A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 9. (Veszprém, 1970)

Dávid Zoltán: Az első kataszteri felmérés végrehajtása Veszprém megyében

Durchführung der ersten Katastervermessungen im ungarischen Komitat Veszprém Die Aufzeichnungen über die vom österreichischen Kaiser Josef II. für Ungarn angeordneten Katastervermessungen gehören zu den wichtigsten und aufschlußreichsten Quellen der ungarischen Agrargeschichte. Es ist nur bedauerlich, daß ein Großteil dieser Aufzeichnungen verlorengegangen ist. Nach Ableben des Kaisers, dessen „ungekrönte" Herrschaft in Ungarn als verfassungswidrig angesehen wurde, ließen die im Lande damals regierenden adeligen Stände diese sich in den Archiven türmenden Aufzeichnungen auf den Höfen der Komitatshäuser zusammentragen, wo sie auf Scheiter­haufen zum größten Teil verbrannten. Derart ist der trotz alledem erhalten gebliebene Bruchteil der Vermessungskata­ster um so aufschlußreicher sowohl zur Beurteilung der da­maligen landwirtschaftlichen Besitzverhältnisse als auch der Art, wie diese Vermessungen vonstatten gingen. Die im Stadtarchiv von Veszprém diesbezüglich noch auf­findbar gewesenen einstigen Schriften ermöglichen vor allem die letztere Aufgabe, zumal von den Aufzeichnungen über die Ergebnisse der Vermessung nur sehr dürftiges Material übrig blieb. Die von dem in der Stadt Pápa amtierenden Vermessungs­kommissar László Kun unterzeichneten Ausführungsbe­stimmungen und Ordonanzen enthalten sehr viele interessante Einzelheiten über die Schwierigkeiten der Vermessung, die zu überwinden waren. Das besagte kaiserliche Edikt datiert vom 10. Februar 1786. Seine Durchführung auf dem Gebiet des ganzen Lan­des beschäftigte etwa 100 000 Personen, Feldmesser (Geo­meter) und deren Gehilfen. Das Land wurde in Vermessungs­distrikte eingeteilt und die dort wirkenden Hauptkommissio­nen hatten die Aufgabe, die Ergebnisse der in den Komitaten tätigen Unterkommissionen zu sichten und zusammenzufas­sen. Letztere wiederum hatten die Aufgabe, die Arbeitser­gebnisse der für die Vermessung örtlich zuständigen Kom­missionen zu kontrollieren. Auf Grund der im Stadtarchiv vorgefundenen Schriften und Tagebuchaufzeichnungen möchten wir an dieser Stelle vor allem ein Bild über die auf dem Gebiet der Stadt durch­geführten Vermessungsarbeiten entwerfen. Dieses Schriften­material enthält sowohl die Namen der Kommissionsmitglie­der als auch ein detailliertes Elaborat über den Fortgang der täglichen Arbeit bzw. die sich von Fall zu Fall einstellenden Hindernisse. Daraus geht hervor, daß an einem Tag durch­schnittlich 41 Parzellen vermessen werden konnten. Die derart zusammengestellten Vermessungskarten umfaßten alle auf dem Gebiet der Stadt gelegenen Acker-, Wiesen-, Weinbau- und Forstparzellen, ferner —- nach Fluren ein­geteilt und detailliert — die letzten anfallenden Erntemen­gen an Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Heu, Grummet, Wein und Holz. Aus einer besonderen Karte ist auch die Flureinteilung ersichtlich. Es ist nicht ganz verständlich, warum man eigentlich nach der überraschend schnell durchgeführten grundlegenden Ver­messungsarbeit bis 1789 nicht auch mit den Katastervermes­sungen fertig geworden ist. Aus einigen zur Verfügung ste­henden diesbezüglichen Dokumenten geht der große Eifer hervor, mit dem der Komitats-Unterausschuß immer wieder