A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 8. (Veszprém, 1969)

Éri István. Veszprém megye középkori településtörténeti vázlata

punkten aus ergeben. Die Abgrenzungen der ehemaligen vier Verwaltungsbezirke des Komitats konnten aus dem erhalten gebliebenen stuhlrichterlichen Archivmaterial festgestellt werden. Demnach gab es Ende des XV. Jahrhun­derts auf dem historischen Gebiet des Komitats insgesamt 270 Siedlungen (darunter 10 städtischen Charakters), 11 Burgen und 12 Klöster. Die Geschichte der meisten dieser Niederlassungen kann rückläufig nachgewiesen werden. Die Namen weiterer 50 Niederlassungen kamen in hand­schriftlichen Urkunden zum Vorschein. Diese konnten auch örtlich lokalisiert werden, obwohl sie noch vor Ende des XV. Jahrhunderts verfallen waren. Feststeht, daß ausgedehn­te Verödungserscheinungen, seit dem XIII. Jahrhundert so kennzeichnend für andere Gebiete, auf dem Gebiet des Komitats nicht nachweisbar sind. Vom XIII. Jahrhundert an hatte das Komitat Veszprém etwa 300 mehr oder weniger ständig bewohnte Siedlungen. Nicht allzu groß ist die Zahl jener Siedlungen, hauptsächlich aus der Zeit der Árpádén, deren historische Existenz sich nur archäologisch nachwei­sen läßt, während ihre Geschichte und ihr Charakter noch klargestellt werden müssen. Die Stabilität der Grundbesitzgrenzen ist auf dem Gebiet des Komitats sehr gut zu beobachten. Auf Grund des aktenkundlichen Materials aus dem XVIII — XIX. Jh. über strittige Besitzgrenzen sowie Kartenskizzen lassen sich auch die Gemarkungen einstiger Dorfsiedlungen mehr oder weniger genau umreißen. Nach unserer Überzeugung spie­geln viele dieser Grenzziehungen den vor den Landnahme gewesenen Zustand, wobei die Nomenklatur der Ortsnamen sehr wesentlicher Beweis ist. Auch die Stabilität der Besitzgrößen im königlichen, kirch­lichen und privaten Herrschaftsbesitz bis auf jene von Land­edelleuten, ist für das Komitat Veszprém charakteristich. Die Streuung ist im westlichen Teil besonders gut zu verfolgen, uzw. auf Grund der Ortsnamen, aber auch in Kenntnis der Katasterverhältnisse. (Trennung von adeligen und Leib­eigenensiedlungen.) Planmäßige Neusiedlungen kommen kaum in Frage. Frigyes Pesty hat bereits die Wahrnehmung machen können, daß das Komitat Veszprém zur Zeit der histo­rischen Staatsgründung sich in drei voneinander unabhän­gige Teile gegliedert hat. Veszprém-Stadt und Veszprém­Land (also das Gebiet des Hauptdekanats), dann die kö­nigliche Forstdomäne im Bakony-Gebirge, und drittens im westlichen Teil des Komitats das der Diözese Győr zugehörige Hauptdekanat von Pápa. Das nach Zeugnis der Ortsbezeichnungen vom Stamm des Landesfürsten Árpád in Besitz genommene Teilgebiet des Komitats, u. zw. die Umgebung von Veszprém, ging bereits frühzeitig an der Wende des X. XI. Jahrhunderts in kirchlichen Besitz über. Die mächtige königliche Forstdomäne im Bakony-Gebirge mit Zirc als frühzeitigem Verwaltungssitz verteilte sich im XIII. Jahrhundert auf drei bis vier Burgherrschaften. Au­ßerdem erhielten darin durch königliche Stiftungsbriefe auch Klöster Besitzrechte. Allein im erwähnten westlichen Teil des Komitats finden sich auch noch in den späteren Jahrhunderten die Besitzungen der ebenfalls alteingesesse­nen Szalók-Sippe und deren Stammesverwandten mit ein­höfigem Hausstellenbesitz, bezw. Flurgrößen und mittleren Umfangs. Aus der Zeit der Landnahme sind die Siedlungsverhält­nisse in Ermangelung entsprechenden Fundmaterials nur in großen Umrissen erkennbar. Das Vorkommen, bzw. Fehlen von Kesselscherbenbruchteilen aus der Árpádenzeit kann auch auf ethnische Verhältnisse hinweisen. Solche Bruch­stücke fehlen zum Beispiel in der Umgebung der Stadt Veszp­rém vollständig, während Gräberfelder aus der Awarenzeit in größerer Zahl vorhanden sind. Die Analyse der Fundstük­ke aus zahllosen Geländeerkundungen bleibt somit weiteren Forschungen vorbehalten. Die Stabilität des Domänenbesitzes und der Gemarkungs­grenzen, ebenso wie der Vergleich der landwirtschaftlich benutzten Flächen mit den bevölkerungspolitischen Bezie­hungen der Steuerlisten (1488 und 1531) ermöglicht auch weitergehende Folgerungen. Ende des XV. Jahrhunderts dürfte die Bevölkerungszahl des Komitats etwa 40 000 Seelen betragen haben. Die zur Árpádenzeit bestandenen zahlreichen Einhofstellen sowie die etwa 300 Siedlungsorte lassen es jedoch als zweifelhaft erscheinen, ob die Bevölke­rungszahl im XIII. Jahrhundert mit rund 20 000 und zur Zeit der Landnahme mit rund 10 000 angenommen werden kann. Im allgemeinen kann festgestellt werden, daß auf den Gebiet zwischen Balaton und dem Nordrand des Bakony­Gebirges gute Voraussetzungen für alle Arten der Lebenshal­tung und der Landwirtschaft gegeben waren (Ackerbau, Tierhaltung, Jagd und Fischerei). Auch muß in Betracht gezogen werden, daß bereits zur Zeit der Landnahme das Gebiet des Komitats besiedelt war, u.zw. mit einer gar nicht zu unterschätzenden Zahl von Ange­hörigen alteingesessener Völkerschaften. Als solche Sied­lungsgebiete können angesehen werden die Umgebung von Veszprém, Balaton-Oberland sowie das um Pápa gelegene Teilgebiet der Kleinen Tiefebene. Die großen Latifundien der feudalen königlichen Hochheit sowie jene der kirchlichen und weltlichen Feudalherren konzentrierten sich in erster Reihe und von Anfang an auf diesen Ländereien. Rückfol­gernd aus Lage und Ausdehnung im XV. Jahrhundert der großen, zusammenhängenden Sippenbesitze sowie aus der Lage kleinerer und größerer Siedlungen mit Freibriefen über Adelsprivilegien können die von den landnehmenden ungarischen Stämmen in Anspruch genommenen Gebiets­teile des Komitats topographisch umrissen werden. Die sich hier frühzeitig ausgestalteten feudalen Besitzverhältnisse blie­ben dann noch jahrhundertelang erhalten. Dies tritt in Erscheinung in den auch die Heimsuchungen der Türken­herrschaft mehr oder weniger überdauernden Siedlungsverhält­nissen, in der gesamten Verwaltungsorganisation, die sich in der Person der bischöflichen Obergespäne auf dem kirch­lichen Großgrundbesitz aufbaut, aber auch in den erhalten gebliebenen Burgherrschaften. István Éri 214

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