K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)
Vorträge - KAB AKCIEVA, GERGANA: Neue Untersuchungen an der römischen Villa „Annira" in der Provinz Thrakien
GERGANA KABAKCIEVA NEUE UNTERSUCHUNGEN AN DER RÖMISCHEN VILLA „ARMIRA" IN DER PROVINZ THRAKIEN Bei einem Bauvorhaben wurde 1964 zufällig eine der römischen Luxusvillen in Thrakien 1 entdeckt (Abb. 1). Sie wurde „Armira" genannt nach dem gleichnamigen Fluß in der Nähe und liegt in den Ausläufern der Ostrhodopen. Die Stelle inmitten des Flußtales war günstig gewählt und entspricht den Vorschriften für den Bau römischer Villen in den Provinzen, wie sie bei Autoren aus der Antike beschrieben sind 2 . Die Villa „Armira" gehört zum Typus der römischen Peristylhäuser 3 mit einem großen Becken (impluvium) in der Mitte (Abb. 2). Mehr als zwei Jahrhunderte war sie in der römischen Zeit das Zentrum eines großen Landsitzes. Sie befindet sich nur 40 km südwestlich von Tonzos (Hadrianopolis), dem heutigen Edirne in der Türkei. Die Villa gehörte zum Territorium dieser antiken Stadt in der Provinz Thrakien. Untersuchungen zur Münzprägung an Hadrianopolis zeigen, daß dieser Ort bereits vor der Herrschaft des Imperators Trajan (96117) den Status einer Stadt besaß 4 und Nachfolger einer großen thrakischen Siedlung war. Einige von wenigen archäologischen Funden aus Tonzos/Handrianopolis belegen, daß Handel und Landwirtschaft die wichtigsten Quellen des Erwerbes der Bewohner dieser Stadt waren 5 . Die hauptsächlichen archäologischen Untersuchungen an der Villa „Armira" wurden 1964 bis 1976 durchgeführt, und ihre Ergebnisse sind bereits veröffentlicht 6 . Das Herrenhaus (pars urbana) der Villa „Armira" ist ein Beispiel für ein römisches Wohnhaus mit reichem Mosaikschmuck und Marmorverkleidungen. Die Leiterin der Ausgrabungen, J. Mladenova, unterscheidet drei Bauperioden 7 : 1. Bauperiode - erstes Viertel des 2. Jh. (frühe Hadrianische Zeit); 2. Bauperiode - die späte Hadrianische Zeit, also die dreißiger und vierziger Jahre des 2. Jh.; 3. Bauperiode - die Zeit von Antoninus Pius (138-161). Als 1987 Konservierungsarbeiten vorgenommen wurden und die Villa zur Restaurierung vorbereitet werden sollte, entdeckte man im impluvium (Becken) ein neues Mosaik. Daraufhin wurden die Grabungen erneuert, und es erwies sich, daß unter dem bisher entdeckten antiken Besitzhaus Überreste einer früher hier bestehenden Villa lagen 8 . Jahre hindurch hatte man bei Grabungen in Thrakien und Moesien eine besondere „Ehrfurcht" vor den soliden Ruinen aus römischer Zeit beobachten können. Nach der Art ihrer Ausführung unterscheiden sie sich wesentlich von den Bauten aus vorrömischer Zeit, und es gab nur wenige Fälle, in denen die Kulturschichten bis auf ihren Grund erforscht waren. Doch führte dieses methodologische Problem zu einer Begrenzung der archäologischen Basis für die Erforschung von Gebäuden - vor allen Wohnbauten - aus der frührömischen Zeit. Wie die Untersuchungensergebnisse bei römischen Villen und Ortschaften in Pannonién zeigen, war ein ähnliches Problem auch in Ungarn früher zu vermerken . Die zusätzlichen Grabungen an der Villa „Armira" konzentrierten sich auf das Becken in der Mitte des pars urbana. Es stellte sich heraus, daß unter dem bekannten Becken die Spuren von einem anderen lagen und daß der Boden dieses älteren Impluvium mit einem Mosaik ausgelegt war. Nach seiner Entdeckung ergab sich die Frage nach der Datierung und seiner Beziehung zu der oben genannten ersten Bauperiode. Zweifellos hatte das neuent-