A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 5. (Veszprém, 1966)

Vajkai Aurél: Emlékezés Sági Jánosra (1874–1938)

Erinnerung an János Sági (1874-1938) Zwischen den Jahren 1911 und 1922 ist das fünf bän­dige Werk Die Kunst des ungarischen Volkes von Dezső Malonyay erschienen. Die Bände, begleitet von einem sehr reichen Bildmaterial und einem ausführlichen Text führen die Volkskunst vor und so ist das Werk —• min­destens was sein gewaltiges Bildmaterial betrifft — zur Zeit als das brauchbarste Handbuch der ungarischen Volkskunst zu betrachten. Der Wert des Bildmaterials wird bedeutend erhöht durch die Tatsache, daß ein be­trächtlicher Teil der dargestellten Objekte, wie z. B. volkstümliche Gebäude, Hirtenschnitzwerk, während des daseit vergangenen halben Jahrhunderts verloren­ging und infolgedessen sind durch die Bände unersetz­liche Werke der Volkskunst aufbewahrt worden. Über die Volkskunst hinaus enthalten zwei Bände {Die Kunst des Hirtenvolkes von der Balaton-Gegend, 1911, Die Kunst des transdanubischen ungarischen Vol­kes, 1912) wertvolle Beschreibungen von anderen Ge­bieten der Ethnographie, darunter über Hirtenleben, Viehzucht, Kleingewerbe, Fischerei und besonders über die Baukunst des Volkes. Der Text wurde von János Sági geschrieben und ein großer Teil der lokalen Licht­bildaufnahmen wurde von ihm gemacht. János Sági lebte bis 1910 in der Kleinstadt Keszthely am Balatonufer. Als Grundbuchsführer schrieb er Ka­tasterfacharbeiten und nebenbei redigierte er vollen Streitgeistes das Ortsblatt. Er war ein Journalist, der leidenschaftlich für die modernen sozialistichen Ideen kämpfte, immer kühn für die gerechte Sache stand,der­maßen, daß er 1910 wegen seiner fortschrittlichen Ge­sinnung strafversetzt wurde. Er war einer der ersten die die Wichtigkeit des Bala­tons aus dem Gesichtspunkte des Fremdenverkehrs er­kannt haben und in diesem Interesse hat er zahlreiche Artikel und größere Werke geschrieben. Von ihm ist das erste ausführliche Reisebuch über den Balaton er­schienen, ein Baedeker, in dem die einzelnen Erlabungs­orte am Balaton behandelt werden und dabei über die Naturgeschichte, Geschichte, Ethnographie u. a. des Balatons und seiner Gegend ein zusammenfassendes Bild gegeben wird. Das geliebteste Arbeitsf ield von János Sági war doch das Sammeln von ethnographischen Gegenständen, wodurch er den Grund der ethnographischen Abteilung des Balaton-Museums von Keszthely gelegt hat und einer der Begründer des Museums wurde. Er schreibt ein einführendes Buch über das ethnographische Sam­meln (1904), in dem er schon als ein in der Ethnographie sich zu Hause fühlender Forscher erscheint. Sein Wert als ethnographischer Sammler fällt dem Redakteur der Serie "Die Kunst des ungarischen Volkes" auf und er wird mit dem Sammeln und der Bearbeitung des Ma­terials von der Hirten-und Dekorationskunst der Bala­ton-Gegend beauftragt. János Sági hat seine Aufgabe ausgezeichnet gelöst, sogar ist er in vielen Punkten der ethnographischen Beschreibungsweise seinem Zeitalter vorausgeeilt. So z. B. verknüpft er die Behandlung der Volkskunst mit Charakterforschung und unterscheidet die einzelnen Hirtenschnitzkünste voneinander auf dem Grunde ihrer Stilabweichungen. Im allgemeinen be­handelt er die ethnographischen Erscheinungen immer in ihren Zusammenhängen in der Ganzheit des Bauern­lebens. So z. B. bei der Beschreibung der Hirtenkunst findet er sozusagen einen Vorwand um die Viehzucht und das Hirtenleben der Balaton-Gegend in ihren Ein­zelheiten zu beschreiben. Dabei gibt er Auskunft über alles, wie z. B. die Heilbehandlung des Schafes, das Dressieren des Hütenhundes, Hirtengebäude, Leder­bearbeitung, die Noten für das Horn des Schweinehirtes u. s. f. In der Bearbeitung beachtet er die gesellschaftlichen Verhältnisse, das Verhältnis des Herren zum Bauern und in seiner Beschreibung gibt er ein plastisches Bild der Klassengegensätze. Durch die Überlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse und des gesellschaftlichen Hintergrundes, weiterhin dadurch, daß er das Zustan­dekommen vieler ethnographischer Erscheinungen mit gewissen wirtschaftlichen Gegebenheiten in Zusam­menhang bringt, verleiht er der volkstümlichen Haus­forschung einen neuen Ton. Obwohl die Bände ihren Überschriften nach nur Volkskunst versprechen, reichen sie in ihrem Text viel mehr. In der Tat behandeln sie in einer modernen Auffassung die Ethnographie der Balaton-Gegend, mindestens die Kapitel über Volks­2* 19

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