A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 10. (Veszprém, 1971)
Petánovits Katalin: A sármelléki női viselet a századfordulótól napjainkig
Am Anfang des Jahrhunderts trugen die Mädchen 6—8reihige, sich eng an den Hals anschmiegende, goldfarbene, später rein-weiße Perlenschnüre. Ansonsten legten sie silberne oder goldene, ring-, bzw. linsenförmige Ohrgehänge an und trugen silberne Fingerringe mit herzförmigem Zierrat. Das Großformat-Gebetbuch mit aus Knochen geschnitztem Schutzdeckel trugen sie unter einem weißen, mit Lochstickerei verziertem Taschentuch in der Hand. Das Schuhwerk gehört eng zur Tracht. Zu Beginn des Jahrhunderts gingen die Frauen und Mädchen barfuß, in der Zeit vom Herbst bis zum Frühjahr trugen sie Stiefel. Wohlhabendere Frauen^besassen Stiefel mit Schaftenden aus gelbem oder rotem Saffianleder und gesteppter Verzierung. Die Stiefel hatten eine Seitennaht und hohe Absätze. Später traten an ihre Stelle die hohen Schnürschuhe mit farbigem Steppwerk. Den Schnürschuhen folgte das Schuhwerk mit Seitenknöpfen. In den 30er Jahren kamen Halbschuhe mit weißen oder farbigen gestrickten Strümpfen in Mode. Abschnitt 2. der Studie befaßt sich mit dem bäuerlichen Schönheitsideal sowie mit jenen Fest- und Feiertagen, die sich im Leben der Gemeinschaft und der Einzelpersonen auch durch das Anlegen der Trachtbekleidung hervortun, dann aber auch mit dem Wechsel der Umgebung, wo nicht mehr Trachten, sondern städtische Kleidung getragen wird, also die Art des Kleides nicht mehr ausschlaggebend ist. Ihr Augenmaß mißt das Schöne nicht in erster Reihe nach ästhetischen Kategorien, sondern inwieweit es sich für die Arbeit, die Anstrengungen des Lebens eignet. Deshalb wird in dieser Gegend der starke, gesunde Menschentyp — ob Frauen, Männer oder Kinder — schön genannt. Das kommt auch in ihrer Tracht zum Ausdruck, sowohl was die Zahl der von den Frauen angelegten Röcke betrifft, wie auch in deren Farbensinfonie. Die Jüngeren lieben am meisten die rote Farbe, die Farbe des Lebens und der Freude. Dazu gehörten Blusen und Schultertücher in kontrastierenden Farben, wenn auch an Festtagen in allgemeinen weiße Blusen getragen wurden. Mit zunehmendem Alter tragen die Frauen dunkle Kleidung. Mütter mit Töchtern legen diese dunklen Farben früher, solche mit Söhnen später an. Heute tragen nur mehr Frauen über 60 Jahren Trachtenkleidung, Jüngere nur zuweilen. Im allgemeinen legte man die Tracht ab — die Jüngeren dem Zeitgeist folgend, weil sie sich modisch kleiden wollen, die Älteren fast ohne Ausnahme unter dem Druck ihrer Gebrechen. Interessant ist jedoch die Wahrnehmung, daß die auf städtische Art gekleideten (auch die Jüngeren!) keine engen, sondern nur Glockenröcke oder gezogene und plissierte tragen. Ältere Frauen der Gegend änderten aber ihre Haartracht nicht. Doch der Unterschied zwischen den älteren und jüngeren Frauengenerationen kommt nicht nur in Äußerlichkeiten zum Ausdruck, sondern auch in der Geschmacksrichtung. In der Geschmacksrichtung des heutigen Dorfes erscheinen deshalb Uneinheitlichkeiten, weil man sich von den Traditionen der Vergangenheit abgewendet hat und das Neue wird ohne weiteres angenommen. Desweiteren behandelt der Abschnitt die Art und Weise des Trachtentragens von Kindesbeinen an bis zum vorgerückten Alter. Das Neugeborene wurde in eine viereckige Windel gewickelt. Sobald das Kleine laufen konnte, erhielt es blaugefärbte Leinwandkleider und diese wurden in ärmeren Kreisen bis zum 5—8. Lebensjahr getragen. Die Buben bekamen die ersten Hosen, wenn sie zur Schule gingen, die Kleidung der heranwachsenden Mädchen glich jener der Erwachsenen. Im vorigen Jahrhundert trugen die Mädchen die Haare noch in einem Zopf geflochten, später hatten sie nur in Knoten gelegtes Haargeflecht. Was die Erziehung der heranwachsenden Mädchen betrifft, so war diese recht vielartig. Dazu gehörten nicht nur häusliche Verrichtungen, sondern sehr früh wurden die Mädchen auch zum Spinnen und Sticken angehalten. Das Erziehungswerk erstreckte sich natürlich auch auf das