A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 4. (Veszprém, 1965)

Katona Imre: Egy habán tál Veszprém megyei vonatkozásai

Beziehungen einer Habanenschüssel zum Komitat Veszprém Die Feststellung des Herstellungsortes der Haba­nengefäße mit ungarischen Inschriften und mit un­garischem Wappen ist ein seit langem ungelöstes Problem der Geschichte der ungarischen Keramik. Es gibt kein einziges Habenengefäß, dessen Hers­tellungsort man bis heute unzweifelhaft hätte bestimmen können. Auf Grund von Habenenchroni­ken und — kódexen wurde der Herstellungsort zuerst in Mähren, bwz. im damaligen Oberungarn (heute Slowakei) gesucht. Durch die Fortschritte der Forschungen in den Archiven ist es aber heute schon allgemein bekannt, daß neochristliche Töpfer außer Oberungarn und Siebenbürgen auch in Westungarn, auf den Besitztümern der Nádasdy's und Batthyány's gelebt haben. Die im Museum der Gewerbekunst befindliche und hier besprochene Schüssel hat sich unzweifel­haft als aus Westungarn stammend erwiesen. Laut ihrer Inschriften und Wappen waren ihre Besitzer Adelige vöm Komitat Veszprém. Miklós Horváth war von 1660 bis 1684 Vizegespan des Komitates Veszprém; seine Gemahlin, Zsuzsanna Sándor, war die Tochter eines Kaufmannes aus Pápa. Die einstigen Besitzer dieser Schüssel, besonders die Mitglieder der Familie von Zsuzsanna Sándor haben in der ungarischen Geschichte eine bedeu­tende Rolle gespielt. Unter den Abkömmlingen der weiblichen Linie der Familie Sándor findet man Kálmán Thaly, Geschichtsschreiber der Zeit Rá­kóczi's und den ausgezeichneten Romandichter Mór Jókai. Die Untersuchungen haben erwiesen, daß Insch­rift, Wappen, bzw. Monogramm dieser Habenen­schüssel — wie im Allgemeinen auf Habenenge­fäßen — Eigentumszeichen der Besitzer waren. Ihre Klärung ist also mit Hilfe der Siegelringe zu ermitteln, die gleichfalls auf Eigentum hindeuten. Nach den Daten der Urkunden waren in der zweiten Hälfte des 17. Jhs außer den westungarischen Be­sitztümern der Batthyany's nirgends Habenentöpfer zu finden. Es scheint recht wahrscheinlich, daß der Herstellungsort hier zu suchen ist. Mittelpunkte der Habenentöpfer waren im Komitat Vas Németújvár und Szalónak. Der Gatte der Schwester Zsuzsanna Sándor, Miklós Palotai, fungierte als Präfekt d°r Batthyány's zuerst in Felsőőr, später in Szalónak, im Mittelpunkt der Habenentöpfer. Somit ist seine unmittelbare Beteiligung an der Bestellung der Schüssel offenkundig. Das Gegenstück dieser Schüssel befand sich in der Ernst-Sammlung. Daraus folgt, daß sie auf eine solche Gelegenheit verfertigt wurde, die die doppelte Beschenkung motivierte. Aus den Urkunden geht hervor, daß das Ehepaar Hováth die 30. Jahreswende seiner Eheschließung im J. 1678, also im Jahre der Ver­fertigung der Schüssel, gefeiert hatte. Die Palotai's haben also die Schüsseln wahrscheinlich auf diese Gelegenheit verfertigen lassen. In den erhaltenen Rechnungsbüchern der Batthyány's werden Neochristen auf den west­ungarischen Besitztümern nur bis 1662 erwähnt. Ferenc Batthyány II hat in dem mit den Habanen im J. 1622 geschlossenen Vertrag vorgeschrieben: Die neochristlichen Meister werden verpflichtet, auch christliche Gesellen aufzunehmen, damit die Geheimnisse ihres Handwerkes nicht innerhalb ihrer Sekte bleiben. Unter den Töpfergesellen hat Verfasser auch einen Christen gefunden: Jakab Svartz, Sohn eines Fronbauers aus Keresztúr. Nach Vertreibung der Neochristen hat dieser das geleinte Handwerk, die Verfertigung der Gefäße auf ha­banische Art, fortgesetzt. Nach 1662 wurde aber auch Svartz, dieser bei den Anabaptisten geschulte Meister in den Fronbauernstand degradiert, wie jene „bürgerlichen" Töpfer, die auch zwischen 1622 und 1662 nicht vermochten — den Neochristen ähnlich — auf Grund von Verträgen sich unter die Meiste! emporzuschwingen. Der Töpfer konnte 1678 den in den westunga­rischen Gebirgen nicht auffindbaren, jedoch bei der Färbung der Habanengefäße wichtigen Kobalt nicht beziehen. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, daß die Kobaltglasur — Merkmal der echten Habanen­gefäße — nach 1662 (Vertreibung der Habanen aus Westungarn) fehlt. Die frühere Auffassung, daß die blauglasierten Gefäße charakteristische Schöpfungen von Alvinc seien, besteht nur teilweise. Vor 1662 hat nämlich der Gutsherr für seine Habanen topf er den fehlenden Kobalt verschafft. Auch die türkisfarbige Glasur statt der grünen Glasur deutet auf die mangelhaft übernommene Technologie der Haba­nenkunst hin. Imre Katona 128

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