auf eine baldmöglichste Beendigung der Detailarbeiten drängte. Vorerst versuchte man, die Leute zu überreden und zu überzeugen, als dies aber nichts fruchtete, stellte man Repressalien in Aussicht. Aber alles vergebens, es häuften sich die Beschwerden wegen der immer wieder auftretenden Stockungen, so daß der Kommissar László Kun selbst sich wiederholt veranlaßt sah, alle diese Verzögerungen als be­wußte Störaktionen anzuprangern. Sehr wahrscheinlich hatte er hierfür seine guten Gründe. Für den Kommissar handelte es sich aber nicht nur da­rum, seine Durchführungsorgane zur Beschleunigung der Arbeiten anzuhalten, vielmehr wünschte er auch deren ein­wandfreie Durchführung sicherzustellen. Eben aus diesem Grund wurde er nicht müde, seine Organe zu ermahnen, ihre Arbeit zuverlässig und gewissenhaft zu verrichten. Zu die­sem Zweck gab er ihnen auch manche wertvolle praktische Ratschläge. Die meisten Schwierigkeiten bereitete die Vermessung von dreieckförmigen, spitzauslaufenden, bauchigen oder „top­fensackförmigen" Parzellen. Auch die Feststellung der Kul­tivierungsart war keine leichte Aufgabe. Dies galt besonders für jene Parzellen, auf denen sowohl Feldfrüchte als auch Grünfutter und dazu noch Reben kultiviert wurden. Viel­fach enthalten die Schriften auch Anweisungen für manch­mal recht schwierige Vermessungsarbeiten, wie z.B. im Falle von kleineren Wiesenflächen und Weiden in Forsten, Heu­schoberplätzen, Viehtriften, Sumpfgelände oder Grundwas­serflächen. Ein anderer wichtiger Teil der Arbeiten war eine möglichst genaue Bestimmung der Aussaatmenge und des Ernteertrags. Viele Ordonanzen bezogen sich auf die Gewährleistung, daß die von den einzelnen Besitzern für Vermessungszwecke ge­forderten schriftlichen Angaben zuverlässig sein sollen. Im­mer wieder wird betont, daß zur Eintragung in die Grund­bücher sowohl die tatsächlichen wie auch die druchschnittli­chen Ertragsverhältnisse der Felder kommen sollen, je nach Parzellen gegliedert, unter Berücksichtigung der Bodengüte sowie aller für die Größe des Ertrags maßgeblichen, natur­gegebenen Faktoren. Besondere Kommissionen hatten die Aufgabe, die von den Einzelbesitzern gemachten Bekenntnisse zu überprüfen. Die­sen Kommissionen waren auch gewählte Vertrauensleute aus Nachbargemeinden beigeordnet. Auf Grund von Gelände­begehungen und der dabei festgestellten Tatsachen wurden die Eigenbekenntnisse der Besitzer öfters korrigiert und die hierüber aufgesetzten Protokolle enthalten eine ganze Anzahl aufschlußreicher Beiträge zur Geschichte der ungarischen Landwirtschaft. Ebenso wichtig sind jene ausführlichen An­weisungen, die sich auf die Bestimmung der ortsüblichen und der Marktpreise beziehen, wie z.B. die Art der Berechnung der jeweiligen Transportkosten. Einige Schwierigkeiten verursachte auch die Preisbestim­mung für manche da und dort verstreut angebaute land­wirtschaftliche Produkte sowie deren Umrechnung auf die vier hauptsächlichen Feldfrüchte. Interessant sind auch die Meinungsverschiedenheiten über die landesüblichen Maß­einheiten und die Bestrebungen auf ihre Vereinheitlichung. Verfasser der Studie war derart bestrebt, nicht bloß die Schwierigkeiten und bürokratischen Fallstricke, sondern auch manche Erfolge des damaligen Verwaltungsapparats aufzu­zeigen. Zoltán Dávid б 81

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