Gráfik Imre: Vas megye népművészete (Szombathely, 1996)
Zusammenfassung
und die Balatonlandschaft trennende Kemenesalja und südlich durch das Zalaer Hügelland begrenzt. Seine abwechslungsreiche Oberfläche, Tiefebenen, Hügellandschaften und Gebirgsregionen, ist durch kleinere und größere Flußläufe gegliedert, der größte unter ihnen ist die Raab. Diese vielgestaltige geographische Umgebung ist auch ethnographisch reich gegliedert. Die territoriale Struktur der Volkskultur stimmt nicht in jedem Falle mit der landschaftlichen überein, sie folgt ihr aber im großen und ganzen. Unter den Kleinlandschaften des Komitates gibt es einige, die ethnographisch typischer und auch durch die Forschung gut erschlossen sind, so z.B. Őrség (die Wart bzw. Wachgebiet), die bekannteste dieser Landschaften. Andere, ethnographisch nicht so homogene Landschaften, zeigen Unterschiede in der Verbreitung gewisser kultureller Bildungsgüter und auch in den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen, besonders im Spiegel der neuesten Forschungen. Die Nähe der westeuropäischen Kulturkreise ist natürlich sowohl in der Volkskultur als auch in der Volkskunst von entscheidender Bedeutung, nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart. Das Komitat Vas, dessen Geschichte eng mit dem Schicksal des Karpatenbeckens verbunden ist, bewahrt Denkmäler und Andenken an die Kultur mehrerer tausend Jahre. Vas hat Zivilisationen der westlichen und östlichen -, der nördlichen und südlichen Gebiete unseres Kontinents verbunden. Diese verbindende Rolle hat sich im Laufe der Geschichte mal in der friedlichen Koexistenz der in der Nachbarschaft voneinander lebenden Völker niedergeschlagen, auch in akulturellen Prozessen wie die Übernahme bzw. Übergabe kultureller Elemente oder Motive, mal aber auch in Feindseligkeiten und Kriegen. Das Erbe der Volkskunst im Komitat Vas wird heute gründlicher untersucht als bisher, und dies hat teils die frühere Kenntnis über die Archiv-Materialien der öffentlichen und privaten Sammlungen bestätigt, teils aber auch die Aufmerksamkeit auf neue Erscheinungen und Zusammenhänge gelenkt. Die traditionelle ungarische Kultur im Komitat Vas weist verwandtschaftliche Züge auf; im Westen mit den ethnographischen Charakteristika der Alpenregion, im Norden mit denen von Rábaköz, im Osten mit denen des Bakony-Gebirges und im Süden mit denen von Göcsej. Gleichzeitig bestehen zahlreiche kulturelle Wechselwirkungen mit der in Vas lebenden slowenischen, deutschen und kroatischen Bevölkerung. Die Forschung der Gegenstandskultur in der Volkskunst hat eine Art Doppeleffekt zutage gebracht, d.h. eine Koexistenz von „Archaismen", der Kultur und Bildung alten Stils, und der „Modernität", des neuen Stils. Dieser Effekt ist ein besonderer Kontrast: einerseits bestehen archaische bäuerliche Elemente und die des niederen Adels in den ungarischen Siedlungen des Grenzgebietes im Westen (in Őrség), die schützende und bewachende Funktionen ausüben, andererseits sind auch Kulturgüter in Dörfern und Markt370