Gaál Károly: Kire marad a kisködmön? Adatok a burgenlandi uradalmi béresek elbeszélő kultúrájához (Szombathely, 1985)

VORWORT Wenn die Saisonarbeiter mit der Erntearbeit fertig waren, haben sie aus Ähren einen Erntekranz gebunden, haben sich sauber gewaschen und ihr bestes Kleid angelegt und sind dann vor das Haus des Gutsverwalters gezogen, um sich für die Arbeit, den Verdienst zu bedanken. Der Verwalter hat die Leute bewirtet und ihnen dazu einige gute Worte gegeben. Dann ist auch schon die Zither erklungen, und bei Essen und Trinken wurde nicht mehr an die schwere Arbeit gedacht, die den Rücken krumm gemacht hatte, wurden die Worte ver­gessen, die nicht immer anerkennend gewesen waren. In ihrer Fröhlichkeit haben die Leute nicht mehr der Blasen an ihren abgearbeiteten Händen ge­dacht. Nur eines zählte: das nun gesicherte Brot für die Familie im kommen­den Winter. Die nunmehrige Vorlage meiner Textsammlung über die Kommunikations­kultur der Gutshofleute im Burgenland, zusammen mit einer Abhandlung über die Entstehung der Gutshöfe und der Gutshofkultur, gibt mir das Gefühl, als ob auch ich so eine Art Saisonarbeiter wäre. Mir ist geracteso, als hätte ich ein Getreidefeld abgeerntet, die Garben zu Mandeln zusammengetragen und schließlich daraus einen Schober gemacht. Tatsächlich, dieses Buch ist wie ein Getreideschober, den ich aus den tausenden Ähren der von der Forschung ver­nachlässigten traditionellen Kultur der Gutshofleute aufgestapelt habe; die Frucht, die beim Dreschen gewonnen wird, ist für diejenigen bestimmt, denen sie \als Nahrung dienlich sein kann. Und wenn ich jetzt vor das Haus des Ver­walters ziehe, also meine Arbeit in die Hand des Lesers gebe, dann habe auch ich schon die vielen Schwierigkeiten vergessen, mit denen meine Forschungs­arbeit verbunden gewesen ist. Die Freude an einer beendeten, Arbeit überdeckt einfach alles, und bin ich dankbar jenen Institutionen, die dazu beigetragen haben, daß „das Jankerl" angefertigt werden konnte. Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, das Phono­grammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und die Abt. XÍT/1 der Burgenländischen Landesregierung haben es mir durch finanzielle Unterstützung ermöglicht, meine Forschungsarbeit überhaupt durchführen zu können. Von symbolischer Bedeutung ist es für mich, daß meine Arbeit vom Rat des Komitat Vas und der Direktion der Komitatsmuseen zweisprachig ver­legt wird, also die Forscher und das sonstige Leserpublikum zweier Länder er­reichen kann. — Wenn ich den genannten Institutionen hier meinen Dank aus­spreche, gilt dieser auch dem Archiv des Komitat Vas für die erwiesene Hilfs­bereitschaft, sowie der Übersetzerin und dem Lektor für deren mühevolle Arbeit. Beim Vergleich mit einem Schober bleibend, stellt sich noch die Frage: ist meine Arbeit nun ein österreichischer oder ein ungarischer Schober? Die Ant­wort ist klar und einfach: es ist ein gemeinsamer Schober, zu dem ich die Ähren zusammengetragen habe, die aus einer gemeinsamen Vergangenheit der beiden Länder hervorgewachsen sind. Wien — Heiligenkreuz, 1984. ! ' 7

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