A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 9. (Veszprém, 1970)

Kiss Ákos: Miskey István Veszprém várának főkapitánya

István Miskey, Burgvogt der ungarischen Stadt Veszprém Im XVIII. und XIX. Jahrhundert war in Ungarn das Kompossesorat in Kreisen des Landadels die meistverbrei­tete Form des ländlichen Grundbesitzes. Der größte solche Gemeinschaftsbesitz mit den meisten Teilhabenden er­streckte sich um die Mitte des XIX. Jahrhunderts in der Nähe von Buda über die Feldmark der Gemeinden Tinnye —Uny — Jászfalu. Die Zahl der mitbesitzenden Familien betrug etwa fünfzig, darunter auch solche mit im ganzen Lande wohl­bekannten Namen, Wortführer des sogenannten Reform­zeitalters. Auch Lajos Kossuth gehörte 1842—46 zu diesen Mitbesitzern. Ein Ahnherr dieses Gemeinschaftsbesitzes war István Mis­key, der sich in den Türkenkriegen des XVII. Jahrhunderts als wackerer Kämpe besonders hervorgetan hat. Er gehörte jener kampflustigen und kampferprobten Schicht des unga­rischen Landadels an, die im XVI. und XVII. Jh. führenden Anteil nahm an der Verteidigung der ungarischen Grenz­festen gegen den Ansturm der Osmanen und aus deren Reihen die Namensträger so vieler historisch bedeutsamer ungarischer Geschlechter hervorgingen. Seine militärische Laufbahn begann mit der Vogtei der kleinen Grenzfeste Győrszentmárton. Die Familie Miskey hatte aber bereits im Mittelalter auch im Komitat Veszprém ihre Wurzeln. Die männlichen Glieder der Familie bekleide­ten zumeist höhere militärische Posten in den damaligen Grenzfesten Tata, Pápa, Tihany, Várpalota, Komárom und anderswo. 1635 kam Miskey in die Grenzfeste Léva und von hier in die Feste von Nógrád. Streifzüge führten ihn um das Jahr 1640 immer wieder tief in die Donau—Theiß-Nie­derung in den Rücken des Feindes. Zur Zeit des 30-jährigen Krieges focht er aber auch in Mähren an der Spitze seiner Reitertruppe gegen die Schweden. Diese an militärischen Erfolgen so reiche ungarische Füh­rerschicht strebte aber auch nach irdischen Gütern. István Miskey, ebenso wie andere Mitglieder seiner Gesellschafts­klasse, stellte nicht nur mit der Waffe in der Hand seinen Mann, sondern nahm auch jede Gelegenheit wahr, um sich zu bereichern. Für seine Erfolge in offener Feldschlacht er­hielt er wiederholt Donationen seines Landesherrn. Öfters wurde ihm auch Grund und Boden auf türkisch besetztem Gebiet zugesprochen unter völliger Mißachtung aus dem Mittelalter ererbter Feudalrechte seiner Gesellschaftsklasse. Dies kommt recht augenfällig auch in seiner letztwilligen Verfügung vom Jahre 1643 zum Ausdruck. Portrait und Kupferstich von ihm stammen von der Hand des flämischen Kunstmalers Elias Widemann (1650) aus der Zeit, da István Miskey noch Burgvogt von Nógrád gewesen war. Im Jahre 1951 dürfte Miskey an die Spitze der Burgvogtei von Veszprém gekommen sein, wo er bereits früher einmal den Posten eines zweiten Vogts bekleidet hatte. Damals be­kannte er sich noch zum Glauben Kalvins. Um das Jahr 1631 trat er aber zum Katholizismus über und wurde dazu ein gehässiger Feind seiner früheren Glaubensgenossen. Auf seinem Posten als Burgvogt von Veszprém hatte er nicht nur ein wachsames Auge für jede verdächtige Angriffsbewegung im türkischen Heerlager, sondern ließ es sich auch angele­gen sein, für die Sicherheit von Leben und Eigentum im Niemandsland zwischen den beiden feindlichen Linien zu sorgen. Mit unermüdlichem Scharfsinn suchte er auch das türkische Aufklärungssystem mit seinen bezahlten Schergen hinter den Linien der ungarischen Grenzfesten abzuschirmen und unschädlich zu machen. Dabei waren aber auch seine eigenen Kundschafter hinter den türkischen Linien eifrig an der Arbeit, um die Absichten des listigen Feindes auszuspä­hen. Für diese Zwecke bewährte sich aber noch am besten der gewaltsame, kampfbereite Erkundungsdienst. István Miskey führte zahlreiche solche kleinere und größere Er­kundungsaktionen und Überraschungsangriffe gegen die tür­kischen Linien durch, wobei es immer wieder zu Gefechts­berührungen kam. Dabei wurde auch zuweilen reiche Beute gemacht, was wiederum der materiellen Versorgung der Grenzfesten zugute kam. István Miskey unterließ es niemals, von allen wichtigeren Erkundungsergebnissen auch den höheren ungarischen mili­tärischen Stellen schriftlich Bericht zu geben. Diese Berichte gingen hauptsächlich an Ádám Batthyány, den Befehlshaber in Transdanubien. In einem dieser Berichte gibt er Kunde von einem in der damaligen militärischen Geschichte bisher noch nicht verzeichnet gewesenen und siegreich verlaufenen Zusammenstoß mit den Türken. Hierzu kam es im August 1652 bei Balatonfőkajár. Es wird auch darauf hingewiesen, daß an solchen größeren Kampfhandlungen die Besatzungen von benachbarten kleineren Grenzfesten und Stützpunkten teilnahmen. Aus verschiedenen solchen Berichten Miskey's erhält man tieferen Einblick in das alltägliche Leben und Treiben der Besatzungen der Grenzfesten, wo es im XVII. Jahrhundert auch zu Zeiten, da es keinen erklärten Krieg mit den Türken gab, immer wieder zu Geplänkeln mit dem Erbfeind gekom­men war. Aus diesen Briefen und Berichten wurden die Na­men der damaligen militärischen Führer, Obristen und Leut­nants von Reitertrupps der Nachwelt überliefert. István Miskey schied um das Jahr 1660 aus einem reich­bewegten Leben. Sein Vorgänger an der Spitze der Burg­vogtei von Veszprém war Miklós Pázmány, ein Neffe des in der Geschichte Ungarns vielgenannten Kardinals und Erz­bischofs von Esztergom, Péter Pázmány. Der Name seines Nachfolgers auf dem gleichen Posten ist Péter Jagasich. Ein Enkel István Miskey's führte den gleichen Namen und focht in den späteren großen Befreiungskriegen gegen die Türken fast in allen offenen Feldschlachten unter Befehl der Heerführer Franz von Lothringen, Eugen von Savoyen und Ludwig von Baden. Ákos Kiss 62

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