Gopcsa Katalin (szerk.): Egry (Budapest, 2005)
was er eben suchte. Er präsentierte sich als Panorama für die traditionelle Landschaftsmalerei, veranschaulichte das in Mode gekommene Badeleben und bot auch Schauplätze des frühen Tourismus. Die Reihe der Balatonbilder beginnt mit den Zeichnungen des Generals András Petrich, der den See und das Ufer skizzierte, setzt sich fort mit den Bildern von Károly Lajos Libay und Ludwig Rohbock und enthält später Werke bekannterer Maler wie Sándor Brodszky, Antal Ligeti, Gusztáv Keleti, Károly Telepy, József Molnár und Géza Mészöly, der auf die bis dahin unbekannten Schönheiten des Balaton aufmerksam machte. Neue Töne fanden auch die Maler Pál Szinyei Merse, István Csók und Aurél Bernáth auf ihren Balatonbildern. Der Wirkung des Sees konnten sich weder László Mednyánszky noch der in frischen Pastellfarben malende József Rippl-Rónai entziehen. Ganz neuartige, moderne Ansichten vom Balaton schufen János Vaszary und Béla Iványi Grünwald. Den Titel „Maler des Balaton" vergab der Kunstschriftsteller Károly Lyka aber keinem anderen als József Egry nach seiner Sammelausstellung im Jahre 1936. „Die Neigung zum Malen habe ich meiner Ansicht nach mitgebracht, da bereits meine Kindheitserlebnisse zumeist damit verbunden sind", schrieb Egry über die Anfange seines künstlerischen Werdegangs. „Für mich war es der größte Feiertag, wenn ich ins Nationalmuseum gehen konnte. (Barfuß wurde man nicht eingelassen.) Bilder, überall suchte ich nur nach Bildern... Ich wollte Maler werden, aber ich war noch jung und orientierungslos in diesem Metier", lesen wir in seiner Schrift Emlékek életem körül (Erinnerungen aus meinem Leben). In der Tat ist es bewundernswert, wie in diesem talentierten, jedoch armen Kind einer notleidenden Familie, das die vierte Klasse der Bürgerschule nicht mehr absolvieren konnte, die Sehnsucht nach Bildern lebendig war, und wie der Junge jede Gelegenheit ergriff zu malen bzw. an Ölfarben und Lacke heranzukommen. József Egry wurde am 15. März 1883 in Újlak im Komitat Zala geboren. Seine Eltern waren einfache Ackerbauern, die durch einen Familienzwist ihr Land verloren. Der Vater musste sogar eine Gefängnisstrafe hinnehmen. So wurden sie heimatlos, zogen eine Zeitlang umher, verdingten sich als Gutsgesinde und nahmen schließlich ihre wenigen Habseligkeiten, die leicht in einem Bündel verstaut waren, um in der Hauptstadt ihr Glück zu suchen. Doch konnte sich die Familie Egry in Budapest nicht recht in das Leben der Besitzlosen einfügen. Der Junge verkaufte Wasser im Stadtwäldchen, half Körbe tragen, kopierte die Noten der Musiker, die bei ihnen eine Schlafstelle gemietet hatten, und schleppte später für die Maurer den Mörtel. Alles änderte sich mit einem Schlag, als er Laufbursche bei dem Dekorationsmaler Emil Fellegi wurde. „Kurz gesagt, damals betrat ich jene Welt, in der der Mensch den Sinn für die Realität verliert... Und in einer solchen Situation brechen die verborgenen Instinkte hervor, werden manische Schwärmereien frei. Der Mensch errichtet sich eine imaginäre, glückliche Welt, in der es keine Ruhe gibt... Außer Bildern, Farben und Linien nimmt man nichts mehr wahr." Schon bald wurde Egry Geselle bei dem Maler János Korcsek, der hauptsächlich Porträts malte. Nun besuchte er die Abendkurse der Musterzeichenschule. Als im Nationalsalon das erste Bild von ihm ausgestellt wurde, begab er sich mit seinen Arbeiten zu Károly Lyka in die Redaktion der Zeitschrift Művészet (Kunst). Lyka nahm ihn unter seine Fittiche, unterstützte ihn nicht nur materiell, sondern auch moralisch, stärkte sein Selbstvertrauen und machte ihn mit anderen Malern, so mit Mednyánszky und István Farkas, bekannt. Sein frühes, um 1903 gemaltes Selbstbildnis mit dunklem Hintergrund zeigt das unfertige, junge Gesicht eines etwa Zwanzigjährigen, der noch auf der Suche nach sich selbst ist. Die Ähnlichkeit mit den Selbstbildnissen von János Nagy Balogh aus den Jahren 1900-1910 wird in dem Band Modern magyar festészet (Moderne ungarische Malerei) (1896-1919) recht deutlich durch die Gegenüberstellung des Egry-Selbstbildnisses von 1903 (Abb. 1) und der Selbstbildnisse von Nagy Balogh auf einer Doppelseite. Auf dem Bild lässt sich auch eine entfernte Verwandtschaft zu den dunklen Tönen von Munkácsy entdecken, dessen Malweise Egry im Museum studierte und manchmal auch kopierte. Seine Verehrung für die romantisch-realistische Kunst Munkácsys zeigt sich auch auf einigen seiner um 1900 gemalten ländlichen Genrebilder. Ebenso wie der Einfluss von László Paál, der auf verschiedenen seiner frühen Landschaftsbilder vom baumbestandenen Balatonufer zu erkennen ist. Die Kunstwissenschaftler haben sich bei der Kunst Egrys lange Zeit ausschließlich mit seinen Werken aus der Zeit nach 1922 befasst. Die Gemälde, die der Künstler in den Jahren malte, die er später als eine „im Dunkeln verborgene Qual" bezeichnete, erregten erstmals 1968 im GyörgyThury-Museum von Nagykanizsa Aufmerksamkeit und wurden 1971 in einer ebenfalls von Béla Szij veranstalteten Ausstellung der Ungarischen Nationalgalerie gezeigt. Auf diesen Bildern sind viele Gedankenansätze der späteren Werke zu finden. Es ist äußerst interessant zu beobachten,