K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)
Vorträge - KUZMOVÁ, KLÁRA: Das Sigillata-Spektrum der römisch-germanischen Niederlassung in Bratislava-Dübravka
KLÁRA KUZMOVÁ DAS SIGILLATA-SPEKTRUM DER RÖMISCH-GERMANISCHEN NIEDERLASSUNG IN BRATISLAVA-DÚBRAVKA Die Fundstelle in Bratislava-Dúbravka in der Lage „Vel'ká lúka" stellt im Rahmen der germanischen Besiedlung der Südwestslowakei ein charakteristisches Siedlungsareal dar. Sie liegt im Becken der Kleinen Karpaten, das zur Záhorie-Niederung offen ist, 4 km nördlich des Donauflusses (Abb. 1). Ihre besondere Stellung ergibt sich nicht nur aus der Innenstruktur der Siedlung, die außer üblichen germanischen Objekten auch aus Resten römischer, evtl. auf römische Art errichteter Bauten besteht - einer aus Stein gebauten Badeanlage und einer Säulenhalle - aber auch aus dem Vorkommen von Erzeugnissen der einheimischen germanischen Bevölkerung und Gegenständen provinzialrömischer Herkunft. Zu betonen ist bei der Charakterisierung dieser Fundstelle auch ihre Lage im breiteren Vorfeld von Carnuntum (in etwa 15 km Entfernung nach NO), in einem Gebiet, wo die Nord-SüdTrasse der Bemsteinstraße den Ost-West-Verlauf der Limesstraße kreuzte, in der Grenzzone, welche die Römer wahrscheinlich noch landwirtschaftlich nutzten. Ungeachtet dessen, daß die Beziehung des römischen und germanischen Elementes in dieser in das 1-5. Jh. datierten Siedlung bisher nicht gelöst ist, erlauben es etwa die angeführten Erkenntnisse anzunehmen, daß es sich um eine Zivilniederlassung mit einer gewissen Koexistenz beider Bevölkerungseinheiten handelte. 1 Auf das Sonderpräge der Fundstelle kann auch mittels der seltenen, und nördlich der Donau vereinzelten Funde hingewiesen werden; es sind dies z. B. Bruchstücke von Spruchbechern von Augusta Treverorum, Millefiori-Glas, die unikate Bronzefigur eines ithyphallischen Mannes , aber auch die Sigillata-Funde die in mehrere Hinsicht vom Rahmen der aus üblichen germanischen Siedlungen bekannten Sigillaten im Vorland des nordpannonischen Limes abweichen. 42 Bruchstücke aus Bratislava-Dúbravka stammen aus systematischen Grabungen und aus Lesefunden, die seit 1982 im Areal und unmittelbaren Umkreis der Siedlung durchgeführt wurden. 3 Die Funde befanden sich häufig in sekundärer Lage und die Fundumstände ermöglichten nicht immer die Bestimmung ihrer Zugehörigkeit zu den einzelnen Objekten. Trotzdem kann ein Teil von ihnen mit der römisch-germanischen Niederlassung verknüpf werden, für welche das Vorhandensein von „römischer" Bauten aus der ersten Hälfte des 3. Jh. charakteristisch ist, und ein weiterer Teil mit älterer, bzw. mit jüngerer germanischer Besiedlung. Die untersuchte Terra sigillata besitzt eine beträchtliche Aussagekraft besonders vom Gesichtspunkt der lokalen Typologie und Chronologie, und vom Gesichtspunkt ihres Vergleiches mit den Funden aus dem anliegenden germanischen Siedlungsbereich. Im angeführten Material sind Erzeugnisse aus sechs Töpfereien vertreten, in welchem Ware aus Rheinzabern und Westerndorf vorherrscht (Tab. 1). Zu den ältesten Funden gehören südgallische Erzeugnisse aus domitianisch-hadrianischer Zeit - fünf Schalen-Bruchstücke Drag. 35/36 und 36, zwei mit Efeublattverzierung in Barbotinetechnik. Sie bilden sogar 12% sämtlicher Funde. In gleicher Zahl vertreten ist auch mittelgallische Ware, von der zwei Bruchstücke der Manufaktur von Lezoux zugeschrieben werden können. Es sind Erzeugnisse von Censorinus oder Patemus II (1 St.) und Patemus II (1 St.) aus der Regierungszeit von Antoninus Pius bis Marcus Aurelius. Von glatter Sigillata ist lediglich ein Reibschüssel-Bruchstück (?) Drag. 43 belegt.