedelte der Prämon Straten serprobst von Ság Ferenc Fegyverпеку Prämonstratensernonnen von Szeged. Probst Ferenc führte, nachdem er in Paris am Ordenskapitel teilgenommen hatte, die dort bewilligten Reforme zum ersten Mal gerade im Kloster von Szeged durch. Ein literarisches Denkmal dieses Reformgeistes ist der Lányi-Kodex (1519), der die verschärften Regeln, ferner die Lithurgie des Klosterlebens enthält. Das für die Nonnen von Somlóvásárhely in ungarischer Sprache verfaßte Urbárium (1511) ist ein bedeutendes, altes wirtschaftsgeschichtliches Denkmal. Es enthält auch das Namensverzeichnis der neu aufgenommenen Prämonstratenserinenen. Sie waren überwiegend Sprößlinge gebildeter Bürger familien von Szeged. Von der Blüte der Gemeinschaft zeugt, daß die Prämonstratenserprobstei Móriczhida, von den männlichen Mitgliedern des Ordens wegen der drohenden türkischen Gefahr verlassen, 1543 wieder bevölkert wurde. Die drohende türkische Gefahr gibt eine Erklärung dafür, daß die Prämonstratenserinnen — mit allen Möglichkeiten gerechnet — Verbindungen zur nächsten Frauengemeinschaft ihres Ordens, zum Wiener Kloster Himmelpforten anknüpften, mit dem sie offenbar schon früher in Kontakt gestanden hatten. Dieses halbe Jahrhundert ihres Lebens ist uns aus österreichischen Quellen bekannt. Laut der Visitation vom Jahre 1544 belohnte das Wiener Kloster in diesem Jahr bereits auch einen ungarischen Beichtiger. Zu dieser Zeit begannen die ersten Nonnen vor den Türken nach Wien zu fliehen und sich unter den Schutz des Klosters Himmelpforten zu stellen. Nach den wortkargen Erinnerungen der Wiener Priorin Katalin Palásthy (1583) war die erste größere Gruppe 30 Jahre zuvor in die Kaiserstadt eingetroffen. Dieser Hinweis stimmt mit demZeitpunkt der endgültigen Eroberung und Verödung von Szeged (1552) überein, was wiederum als ein Beweis dafür betrachtet werden kann, daß das Heiliger-Geist-Kloster von Szeged ganz bis zu diesem Zeitpunkt bestand. Auch die Stadt Veszprém kam übrigens in diesem Jahre in die Hände der Türken. Im Laufe der Zeit flohen immer mehr Prämonstratensernonnen in das Wiener Kloster. Der Grund für die zunehmende Auswanderung nach Wien ist gewiß die Angst vor dem Weiterdringen der Türken, so auch vor dem Fall von Somlóvásárhely. Im Jahre 1577 übernahm Katalin Somogyi (Katharina von Schamatin) die Leitung des Klosters Himmelpforten. Genau zu dieser Zeit untersuchte eine kaiserliche Komission das Leben des Klosters. Aus ihrem Bericht geht hervor, daß zu dieser Zeit fünf ungarische Ordensschwestern und eine deutsche Nonne hier lebten: die Priorin Katalin Somogyi, ferner Márta Zoltán, Orsolya Somogyi, Erzsébet Kanizsay, Katalin Vásárhelyi (Marta Soltain, Ursula von Kanizsa, Katharina von Vásárhely) und Elisabeth von Brück an der Leitha. Die letzte Vorsteherin des Klosters Himmelpforten war Katalin Palásthy. Sie war ebenfalls gezwungen, die Heimat zu verlassen und in Wien zu leben. Abbatissa Katalin bat den Bischof von Wien (1583), er möchte ihr eine Möglichkeit bieten, sich rechtfertigen zu können, da Schwester Erzsébet und eine böse alte Frau sie damit beschuldigen, daß sie die Schätze (Pretiosen) in ihre ungarische Heimat geschmuggelt habe. Sie gesteht aber ein, daß die meisten Kelche, Goldschmiedearbeiten und Messgewänder aus den verwandten ungarischen Klöstern hierher gelangten, schon vor mehr als 30 Jahren. In Wien wütete inzwischen eine Pestseuche, der auch drei ungarische Nonnen des Klosters Himmelpforten zum Opfer fielen. Nach ihrem Tod blieb Abtin Katalin allein und bat, ihr die Rückkehr in die Heimat, nach Somlóvásárhely, wo sie ihr feierliches Gelübde abgelegt hatte, zu ermöglichen. Sie wollte auch die Schätze, die sie aus der Heimat nach Wien gebracht hatte, mit nach Hause bringen. Dazu kam es aber nie mehr. Katalin starb in Ungarn. Als Nachfolgerin übernahm Katalin Vásárhelyi die Leitung in Somlóvásárhely, wo sie noch ein paar Jahre lang mit einigen noch lebenden Nonnen die Ordensregeln einhielt. Da die Türken 1594 die Stadt Győr vorübergehend besetzten, suchte die bedrohte Schar der Abtin Katalin im Preßburger Kloster der Klarissen Zuflucht. Hier verfügte sie über die Güter des Klosters von Somlóvásárhely. (1594). Die VásárhelyerNachfolgerinnen der Prämonstratenserinnen von Szeged starben und ruhen hier, in Preßburg, als Gäste der Klarissen. Nach dem Tode von Katalin erbten die Klarissen als königliches Geschenk das Kloster von Somlóvásárhely, die Güter und — was für uns das Teuerste ist: auch die Kodexe und Bücher der Prämonstratenserinnen. Sándor Bálint 298