Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 31/2. (2007) (Szombathely, 2008)

Nikolaus HOFER: Hochmittelalterlicher Burgenbau im ostösterreichischen Flachland Entwicklung und Erscheinungsbild im Spiegel archäologischer Quellen. Középkori várépítészet a kelet-ausztriai síkságon

Einleitung Der hochmittelalterliche Burgenbau im ostösterreichischen Flachland wurde nicht nur von der allgemeinen historischen Entwicklung der Herrschafts Ver­hältnisse und der Landeserschließung beeinflusst, sondern vor allem auch durch die topografischen Gegebenheiten dieses Raumes geprägt, der im Wesentlichen die flachen Regionen des östlichen Niederösterreichs (Wein­viertel, Donautal, Alpenvorland, Wiener Becken) sowie das nördliche und das südliche Burgenland umfasst (Abbildung 1). Die durch weiträumige Niederungen und sanfte Hügel charakterisierte Landschaft brachte spezifische Formen des Burgenbaues hervor, die in einem jüngst vorgestellten Terminologievorschlag als „Flachlandburgen" subsumiert wurden (HOFER et al. 2007). Unter diesem Oberbegriff werden in flachem oder hügeligem Gelände situierte Burgen verstanden, deren Kernbereich höchstens 50 Höhenmeter über dem Siedlungsumfeld liegt und/oder künstlich erhöht ist. Die drei wesentlichen Typen dieser Burgenkategorie lassen sich folgen­dermaßen charakterisieren: Niederungsburgen zeichnen sich durch die Lage in flachem Terrain und die (primär) fehlende künstliche Überhöhung des Kernwerks aus. Sie besitzen in der Regel massive Annäherungshindernisse in Form von (oft Wasser führenden) Gräben und Wällen sowie eine polygonale Ringmauer mit randständiger Bebauung. Als Motten werden jene Anlagen angesprochen, die auf einem in flachem Terrain vollständig oder zumindest weitestgehend künstlich aufgeschütteten Hügel errichtet wurden. Neben Wällen und Gräben weisen sie oft auch eigens befestigte Vorwerke auf. Hausberge schließlich sind Burgen, bei deren Errichtung eine bereits natürlich hervorgehobene Lage (Hügelsporn oder Geländeerhöhung) künst­lich überhöht wurde. Durch die Miteinbeziehung einer natürlichen Geländeerhebung unterscheidet sich der Hausberg von der vollständig aufgeschütteten Motte, durch die künstliche Überhöhung sowie vor allem auch durch die topografische Lage in der Ebene oder am Hang hingegen von den klassischen Höhenburgen. Die meisten hochmittelalterlichen Flachlandburgen wurden in späterer Zeit entweder massiv umgestaltet oder nach ihrer Auflassung komplett eingeebnet, weshalb - im Gegensatz zu den Höhenburgen - nur mehr in wenigen Fällen Aufschlüsse aus bestehender Bausubstanz zu gewinnen sind. Der Archäologie kommt folglich eine wesentliche Bedeutung bei der Erforschung dieser Burgen zu. Die in weiterer Folge vorgestellten Beispiele wurden großteils im Rahmen der archäologischen Denkmalpflege untersucht, deren Beitrag zur Erforschung dieser Bodendenkmale infolge der in den letzten Jahrzehnten stark angestiegenen Bautätigkeit „gezwungenermaßen" immer bedeutender

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