A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 5. (Veszprém, 1966)

Petánovits Katalin. A vörsi bábtáncoltató betlehem

Das Marionetten-Bethlehem-Spiel von Vörs Am Anfang des vergangenen Jahrhunderts hatten noch die Bethlehem-Spiele ihre Blütezeit, sie sind aber infolge der Verbürgerlichung während der verflossenen anderthalb Jahrhunderte verdrängt oder auf das Ni­veau der Kinderspiele gesenkt worden. Das Bethlehem-Spiel ist seinem Inhalt (biblische Ereignisse) und seiner ersten (liturgischen) Darstellungs­form nach christilichen Ursprungs. Später ist dieses Spiel aus den Kirchen auf die Straßen geraten, wurde profaniert bzw. mehrere Typen haben sich entwickelt. Unter den Behlehem-Spielen kommt eine hervor­ragende Rolle dem Marionetten-Bethlehem-Spiel zu, das heutzutage kaum mehr in seiner lebhaftigen Wirk­lichkeit vorkommt. In Transdanubien — besonders in den Komitaten Somogy und Zala — war das Mario­netten-Bethlehem-Spiel in vielen Dörfern bekannt, aber heutzutage ist es nicht mehr üblich. Eine Ausnah­me ist Vörs, das in der Nähe von Keszthely gelegene Dorf des Komitats Somogy, wo dieser Brauch bis zu unseren Tagen lebt und nach dem Gedächtnis der älte­ren von ihrem Kindesalter an von Jahr zu Jahr erneut wird. In früheren Zeiten spielte das Bethlehem-Spiel in er­ster Reihe eine kultische Rolle, nur nebenbei diente es Kollektenzwecken. In den neuesten Zeiten aber ist der Schwerpunkt auf die Gabensammlung gefallen, beson­ders von 1963 an, als dieser Brauch von den jungen zu den verheirateten Männern überging, die, infolge ihres Ernstes und ihrer Zuverlässigkeit, diesen Wechsel will­kommen geheißen haben, da sie einen Teil der zur Renovierung der Dorfkirche benötigten Summe in die­ser Weise zusammenbringen wollten. Dieser Tausch ist nur zeitweilig, die verheirateten Männer, nach ihrem letzten Auftreten an Weihnachten 1966, geben die Rolle den jungen Männern zurück. Das Teilnehmen am Bethlehem-Spiel hängt volkom­men von der Begabtheit des Spielers ab. Das Einlernen geschieht an den gemeinsamen Proben, die Rollen wer­den niemals abgeschrieben, alles wird durchs Hören gelernt, die Spieler bessern einander aus. Selbst die Bewegungen haben ihre Reihenfolge und Tradition. Individuelle Iniziative kommt bloß anläßlich der Er­zählung der Traumbilder zum Einsatz. Das Bethlehem­Spiel hatte in den 1940-er Jahren noch so eine lebhafte Verknüpfung mit der Kirche, daß die Leute in Bethle­hem-Kostümen zur Mitternachtsmesse gegangen sind. Im Spiele wird die Handlung unter Marionetten und lebendigen Personen geteilt. Die Rolle der Mario­netten — weißer und schwarzer Hirt, Frau, Mann, zwei Teufel, Lackó — beschränkt sich auf einen stummen Tanz, sogar ist die Rolle von einigen Marionetten verdunkelt worden, z. B. die des Rauchfangskchrers, der zum Teufel gemacht wurde, — obwohl seine Rolle einst offenbar eine wichtigere sein durfte. Die leben­digen Spieler: der Einleiter, der um die Einlassung der Bethlehem-Spieler bittet und die Marionetten tanzen läßt, zwei Engel, die die Krippe und Marionetten tra­gen und deren Aufgabe ist das Leiten des Gesanges, der erste, zweite und der alte Hirt, die mit ihrem Scher­zen dem Spiele Farbe und Lebhaftigkeit verleihen. Der Aufbau des Bethlehem-Spieles: 1. Einleiter bittet um Erlaubnis für die Vorführung des Spieles, erwähnt den Grund ihrer Ankunft 2. Das Tanzen-Lassen der Marionetten 3. Gabensammlung und Abzug Der Text des Bethlehem-Spieles ist geläufig, der einen guter Versmacher erkennen läßt. Die in ihm vorkom­menden lateinischen und die in dieser Gegend unbe­kannten Wörter zeugen davon, daß diese Überlieferung einst von einem Pfarrer oder einem Lehrer im Dorfe eingebürgert worden sein durfte. Natürlich wurde der ursprüngliche Text ihrem Geschmack und Anspruch entsprechend umgestaJtet und danach gespielt. Katalin Petánovits 322

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