A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 4. (Veszprém, 1965)

Wessetzky Vilmos: A Bakonyi Múzeum két Osiris szobrocskája Somlójenőről

Die zwei Osirisstatuetten von Somlójenő Im Jahrbuch 1888/89 des Gymnasiums von Győr kommen zwei Osirisstatuetten mit dem Fundort Kisjenő (Komitat Veszprém) als Neuerwerbe des sog. archäologischen Museums der Schule vor. Die beiden ägyptischen Kunstwerke bilden einen in­teressanten Beitrag zu den ägyptischen Kultdenk­mälern des römerzeitlichen Pannoniens. Fraglich war jedoch ob, in Unkenntnis der näheren Fund­umstände die bis dahin als römische Kolonie nicht bekannte, westlich vom Bakonygebirge gelegene Ortschaft als authentischer Fundort betrachtet werden kann. (Der Name Kisjenő wurde inzwi­schen auf Somlójenő abgeändert.) Die diesbezüg­lichen Nachforschungen wurden durch den Um­stand erschwert, dass während oder nach dem zweiten Weltkrieg die beiden Statuetten ver­schwunden waren. Eingehende, in Győr unter­nommene Forschungen bleiben auch erfolglos, und so mussten die beiden Statuetten auch in der letzten zusammenfassenden Arbeit über die in Ungarn auffindbaren ägyptischen Kultdenkmäler (V. Wes­setzky: Die ägyptischen Kulte zur Römerzeit in Ungarn, Leiden, 1961) als verloren bezeichnet wer­den. Die beiden Statuetten sind nun unverhofft im Museum von Veszprém zum Vorschein gekommen. Ihre Identifizierung wurde durch die kurze aber charakteristische Beschreibung des Jahrbuchs 1888/89. des Gymnasiums und den Umstand er­möglicht, dass eine Aufnahme gerade des beschä­digten Exemplars im Jahrbuch 1933—34. dessel­ben Gymnasiums veröffentlicht worden ist, wo auch die Beschreibung mit der des Jahrbuchs von vor nahezu fünfzig Jahren übereinstimmte. Das beschädigte Exemplar hat eine Höhe von 9,6 cm und stellt Osiris als stehende Mumie, also in der gewohnten Weise, dar. In dem ausgehöhlten Innern ist der Gusskern erkennbar. Diese verhält­nissmässig schön geformte, beschädigte, so wie die andere, kleinere Statuette von primitiverer Ausfüh­rung (Gr. 8,6 cm) und mit ziemlich korrodierter Oberfläche sind Werke aus der ägyptischen Spät­zeit. Nach wie vor ungewiss bleibt jedoch die Authen­tizität des Fundortes. Die im letzten Jahr zu Tüs­kevár unternommenen Ausgrabungen sollten dann ein unerwartetes Ergebnis bringen. Tüskevár und Somlójenő sind nämlich benachbart und die jüng­sten Ausgrabungen haben zwei römische villa rus­tica ans Tageslicht gefördert. (Bericht über die Ausgrabungen an das Bakonyi Museum in Veszp­rém von Dr. Ákos Kiss.) Das Vorhandensein der nur vermuteten römischen Siedlung wurde hiedurch genügend bestätigt und auf Grund der bisherigen Ergebnisse kann mit weiteren reichen Funden ge­rechnet werden. An der Grenze Tüskevár—Somló­jenő, an der Stelle des sog. Pénzesgödör (Geld­grube) sind zwei Sarkophage gefunden worden. (Für die Details der Ausgrabungen bin ich ausser deren Leiter noch Herrn Pfarrer István Molnár verbunden) ein Umstand der es vielleicht ermög­licht, diese Stelle als Fundort der beiden Osiris­statuetten zu betrachten. (Die beiden Statuetten sind übrigens seinerzeit als Geschenk eines für Kunstgeschichte und Archäologie interessierten Abtes nach Győr gesandt worden.) Das verhältnissmässig sehr reich zu nennende Material der auf ungarischem Boden gefundenen Osirisstatuetten, deren Zahl durch die zwei Sta­tuetten von Somlójenő noch erhöht wurde, wirft ein sehr interessantes Problem auf. Während auf diesem Gebiet nur zwei Sarapisstatuetten bekannt sind, hat man längs des Donaulimes, ja sogar in­nerhalb desselben, sodann am Sitz des Kaiserkul­tes und, mit dem Fund von Somlójenő, auch im Inneren des Gebietes von Transdanubien, Osiris­statuetten entdeckt. Im Vergleich mit dem auf rö­mischem Gebiet bisher für das vollständigste gel­tenden Material der ägyptischen Kulte (V. Tran Tarn Tinh: Pompéi) kann man sofort die Feststel­lung machen, dass unter den in römischer Zeit hier in den Provinzen verehrten Göttern Osiris sich einer an den Kultgegenständen abzumessenden Beliebtheit erfreute. Gleichzeitig mit der Verände­rung des Charakters des immer häufiger als Soter 100

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