K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1997/5. (Veszprém, 1997)

ERTEL, CHRISTINE: Der Tumulus von Baláca - ein Grabbau italischen Charakters - A balácai tumulus - itáliai jellegű sírépítmény

bour und Fassade aber weit seltener. Bei diesen Beispielen wie Siesbach 26 (Abb. 2.4) und Bill 27 kamen Sockel und Tambour zur Anwendung, kaum jemals aber eine Fassade. Bei den romanisierten Hügelgräbern bestand also eine Diskrepanz in der Wertigkeit der Ausstat­tungselemente. Während einige sehr hoch entwickelt und mit viel Aufwand gestaltet waren, blieb die Außengestaltung unscheinbar und fiel hinter dem Standard der anderen Elemente zurück. Bei dem Grabmal von Baláca wurden alle Bauteile gleichmäßig gut ausgeführt und standen in ausgewogenen Beziehungen zueinander. 4. Ausbildung einer Fassade Unverzichtbares Kennzeichen jeder Architektur ist die Ausbildung einer Fassade. Sie be­steht aus Sockel, Wandfläche und Abschlußgesims. Aus der Existenz von Sockel und Ge­sims ist die Wand zweifelfrei in einer angemessenen Höhe zu erschließen, deren genaues Maß ohne erhaltene Bauglieder wie z. B. Säulen nur über Hilfskonstruktionen und Näherungs­werte berechnet werden kann. Für die Höhe der Fassade des Tumulusgrabes von Baláca konnte durch die Aufstellung der Grabaltäre auf der obersten Stufe eine Mindesthöhe angegeben wer­den. Da es keinen Alternativvorschlag für die Aufstellung der Grabältäre, insbesondere der Al­tarnachahmungen gibt, ist auch schwer die Höhe der Fassade in Zweifel zu ziehen. Für die Ausbildung einer Fassade an provinzialrömischen Rundgräbern ist nur ein sehr bescheidenes Vergleichsbeispiel anzuführen, das im Hof des Bonner Landesmuseum rekon­struierte Grabmal von Nickenich 28 (d 7 m). Die in Abb. 2 zusammengestellten Beispiele verdeutlichen die Stellung des Tumulusgrabes von Baláca zwischen dem italischen Vorbild mit dominierenden, teilweise überhöht wirkenden Fassaden und den assimilierten Hügelgrä­bern ohne Fassaden. In dieser Größenordnung und architektonischen Durchgestaltung scheint es tatsächlich einzigartig dazustehen. 5. Beziehungen des Bauwerks zur Umgebung Bewußt gestaltete Architektur existiert nicht für sich allein, sondern nimmt auf den Kontext ihrer Umgebung Bezug. Ein Kennzeichen für die Architektur einer hohen Zivilisationsstufe sind die Darstellung einer gegebenen Bedeutungsstruktur innerhalb des Bauwerks und seiner Teile, soziale Zielsetzungen des Bauwerks wie die Selbstdarstellung des Bauherrn 29 wie auch die Her­stellung einer Beziehung zwischen der umgebenden Landschaft und dem Bauwerk. 30 In den Nordprovinzen wurde nur in einzelnen Fällen ein so enger Zusammenhang von Siedlung und Grabstätte wie bei Villa und Grabbau von Baláca nachgewiesen. So verfügte die Villa von Newel 31 über einen eigenen Grabbezirk mit vier Tumuli. Diese wurden aber innerhalb einer Umfriedung eng nebeneinander gesetzt, sodaß keiner von ihnen selbständig als Architekturobjekt in Erscheinung trat. Auch eine Wirkung der ganzen Gruppe war nicht beabsichtigt und wurde von der Umfassung abgeschirmt. Beziehungen zur umgebenden Landschaft konnten bei keinem romanisierten Hügelgrab festgestellt werden, sind aber für einzeln stehende römische Grabbauten in der Regel anzu­nehmen 32 bzw. noch immer nachvollziehbar, wie z. B. für den Grabbau von Gaëta 33 über dem Golf von Forrnia. Das Tumulusgrab von Baláca lag auf einer leichten Anhöhe nördlich der Villa, wo er von Süden und Westen her besonders gut zu sehen war. Auf diesen Seiten waren fast alle Grabaltäre aufgestellt. Die Lage des Grabmals erlaubte eine Sichtverbindung zum Plattensee. Da man von dem Gelände der Villa aus nur an wenigen Stellen einen kleinen Ausschnitt des Wasserspiegels zwischen den Kuppen eines am Nordufer des Sees entlanglaufenden Hügelzuges erkennen

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