A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 11. (Veszprém, 1972)

Valter Ilona–Koppány Tibor–Gedeon Tihamér–Nemcsics Antal–Lengyel Imre–Zimmer Károly: A Balatonfüred-temetői templomrom feltárása és helyreállítása

wurde eine offene Vorhalle gebaut, übsr der sich vermutlich ein Turm erhob. Zu gleicher Zeit wie der gotische Chor wurde auch die die Kirche umgrenzende Mauer errichtet. Die Kirche wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts, im Laufe der Kämpfe mit den Türken zerstört. Diese Annahme wird außer den historischen Tatsachen auch durch die im Aus dem Grab Nr. 6, das im Gebiet der Kirchenruine des Friedhofes zu Balatonfüred erschlossen wurde, kam ein romanisches Prozessionskreuz zum Vorschein. Aus der Materialprüfung und den technischen Untersuchungen stellte es sich heraus, das das Kreuz ein aus Kupfer verfertigtes, vergoldetes, handgeformtes Einzelstück ist. Der zum Kreuz gehörende Corpus und die Verzisrungsmotive des Kreuzes wurden gründlichen ikonographischen und stilkritischen Untersuchungen unterworfen und demnach kann folgendes festgestellt werden: ikonographisch kann der Corpus auf die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts gesetzt werden, seine Darstellungsweise weist auf Traditionen aus der Zeit Ottos hin. Der Grundtyp des Kreuzes ist die byzantinische „crux gemmata". Auch die Facettenform des in einem Arm des Kreuzes erhalten gebliebenen Bergkristalls schließt die Datierung vom Ende des 11. Jahrhunderts nicht aus. Die den Rand der Rückseite hie und da festhaltenden Klemmen kommen im arpadenzeitlichen numismatischen Material auf den Münzen von Endre I. und László I. vor. Das Flecht­band auf der Rückseite weist eine Verwandtschaft mit den lombardischen Flechtbändern aus Norditalien auf. Die sich in der Mitte der Rückseite befindende Rosette, die mit der Ornamentik der Landnahmezeit verwandt ist, bekräftigt noch mehr die Datierung auf das 11. Jahrhundert. Die Verzierung am unteren Teil, auf der Halbkugel des Kreuzes (die Felder zwischen den Rändern ausfüllende, vielblättrige, gravierte Palmetten) ist zur Datierung genauso ungeeignet wie das Flechtband. Diese Palmetten sind in der koptischen und völkerwanderungszeitlichen Ornamentik genauso auf­zufinden wie in der romanischen. Trotzdem schließen die wuchtigen, vielblättrigsn, den ganzen Raum ausfüllenden Palmetten die Datierung auf das Ende des 11. Jahrhunderts Um die Geschichte der mit archäologischen Methoden frei­gelegten Kirchenruine klären und die einzelnen Bauperioden zeitlich voneinander trennen zu können, wurde die Kirchen­ruine auch mit architektonischen Methoden untersucht. Nach der Untersuchung des romanischen Schiffes und der gotischen Vorhalle, des Chors, der südlichen Vorhalle und des Ossariums, die aus verschiedenen Zeiten stammen, stand uns genügend Material zur Verfügung, die theoretische Rekonstruktion des ehemaligen Gebäudes wenigstens teil­weise durchzuführen. Unsere Untersuchungen setzten mit westlichen Teil der Kirchsnruine aufgefundene Zerstörungs­schicht belegt, die mit Scherben aus dem 16. Jahrhundert datiert ist. Nach der Freilegung im Jahre 1964 und im Jahre 1965 wurde die Kirchenruine 1966 durch das Staatsinspekto­rat für Denkmalpflege nach den Plänen von Tibor Koppány konserviert. Ilona Valter nicht aus. — Auf Grund der Gesagten kann also mit ent­sprechender Sicherheit festgestellt werden, daß das in Bala­tonfüred gefundene Kreuz am Ende des 11. Jahrhunderts (nach den sechziger Jahren) verfertigt wurde, von einer Hand stammt und ein handgeformtes Einzelstück darstellt. Verschiedene Stilelemente vermischen sich miteinander auf ihm und dies unterstützt noch mehr unsere Annahme, nämlich, daß das Kreuz in Ungarn verfertigt wurde. Im Material des Natio­nalmuseums finden sich sogar zwei Kreuze, die unmittelbare Analogien zu ihm darstellen und die sich von den übrigen ungarländischen Prozessionskreuzen ziemlich stark unter­scheiden. Das Kreuz war, als es ins Grab gelegt wurde, bereits zerbrochen. Der im Grab 6 liegende, etwa 23—28 Jahre alte Mann wurde nach Imre Lengyel zwischen 1258 und 1288 beigesetzt. In der Kirche ist diese Bestattung die früheste, am exponiertesten Platze, in der Mitte des Schiffes der kleinen romanischen Kirche, vor dem Triumphbogen. In der Kon­skriptionsliste von Tihany aus dem Jahre 1211 können wir den Namen Istváns, des Sohnes von Szaka und den Namen ssiner Geschwister lesen, von denen die Abtei neben der St. Michael-Kirchengemeinde von Papsoka auch ein Grund­stück von sechs Pflügen gekauft hatte. Von demselben Szaka wissen wir, daß er der für sein Seelenheil betenden Tihanyer Abtei verschiedene Gaben spendete. Seit dem frü­hen Mittelalter erhielten die mit dem Altar zusammenhän­genden Grabstätten immer diejenigen, die der Kirche wich­tige Gaben spendeten. In unserem Falle liegt es auf der Hand anzunehmen, daß ins Grab 6 irgendeiner der Nachfolger von Szaka um 1250 gelegt wurde und diesem wurde das zerb­rochene Kreuz, das seine Funktion verloren hatte, beigege­ben. Ilona Valter den archäologischen Forschungen übereinstimmend und diese ergänzend die Baugeschichte der Pfarrkirche des mittel­alterlichen Dorfes Siske fest. Die erhalten gebliebenen Mauern der Kirchenruine wurden mit kleineren Ergänzungen konserviert und in der Umge­bung wurde eine Terrainregelung durchgeführt. Die Kirche hat einen einzigen rekonstruierten Teil, die am westlichen Ende des Schiffes gefundene, von einer Mittelsäule getra­gene Empore, die an die Steinmauer der Kirchenruine aus Ziegeln angebaut wurde, Tibor Koppány IV. Das romanische Prozessionskreuz von Balatonfüred V. Die Wiederherstellung der Kirchenruine im Friedhof zu Balatonfüred 188

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