A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 10. (Veszprém, 1971)
Molnár László: A városlődi kőedénygyár (1866–1950)
Die Steingutfabrik von Városlőd (1866-1950) Ein früheres Kapitel der Steingutfabrik von Városlőd wurde von Sándor Mihalik bereits bearbeitet, uzw. mit besonderer Berücksichtigung der Porzellanherstellung. Die 1866 in Városlőd erfolgte Niederlassung von György Mayer, des damaligen Inhabers der altbekannten Fabrik in Pápa, bedeutete in der Herstellung von Steingutwaren den Anbruch einer neuen Ära. Im ersten Jahrzehnt seines Wirkens blieb es noch bei der Manufaktur und die Jahreserzeugung der 23 Beschäftigten erreichte bloß den Wert von 25 000 Gulden. Stil und Ornamentik der Erzeugnisse sind die gleichen wie jene anderwärts tätiger Betriebe. Größtes Hindernis der Entwicklung der ungarischen Steinguterzeugung war damals die unbeschränkte Einfuhr höher entwickelter solcher Waren nach Ungarn aus Böhmen und Österreich. Der gegen die allgemeine industrielle Rückständigkeit des Landes ankämpfende Industrieverein veranstaltete wohl von Zeit zu Zeit instruktive Ausstellungen und setzte auch zur Aneiferung bestimmte Preise aus, aber ohne merklichen Erfolg. In den nächsten Jahrzehnten mehrten sich aber die Ausstellungen und unter den Schauobjekten werden die Steinguterzeugnisse und Schmuckgegenstände aus Városlőd immer zahlreicher. Wenn der Betrieb auch ausländische Maler beschäftigte, so läßt sich fremdländischer Einfluß in der Ornamentik der Erzeugnisse doch nicht nachweisen. Ein größerer Aufschwung trat um das Jahr 1880 ein. Die Zahl der in den verschiedenen Werkstätten Beschäftigten stieg auf 40 und unter den Werkangehörigen gibt es auch viele weibliche Arbeitskräfte. Mit zunehmender kapitalistischer Betriebsführung steigert sich auch der Grad der Ausbeutung bei der Entlohnung des beim Drehen der Scherben, deren Ornamentierung und anderen Verrichtungen beschäftigten Personals, einschließlich von Taglöhnerinnen. In diesem Jahrzehnt greift man bei der Ornamentierung auch zurück auf altungarische Motive, wie sie auf Prunkgewändern höherer ungarischer Stände sowie auf Gold- und Silberschmiedearbeiten des XVII. und XVIII. Jahrhunderts zu sehen waren und auf eine volkskünstlerische Ornamentik der Steinguterzeugnisse. Auch auf den Keramiken von Városlőd erscheint die Kunst des Flachdekors als Wegbereiter des allgemeinen künstlerischen Aufstiegs. Zu dieser Zeit beschäftigt der Betrieb bereits regelmäßig 50—60 Personen und Gefäße, deren Formenreichtum ständig größer wird, werden bereits in zwei größeren Rundöfen gebrannt. Interessant ist die Feststellung, daß der Betrieb von Városlőd 1885 auch schon die Bemalung ausländischer Porzellane aufnimmt. An der Gestaltung einer besonderen ungarischen Stilart nahm die Zsolnay-Fabrik in Pécs einen Verdienstvollen Anteil. Die von dieser Fabrik auf hohem Niveau erzielten Ergebnisse erscheinen dann auf provinzieller Ebene auch auf den Erzeugnissen von Városlőd. Aber auch in dieser Aufschwungperiode wurden in Városlőd keine Entwurfkünstler beschäftigt. Die Motive der Formgebung und der Ornamentierung stammten aus dem Herkommen und richteten sich nach den künstlerischen Fähigkeiten der Maler. Am Ende des Jahrhunderts bekam aber auch die Kunst die Folgen der wirtschaftlichen Stagnation zu spüren. Die Produktivität gerät ins Hintertreffen, man verzichtet in Városlőd auf eine Rekonstruktion und Modernisierung des Betriebs und geht dazu über, mit Hilfe primitiver Reproduktionsverfahren den Ausstoß an Fertigerzeugnissen ebenso wie die Ausbeutung zu steigern und derart die Verkaufspreise herunterzudrücken. Innerhalb weniger Jahre bis zum ersten Weltkrieg verzeichnete man einen 25—30%-igen Anstieg der Rohstoffpreise und Löhne, so daß eine Weiterführung des Betriebs als Manufaktur in Familienhand nicht mehr in Frage kam. In den Kriegsjahren mußte der Betrieb überhaupt stillgelegt werden. Eine Änderung trat erst ein, als 1920 die Fabrik in den Besitz einer Aktiengesellschaft überging, die aber nur kurzlebig war. Eine viel tiefer gehende Wandlung war die im Jahre 1927 erfolgte Bildung einer zweiten Aktiengesellschaft, die mit Hilfe größerer Kapitalkraft den veralteten Betrieb rekonstruierte. Eines der Ergebnisse des Aufschwungs der dreißiger Jahre war die Aufnahme der Herstellung von irdenem Geschirr aus feuerfestem rotem Ton sowie die Neubelebung volkskünstlerischer ungarischer Motive. Die Neubelebung der Steingutkunst bleibt aber aus und man beschränkt sich darauf, auf die Formen und Motive vergangener Zeiten zurückzugreifen. Der zweite Weltkrieg verursachte sodann einen Rückfall größeren Ausmaßes und die Fabrik verödete je länger je mehr. Die Anfänge einer neuen Aufschwungstendenz schienen sich in den Jahren 1947—48 abzuzeichnen. Da die Fabrik aber im allgemeinen mit veralteter Ausrüstung arbeitete, blieb ein dauernder Erfolg versagt und die Industrieförderungspolitik kam 1950 zum Entschluß den Betrieb stillzulegen. Bleibender Verdienst der Steingutkünstler von Városlőd ist aber, daß sie bahnbrechend wirkten auf dem Gebiet der volkskünstlerischen ungarischen Flachornamentik und gegenüber althergebrachten Rosenverzierungen der Scherben einen neuen Stil schufen. Fernerhin muß man der Fabrik zugutehalten, daß sie nahezu ein Jahrhundert lang auf dem Gebiet Transdanubiens die einzige Heimstätte war, wo bedeutsamere künstlerische Keramiken entstanden, solche, die früher zur Zeit des ungarischen Freiheitskrieges 1848—49 dem verfeinerten Geschmack der aufstrebenden ungarischen Bürgerschaft entsprachen. Nachher gehörten die Keramiken von Városlőd zu den unentbehrlichen Dekorationsstücken und Gebrauchsartikeln der ländlichen Bevölkerung sowie der „volkstümlerisch" eingestellten kleinstädtischen Bürgersleute. Und als es um die Fabrik still geworden war, galten diese Keramiken nur mehr als Gegenstände des allgemeinen Hausrats. László Molnár 300