K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)
Vorträge - TRUMM, JÜRGEN: Aspekte der römischen Besiedlung am östlichen Hochrhein
JÜRGEN TRUMM ASPEKTE DER RÖMISCHEN BESIEDLUNG AM ÖSTLICHEN HOCHRHEIN Die folgenden Zeilen führen durch den Klettgau, einer Landschaft zwischen Hochrhein, Schwarzwald und Südwestdeutschem Schichtstufenland. Heute von der Staatsgrenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz durchschnitten, gehörte der Klettgau in römischer Zeit vollständig zur Provinz Obergermanien. Da epigraphische Zeugnisse fehlen, läßt sich über die Zugehörigkeit des Gebietes zu einer civitas nur spekulieren; Schieitheim (Kanton Schaffhausen), das luliomagus der Tabula Peutingeriana , käme als Vorort einer Gebietskörperschaft in Betracht": Jedenfalls ist aus dem Untersuchungsgebiet bislang kein weiterer vicus bekannt . Im Rahmen einer Magisterarbeit wurden kürzlich die römischen und völkerwanderungszeitlichen Fundstellen dieses naturräumlich geschlossenen Gebietes in Katalogform und auf einer Karte im Maßstab 1:50 000 zusammengestellt 4 . Daraus seien kurz die wichtigsten Ergebnisse referiert: Im Arbeitsgebiet, welches von West nach Ost ca. 42 km, von Nord nach Süd ca. 35 km mißt, sind bislang 144 Fundstellen bekannt, davon können 90 als römische Siedlungsstellen angesprochen werden. Eine nähere Interpretation verbietet sich, da in den meisten Fällen lediglich Einzel- oder Oberflächenfunde vorliegen. In einem Gebiet mit ausreichendem Forschungsstand - wie etwa rund um Schieitheim - haben die römerzeitlichen Siedlungsstellen einen durchschnittlichen Abstand von ca. 1,5 km. Ähnliche Verhältnisse zeichnen sich in den Nachbargebieten Hegau 5 und westliches Hochrheintal 6 ab. Ob man aus diesen Zahlen vorbehaltlos die landwirtschaftliche Nutzfläche der Gutshöfe erschließen kann, erscheint allerdings fraglich: Die Deutung vieler Fundstellen als Überreste einer Villa rustica ist ebensowenig gesichert wie die zeitgleiche Belegung aller Siedlungen. Neben der Anbindung an das antike Straßennetz - durch den Klettgau verlief die wichtige Straße vom Hochrhein zur oberen Donau - haben die naturräumlichen Voraussetzungen das römische Siedlungsbild entscheidend mitgeprägt. Wie Abb. 1 zeigt, wurde das unfruchtbare Granit-Gneis-Gebiet des Schwarzwaldes ebenso gemieden wie die ihn randlich begleitende Sandsteinzone. Römerzeitliche Siedlungsstellen lagen ausschließlich auf Böden mit einer Unterlage aus Muschelkalk oder jüngeren Formationen, wobei Höhen bis zu 700 m ü.M. aufgesucht wurden. Als charakteristische Lage der Gutshöfe im Klettgau erweisen sich Hänge am Übergang von der Niederterrasse zur Talaue, die den römischen Siedlern Anteil an trockenen und feuchten Ökotopen boten. Die Wohngebäude wurden dabei zumeist auf trockenen Schwemmkegeln am Ausgang kleiner Seitentälchen errichtet, eine bevorzugte Ausrichtung nach einer bestimmten Himmelsrichtung kann bislang nicht festgestellt werden. Beginn und Ende der römischen Besiedlung kann erst nach Aufnahme des Fundmaterials beurteilt werden. Bislang sind keine Holzvorläufer von Villen bekannt, dies mag aber rein grabungstechnisch bedingt sein. Besondere Aufmerksamkeit wird man dem Verhältnis der zivilen Aufsiedlung zur militärischen Okkupation schenken müssen 7 . Zu den Verhältnissen nach der Aufgabe des Obergermanisch-Rätischen Limes können interessante Aufschlüsse erwartet werden, da die Münzreihe des Arbeitsgebietes bis weit in das 4. Jahrhundert hinein beachtliche Stückzahlen aufweist 8 . Die Zusammenstellung frühalamannischer Funde aus einigen Gutshöfen wird Hinweise auf das frühmittelalterliche Siedlungswesen geben. Bislang liegen aus dem Arbeitsgebiet 20 Grundrisse von Steingebäuden vor, davon können mindestens 11 aufgrund ihres Grundrisses oder ihrer Ausstattung (Hypokausten / be-