Anlernen der richtigen Haltung und der Folgsamkeit, um sich auch als Ehegefährtin und Schwiegertochter zu bewähren. Bei der Paarwahl hatten nicht nur die Eltern, sondern auch nahe Verwandte ein Wort mitzusprechen. Es wurden vorerst die Vermögensfragen vor Augen gehalten. Im Trachtentragen äußerten sich auch soziale Unterschiede. Die nicht aus Sármellék gebürtige, aber zum Gesindevolk gehörige Frau mußte an Festtagen darauf verzichten, Stiefel anzuziehen, es blieb ihr auch versagt, Schultertuch anzulegen oder einen perlenbesetzten Haarknotenschmuck aufzustecken. Wenn eine trachtentragende ältere Frau keine Tochter hatte, so überließ sie ihre buntfarbige Kleidung den jungen Verwandten. Kleidungsstücke aus Samt oder besonders kostbarem Gewebe werden, sobald sie mehr oder weniger abgenutzt sind, zertrennt, um aus ihnen Kinderkleider zu schneidern. Es ist schon so, daß im bäuerlichen Haushalt alles nutzbar gemacht wird. Auch der unansehlichuste Stoffabfall wird irgendwie verwendet. Die schönen, gestickten Kopf- und Schultertücher werden, wenn sie nicht mehr getragen werden, als Tischdecken oder wenn ein Trauerfall vorkommt, zum Verhängen der Spiegel benutzt. Die gemusterten Gewebe werden in den Schrankfächern aufbewahrt, dann und wann gelüftet, aber nicht mehr in Gebrauch genommen. Die junge Frau gelangte im allgemeinen in einen größeren Familienverband, wo sie sich der Schwiegermutter, aber auch der älteren Schwägerin unterordnen mußte. Zusammen mit ihrem Ehemann hat sie ihren Platz im Stallraum oder in der Kammer gehabt. Aus diesem Grunde ist das Nachtgewand gewöhnlich ein geflicktes, zerschlissenes Oberhemd und Hemdrock oder das auch tagsüber getragene Oberhemd und Hemdrock gewesen. Von der jungen Ehefrau wurde erwartet, daß sie 12 Monate nach der Eheschließung Mutter werde. Allzu reicher Kindersegen war nicht erwünscht, denn der Besitz an Grund und Boden wurde derart zerstückelt. Wenn die Frau das 35. Lebensjahr bereits überschritten hat, so war der Kindersegen höchst unwillkommen und wurde eher mit Schamgefühl aufgenommen. Die Erziehung der Kleinkinder blieb zumeist der Großmutter überlassen, denn die jungen Eheleute arbeiteten tagsüber vom Frühling an bis zum Spätherbst auf dem Feld. Von der Großmutter hört das heranwachsende Kind zuerst über einzelne Religionselemente, sie führt das Kind in die Kirche, später auch nach den Wallfahrtsorten. In Stadt und Land ist die Kleidung immer Ausdruck der Festesfreude oder der Trauer, ja aller wichtigen Änderungen im Leben der Familie, aber auch der Einzelperson. Im trachtentreuen Dorf kommt all dies aber betonter zum Ausdruck, indem hier durch Tracht nicht nur Alter und Familienzustand angezeigt wird, sondern auch die Vermögens- und sozialen Verhältnisse. Hierdurch bekommen gewisse Kundgebungen auch einen tieferen Sinn, so z. B. im Falle der Trauer. Der letzte Abschnitt der Studie erörtert die Körperpflege das Reinhalten und die Aufbewahrung von Kleidungsstücken Bei den Frauen von Sármellék, die die Haare geflochten in Knoten gelegt tragen, war es niemals — und auch heute nicht — Sitte, sich Tag für Tag zu kämmen. Sie taten dies nur zweimal wöchentlich: an einem bestimmten Werktag und sonntags. Das Waschen der Haare erfolgt jeden zweiten oder dritten Monat, ältere Frauen begnügen sich damit, die Haare halbjährlich oder jährlich einmal zu waschen. Das große Saubermachen findet an Samstagen statt. An diesem Tag werden auch die Kleidungsstücke gewaschen und wird frische Wäsche angelegt. Am meisten wird die Körperwäsche und die Oberkleidung gewaschen, da die Verschmutzung der Zwischenbekleidung langsamer erfolgt. In früheren Zeiten wurde die sog. kaminlose Küche wöchentlich getüncht und der erdige Boden flachgestampft. Heute werden die inneren Räume des Hauses bemalt und die äußeren Wände jährlich zwei- oder dreimal getüncht. Die Oberkleidung, wenn es sich um Festtagskleidung handelt, ist in Schränken oder Schubladen aufbewahrt. Die Frauenröcke werden in Papier gewickelt aufgehängt, damit ihre Falten nicht verdrückt werden. 340