K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)

Vorträge - NUBER, HANS ULRICH: Die villa urbana von Heitersheim (D)

an (1 m breit, über 2 m tief). Ein entsprechend hoher Oberbau ist anzunehmen. Drei nach Norden abschließende kleine Räume dürften u.a. auch technischen Zwecken (Heizräume) gedient haben. Nach Süden manifestierte sich der Baukomplex wie zuvor - durch die talsei­tig aufragende Stützmauer, die eine seitliche Eingangssituation zum Sulzbachtalstraße mo­numental gestaltete, während sich der Haupteingang nach Westen orientierte, zur pars rusti­ca durch die langgezogene porticus. Nach Nordosten öffnete sich der herrschaftliche Ge­bäudekomplex zu einer gestalteten Parkfläche (von 1 ha Größe), die an drei Seiten die Um­fassungsmauer begrenzte. Auf diese Weise war der Herrschaftsteil (pars urbana), Villa mit Park, völlig von dem Wirtschaftsteil getrennt. Die Grundfläche dieses herrschaftlichen Bau­komplexes betrug nunmehr ca. 3000 m . Mosaikreste u.a. deuten an, daß auch dieser Neu­bau in ähnlicher Weise wie sein Vorgänger innenarchitektonisch ungewöhnlich luxuriös ausgestattet war. Den Wirtschaftsbereich, der heute größtenteils unter dem Malteserschloß liegt (Abb. 1), umzog trapezförmig eine Umfassungsmauer, die insgesamt eine Fläche von über 5 ha ein­schloß. Die Wirtschaftsgebäude, die soweit erfaßt, in der ersten Phase einen recht einheitli­chen Bautyp (12 x 12 m Grundfläche mit zweiseitiger porticus) verkörperten, reihten sich innerhalb der Umfassungsmauer, zu der sie im Norden regelhaften Abstand von 7,5 m hiel­ten; im Süden war das Wohnhaus des Verwalters (?) an die Mauer angebaut. Die pars rusti­ca folgt damit einem Bauschema, das wir als „Achshoftyp" bezeichnen . In Heitersheim konnte dieser erstmals rechtsrheinisch auf baden-württembergischem Territorium nachge­wiesen werden. Die wirtschaftliche Grundlage dieser Villa dürfte einerseits in der Landwirtschaft zu su­chen sein, für die sich ein, durch Kartierung der Nachbarfundstellen gewonnenes, auffallend großes Gebiet (ca. 5 km") abzeichnet. Ferner fanden sich Hinweise auf Töpfereibetriebe auf dem Gelände. Gegen Ende des 1. Jahrhunderts wurde helltoniges Gebrauchsgeschirr mit der Signatur FONTI hergestellt; in der Nordostecke der Anlage fanden sich mindestens zwei Töpferöfen, die jedoch nicht bis zum Ende der Anlage existierten. Ferner zeugen Eisen­schlacken von Schmiedearbeit; möglicherweise auch von weiterer Metallverarbeitung, was die Frage nach einer Beziehung zum nahegelegenen Sulzburger Bergbaurevier auf wirft. Hierzu sind noch weitere Untersuchungen abzuwarten 1 . Die römische villa urbana dürfte bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr. in Betrieb ge­wesen sein. Die jüngste Fundmünze aus der Villa selbst ist ein Denar des Severus Alexan­der der Prägejahre 232/235 n.Chr.; ein Antoninian des Traianus Decius der Zeit 249/251 n.Chr. wurde unweit davon gefunden 14 . Im eigentlichen Villenbereich gibt es nur in den Kellern des Haupthauses bzw. des Verwalterwohnhauses Hinweise auf Brandzerstörungen dieser Zeit. Das übrige Areal, jahrhundertelang als Steinbruch ausgebeutet und infolge agra­rischer Nutzung um 0,5 m im Niveau abgesenkt, hat gerade für die jüngsten römischen und unmittelbar danach folgenden Zeitabschnitte keine archäologischen Spuren mehr aufzuwei­sen. Im Haupthaus - wohl schon als Ruine, wenngleich in den Strukturen noch erkennbar ­erfolgte eine frühmittelalterliche Bestattung, die ausweislich ihre unvollständigen Beigaben um 630/650 n.Chr. inmitten der Eingangshalle angelegt worden war. Sehr wahrscheinlich hatten die neuen Herren zuerst vom leicht und weitläufig bebauten Wirtschaftsteil der römi­schen Villa Besitz ergriffen, auf dem später (777 erste urkundliche Erwähnung des Ortes) ein Herrenhof und frühe Kirche überliefert sind. Beide hatten im 16. Jahrhundert der Nie­derungsburg der Johanniter/Malteser zu weichen, deren Überreste sich heute noch ein­drucksvoll über das Umfeld erheben. Wobei überraschenderweise die spätmittelalterliche Anlage mit ihrer deutlichen Trennung in Herrschafts-/Wirtschaftstrakt den römischen Vor­gängern in Struktur und Ausrichtung weitgehend folgt (vgl. Abb. 1).

Next

/
Thumbnails
Contents