A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 2. (Veszprém, 1964)
Éri István: A veszprémi múzeumépület építésének története
Baugeschichte des Museums von Veszprém Die Erwerbung, oder Errichtung eines ständigen Gebäudes gehört zu den bedeutendsten, gleichzeitig kostspieligsten Momenten der Geschichte und Tätigkeit eines jeden Museums. Das ständige Gebäude des vor mehr als 60 Jahren gegründeten Museums von Veszprém wurde nach fast zwanzigjährigen Verzögerungen errichtet. Die Umstände der Erbauung sind nicht nur in Bezug auf die Entwicklung dieser Institution zu verwerten; sie gewähren uns auch ein rundes Bild des Lebens einer Kleinstadt in den ersten Jahrzehnten des XX. Jhs. Im Begründungsjahr des Museums 1903 wurde die Sammlung provisorisch im Komitatshaus unterbracht. Hier wurden die zehn Säle in einigen Jahren von beinahe hunderttausend Gegenständen und Büchern überfüllt. Die Notwendigkeit eines neuen, ständigen Gebäudes haben sowohl das Landesamt der Museenorganisation, die kirchlichen und weltlichen Großgrundbesitzer des Komitates, die sich in der Rolle des Mäzens gefallen hatten, als auch die wohlhabenden Elemente des städtischen Bürgertums zugegeben. Auf ihr Wohlwollen und ihre materielle Unterstützung mußte also gebaut werden. Doch mußte auch zur Kenntnis genommen werden, daß diese ihre Interessen, wenn auch zum Schaden der kulturellen Entwicklung, ohne Bedenken geltend gemacht zu haben pflegten. So ließ man das halb ruinierte Gebäude des verschuldeten Kasinos um die aus öffentlichen Spenden gesammelte Summe von 60 000 Kronen durch den Museumsverein ankaufen. Dann hat man das Grundstück des Museums in der Mitte der Stadt, um dem Wunsch der wohlhabenden Händler der Stadt nachzukommen, fast unentgeltlich für Marktplatz überlassen und das Museum an die Stadtgrenze versetzt. Im Laufe dieser jahrelang geschleppten, die Interessen des Museums mißachtenden Verhandlungen haben sich die Gegensätze gelegentlich zwischen den verschiedenen Volksschichten zugespitzt. Vor allem hat die Schicht der mit Steuern schwer belasteten Kleinhändler und Kleinindustriellen den kapitalistischen Grosßhändlern gegenüber die Schlacht verloren. Dann endete der Streit zwischen Kirche und Großbesitzern des Komitates damit, daß die Kirche sich vor der Unterstützung des Museumswesens vollkommen verschloß. Diese Streite verliefen zwischen 1906 und 1913. Das Bauen des Museumsgebäudes setzte bis dahin nicht ein. Das einmal gesammelte Kapital wurde für die Sanierung des Kasinos verwendet ... Das begonnene Bauen wurde während des Weltkrieges eingestellt. Die durch die hiesigen Behörden der Proletardiktatur für die Beendigung des Bauens ausgefolgten Beträge wurden nicht in Anspruch genommen. Schließlich setzte sich die Arbeit in den Inflationsjahren 1920—1924 fort. Das im J. 1925 eingeweihte Gebäude war aber geringfügig, seine Ausstattung ärmlich. Es konnte die um die Sache uneigennützig eine rührige Tätigkeit entfalteten Fachleute für die um die Entwicklung des Museums nutzlos verschwendeten Jahre kaum entschädigen. Das Gebäude wurde durch István Medgyaszay (1877—1959) entworfen. Er hat unter den ersten in Ungarn den Eisenbeton beim Bauen der Theater und des Museums von Veszprém verwendet. Die durch die Konstruktion gegebenen Möglichkeiten wollte er im Geist der Sezession für die Verwendung der Motive der ungarischen Volkskunst benutzen. Hierauf deuten seine Pläne vom J. 1909, die in der Ausbildung der Fassade nicht (sondern nur im Grundriß) verwirklicht werden konnten. Infolge der wirtschaftlichen Schwierigkeiten mußte er auf die ursprünglichen Fassaden verzichten und einfachere, weniger kostspielige Lösungen suchen. Neben ihm hat ein hiesiger Architekt, Kálmán Csomay, Entwürfe für das Museumsgebäude verfertigt. Seine historisierenden Pläne provinzialen Geschmackes wurden aber nicht angenommen. István Êéri: 76