K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)

Vorträge - VERBEECK, MARC: Eine Römervilla in Erps-Kwerps (Kortenberg-Belgien) mit merowingerzeitlichem Gräberfeld

kenswert, daß dieser Typ sich als eine gesonderte Gruppe anbietet, nicht nur hinsichtlich der Grabstruktur, sondern auch was die Anlage der Gräber auf der Nekropole betrifft. Mit Aus­nahme von einem Grab waren sie im Eckzimmer, im Porticus des VTi/agebäudes und um sie herum angelegt. Sieben Beisetzungen dieser Reihe enthalten Beigaben oder Elemente der Kleidung und Schmuck. Es ist übrigens auffällig, daß sechs Gräber vermutlich schon in der Merowingerzeit geplündert wurden. Die interessanteste und auch reichste Beisetzung des Friedhofes war Grab 24. Die Verstorbene war ein Mädchen von 12 Jahren oder etwas älter. Sie wurde mit Gegenständen, die ihr während ihres Lebens gehört hatten, begraben: ein bronzener Gürtelbeschlag, ein doppelkonischer Spinnwirtel, ein eisernes Messer, fünf Per­len, zwei bleierne Kreuzchen. Zwei Knickwandtöpfe mit Zahnradband und ein Wölbwand­topf enthielten Proviantreste für die Überfahrt in das Jenseits. Die anthropologische Untersuchung brachte für diese historische Population zwei spezifi­sche Kennzeichen ans Licht. Karies kam sowohl bei Kindern als bei Erwachsenen häufig vor. Eine Asymmetrie der unteren Gliedmaßen mit Hinken als Folge, wurde bei fünf Ver­storbenen festgestellt. Bei zwei Verstorbenen liegen erbliche Faktoren an der Basis. Im Grab 27 wurden am Kopf des Verstorbenen, einem Mann, Reste von zwei jungen Hunde angetroffen. Hundegräber sind in der fränkischen Zeit eine ziemlich seltene Erschei­nung, aber sie haben denselben Wert und Bedeutung wie Pferdegräber. Sie illustrieren den sozialen Stand und den Reichtum des Verstorbenen. Für die Datierung des Gräberfeldes sind wir auf Beisetzungen mit einer Grabausstattung angewiesen. Aufgrund der Beigaben ist das Gräberfeld in der Periode Ende 6. bis Ende 7. oder am Anfang des 8. Jahrhunderts zu datieren. In einem Zeitraum von gut 100 Jahren wurden hier 39 Personen begraben. Wir dürfen an­nehmen, daß die Lebensgemeinschaft aus höchstens 15 Personen bestanden hat. Diese Be­völkerungsgruppe war vermutlich ziemlich arm, da maximal zwölf Beisetzungen, wenn wir annehmen daß Grabraub auf Beigaben hinweist, mit einer Grabausstattung versehen waren. Sehr wichtig und interessant ist die Lage der Gräber 20 und 24 innerhalb der Wände des Eckzimmers (Abb. 5, A). Das Mädchen von Grab 24 wurde mit einer Halskette, bestehend aus fünf Perlen und zwei bleiernen Kreuzchen, begraben. Trotz dieser deutlichen christli­chen Symbole kann die religiöse Bedeutung des Raumes nur angenommen werden. Auch die Anlage der Konstruktion mit einer nordwest-südostlichen Orientierung weist nicht so sehr auf die religiöse Funktion des Gebäudes. Dieser Raum darf nur als ein Funeräres Denk­mal (cella memoriae) angesehen werden, den reicheren und hochgestellten Personen einer bestimmten Familie oder Klasse vorbehalten, möglicherweise den örtlichen Herren. Ein zweiter wichtiger Aspekt steht mit der Anlage der verschiedenen Grabtypen und dem Reichtum der Grabausstattung in Zusammenhang. Alle Gruben mit „reichen" Beigaben ge­hören zum Typ der Gruben mit großen Abmessungen, mit römischem Trümmermaterial ein­gefaßt. Sie liegen im Eckzimmer und im Porticus der Villa und darum herum, in der südost­lichen Zone des Friedhofes. Der stereotype Charakter und die topographische Lage der Grä­ber lassen uns vermuten, daß wir hier vor Beisetzungen stehen, die einer beschränkten, ex­klusiven Gruppe von Personen angehören. Eine bestimmte Zone innerhalb des Gräberfeldes war für ihre eigene Bestattung und die ihrer nächsten Verwandten vorbehalten. Das Errichten eines einfachen, hölzernen Gebäudes am Rande eines Merowingischen Gräberfeldes ist am wenigsten so wichtig wie die Gegenwart einer cella memoriae (Abb. 5, B). Der kleine Holzbau auf dem Begräbnisplatz in Erps-Kwerps ist sicher kein Einzelfall. Bei Ausgrabungen in Deutschland, Belgien, England und Irland wurden früher schon ähnli­che Strukturen angetroffen. Verschiedene Vergleichpunkte kommen bei diesen Gebäuden zum Ausdruck. Es sind immer einfache Konstruktionen von beschränkten Abmessungen mit

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