K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)
Vorträge - WILLEMS, WILLEM J. H.: Die villa rustica von Voerendaal (NL) und die ländliche Besiedlung
Denkmalschutz stehende Gelände zu groß und bekamen vom Rat recht. Das Hauptgebäude blieb weiterhin geschützt, das Terrain in seiner direkten Umgebung mußte jedoch vor 1990 flächendeckend untersucht werden. Die geforderte Untersuchung begann 1984 und wurde 1987 abgeschlossen. In dieser Zeit konnte der Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek (ROB), das niederländische Amt für Bodendenkmalpflege, einen Großteil des Hofareals freilegen. Einen Grundriß der großen Villa zeigt Abb. 2. Sie enthält übrigens nicht alles, was dort gefunden wurde. Bei den Grabungen des ROB wurde festgestellt, daß das Gelände bereits besiedelt war, bevor dort die erste Villa errichtet wurde. Es fanden sich Überreste eines kleinen einheimischen Dorfes, das im 1. Jahrhundert v. Chr. entstanden ist und etwa bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. fortbestanden hat. Seine damaligen Bewohner hatten einen gewissen Wohlstand erreicht und waren in der Lage, mitten auf dem Gelände eine Villa zu bauen. Diese kontinuierliche Entwicklung führt zu der Annahme, daß sie wahrscheinlich keine Einwanderer gewesen sind, sondern Einheimische, die sich bereits früh einen römischen Lebensstil zu eigen gemacht hatten. Auch ihre Erben müssen erfolgreiche Bauern gewesen sein, da sie kurz nach Beginn des 2. Jahrhunderts eine völlig neue Villa bauen konnten. Zu dieser Zeit war der zentrale Wohnteil nicht viel, der gesamte Komplex aus Steinbauten jedoch erheblich größer als der der ersten Villa: die Front der Villa, ihre totale Breite, betrug zuletzt nicht weniger als 190 m. Nicht alle Gebäude wurden zur gleichen Zeit errichtet, aber der Grundriß macht klar, daß von Anfang an ein deutliches Gesamtkonzept vorhanden gewesen sein muß. Wenigstens einmal wurde der Hof gründlich umgebaut, wobei einige Gebäude abgebrochen und neu errichtet wurden und andere möglicherweise eine neue Bestimmung erhielten. Abb. 2 gibt den Grundriß der Villa nach dem letzten großen Umbau wieder. Auf diesem Grundriß basiert die Rekonstruktionszeichnung (Abb. 3). Die Funktion der meisten Gebäude und Räume konnte mit ziemlicher Sicherheit festgestellt werden. Der Kern des zentralen Wohnteils (Abb. 4) ist symmetrisch angelegt. An seiner Ostseite befinden sich drei - möglicherweise später angebaute - Räume, die ebenfalls für Wohnzwecke bestimmt waren. Der hinterste war mit Wandmalereien geschmückt und wurde mittels eines Hypocaustum zentral erwärmt. Die an der Nordmauer liegende Heizstelle war noch gut erhalten. Auch einige andere Räume des Wohnhauses besaßen eine solche Heizung. An der Rückseite der Nordmauer lag der Vorratskeller. Bei anderen Gebäuden ist die Funktion nicht sicher zu bestimmen. Der übrige Teil des Wohnhauses diente möglicherweise als Unterkunft für das Gesinde, 3D als Stall und die einzeln stehende Scheune 3B wird wahrscheinlich als Abstellraum für Karren, landwirtschaftliche Maschinen, Gerätschaften und dergleichen mehr verwendet worden sein. In dem großen Gebäude 3A am Südostflügel des Komplexes geschah die Verarbeitung der Ernte. Während der Ausgrabung wurden auch Bodenproben entnommen und auf das Vorhandensein von Pflanzenresten hin untersucht. 3 Im Gegensatz zu anderen Stellen des Geländes fanden sich in und um Gebäude 3A herum viel Getreidereste. Die Körner waren verkohlt und sind deshalb erhalten geblieben. Diese Verkohlung kann auf verschiedene Ursachen, wie z.B. das Verbrennen von Abfall, das Trocknen oder Rösten des Getreides (zum Lösen der Spreu), zurückzuführen sein. Vor dem Gebäude war ein Teil des Hofes gepflastert, und genau an dieser Stelle wurden viele Spreureste gefunden: hier lag also der Dreschplatz. Die botanische Analyse der Bodenproben hat gezeigt, daß die wirtschaftliche Grundlage der Villa erwartungsgemäß großenteils agrarisch war und das wichtigste Produkt, das Getreide, nach der Ernte in Gebäude A verarbeitet wurde. Nachdem das Trocknen, Dreschen, Rösten, Darren und Sieben der Ernte vorbei und das Getreide so weit wie möglich gereinigt war, mußte dieses kostbare Endprodukt gelagert