Gráfik Imre: Vas megye népművészete (Szombathely, 1996)
Zusammenfassung
Erlesene Herrenkleidungsstücke, früher nur für den Adel, später auch für den reichen Bürger, kommen jedoch immer noch aus der Werkstatt des Schneiders, aber einige frühere Gewerbearten, wie 2.B. das Handwerk des Hutmachers, sind bis zum Ende des 18. Jhdts. ganz verschwunden. Erzeugnisse der Dorfnäherinnen und die auf Messen fertig gekaufte Ware, auch gebrauchte Kleidungsstücke, spielen eine zunehmende Rolle. Diese neuen Entwicklungen fördern die Differenzierung zw^ischen den Regionen, die in der Umgebung der Städte schon Anfang des 19. Jhdts. zur Verbürgerlichung führt. Gewisse regionale Abweichungen bleiben jedoch bis Ende des 19. Jhdts. erhalten. Jetzt beeinflußt gerade die ärmste Bevölkerung, die enttäuscht von der Auswanderung nach Amerika zurückkehrt, die Gestaltung der Kleidung dadurch, daß die amerikanische Konfektionskleidung als Muster dient. Die kurze Übersicht zeigt, daß dieser letzte Kleidungswechsel in der Bauernschaft, in der Fachliteratur als „Ablegung" bekannt, nur als einer von ständigen Kleidungswechseln betrachtet werden kann. Die Bauern- bzw. die Durchschnittskleidung ist immer nur einen Schritt hinter der herrschenden Gesellschaftsschicht zurückgeblieben, ihre Entwicklung hat nie stagniert. Volkskunst an Zunftgegenständen und Meisterwerken (Bilder: 338-360, 375-411, 440-442) - Í • ;, ,,;; 703. Zinnteller der Stiefelmacher-Zunft aus Szombathely Céh óntányér. Szombathelyi csizmadia céh. SM 85.2.1 Der Verfasser stellt hier die Zünfte und das Handwerk des 17. bis 19. Jhdts. im Komitat Vas vor. Es gab 12 gemischte Zunftorganisationen von der Mitte des 18. Jhdts. bis zum ersten Drittel des 19. Jhdts., außerdem bestanden 28 verschiedene Zünfte für je einen Beruf. Im gesamten Komitat Vas handelte es sich 1762 um 176 Organisationen und im Jahre 1817 um 200 Zünfte. 330.000 Personen arbeiteten damals im Handwerk, 7% der Gesamtbevölkerung in Vas, aber 40% davon konzentriert in den Marktflecken. Danach untersucht der Verfasser die Struktur der Zünfte des 18./19. Jhdts. je nach ihrer Gewerbegruppe. Im Jahre 1817 arbeiten bereits 1.400 Personen als Zunftmeister in der Textilindustrie. Ihre Zahl sinkt bis 1876 fast unter 800, als die Zentren des Textilhandwerks aus den einstigen Marktflecken in die als Filialen der Zünfte bekannten Dörfer verlegt werden. In der Bauindustrie dagegen steigt die Anzahl der Maurer, Dachdecker und Zimmerleute stufenweise an, die der Tischler verdoppelt sich sogar. Die starke Expansion der Ziegelbauarbeiten erfordert den Einsatz von Facharbeitern. Weil die Handwerksburschen aus etwa 70 verschiedenen Gewerbearten auf Wanderschaft zu gehen pflegten, brachten sie die europäische Kultur mit in die Region. Als Einwohner bzw. Bürger der Marktflecken halfen sie der aufblühenden Bauernkunst Mitte des 18. Jhdts. und Anfang des 19. Jhdts. sich zu entfalten, indem sie einerseits Stilrichtungen übernahmen oder ihre eigenen weitergaben. Damit arbeiten sie gegen die städtischen Strömungen, die 378