K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)

Vorträge - KOLNÍK, TÍTUS: Zum Problem der villenartigen Bauten im mitteldanubischen Barbarikum

TÍTUS KOLNÍK ZUM PROBLEM DER VILLENARTIGEN BAUTEN IM MITTELDANUBISCHEN BARBARIKUM Die römischen, oder besser gesagt auf römische Art errichteten Bauten (sog. römische Stationen) im nordpannonischen Limesvorfeld hielt man noch in jüngster Vergangenheit oft in der archäologischen Literatur (besonders in der ehemaligen Tschechoslowakei) 1 für eine direkte Folge der römischen militärischen Aktivität im mitteldanubischen Barbarikum. Als militärische Anlagen betrachtete man nicht nur solche umstrittenen Fundstellen, wir das Ka­stell in Iza 2 - ein Brückenkopf des Legionslagers Brigetio, sondern auch Stupava 3 , Musov 4 , Oberleis 5 - um wenigstens die bekanntesten zu erwähnen. In ähnlicher Richtung bewegten sich aber auch Erwägungen bei der Interpretation unbefestigter Niederlassungen mit römi­schen Bauten in der Nachbarschaft oder innerhalb germanischer Siedlungen (Milanovce, Cí­fer-Pác, Bratislava-Dúbravka in der Südwestslowakei 6 , Stillfried in Niederösterreich 7­Abb. 1). Das Hauptargument bei solchen Erwägungen war vor allem das Vorhandensein rö­mischer Ziegel mit Stempeln militärischer Einheiten in diesen Stationen. Dank E. Swoboda 8 und dann dem ungarischen Forscher A. Möcsy 9 begann eine derart vereinfachte Vorstellung über die römischen Bauten im nordpannonischen Limesvorfeld all­mählich den Boden unter den Füßen zu verlieren, und die Gelände- und theoretische For­schung befreite sich vom stereotypen Denken. Es wurde eine Diskussion über den Limes-Problemkreis angeregt: Zweck und Wert der „Linie", Offensive und Defensive, der Begriff Barbarikum 10 u. ä. ihr grundliegen- der pole­mischer Zug beruhte auf der These, daß die römischen Bauten im Barbarikum keine römi­schen Stabs- oder Offiziersgebäude waren (wie darüber im Falle von Stupava und Musov erwogen wurde), sondern Wohnstätten für Barbarenfürsten, von Römern erbaut, offenbar auf Grundlage von Klientel vertragen. A. Möcsy hat besonders darauf hingewiesen, daß bei diesen römischen Bauten im Quadenland im wesentlichen Spuren einer echten Befestigung fehlen (Graben, Wall, Türme usw.). Die archäologische Forschung in der ehemaligen Tschechoslowakei - ungeachtet dessen, daß sie die angeführten Argumente" kannte und sie um die Erkenntnis erweiterte, daß meh­rere römische Stationen in militärisch ungünstiger Lage (Milanovce, Cífer-Pác, Bratislava­Dúbravka), inmitten der dichten germanischen Ökumene und ohne eine primäre Befesti­gung situiert sind - hat in Anbetracht des zahlreichen Vorkommens von Ziegeln mit Stem­peln der Legionen oder anderer militärischer Einheiten nur schwer die Vorstellung aufgege­ben, daß die Errichtung der Stationen im Limesvorfeld nicht mit einer direkten militärischen Tätigkeit der Römer im Barbarikum zusammenhing. Es muß offen eingestanden werden, daß hier im Unterbewußtsein außer der natürlichen Zweifel auch ein gewisser außerwissenschaftlicher, teilweise emotionaler, teilweise zweck­dienlicher pragmatischer Faktor mitwirkte. In der Nachkriegszeit herrschte nämlich lange in den tschechoslowakischen Ländern eine gewisse verständliche Aversion gegenüber allem Deutschen, aber auch Germanischen. Heute mag es natürlich vielen als eine unzuläßliche, verurteilungswürdige Pflicht der Wissenschaft gegenüber der Politik erscheinen. Es muß al­lerdings der Umstand in Erwägung gezogen werden, daß wenn bei der Entdeckung der rö­mischen Bauten in Milanovce (1956), Cífer-Pác (1969) oder in Bratislava-Dúbravka (1981) die möglichen Zusammenhänge mit einer von Römern erbauten germanischen Residenz be­tont worden wären, hätten wir kaum eine Chance gehabt, diese Ausgrabungen in den For-

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