Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 16. (1982) (Szombathely, 1983)
C. W. Beck: Der Bernsteinhandel: Naturwissenschaftliche Gesichtspunkte
aus dem Hauptbestandteil des Kolophoniums entstanden sein muss. Diese Hypothese zwingt ihn zur Annahme von Umwandlungen, die dem Wissensstand der organischen Gheimie widersprechen und die von anideren Chemikern nicht geteilt werden. Glüddicherweise sind diese umstrittenen. Ausdeutungen der Infrarotsprektren fur die Archäologie belanglos, denn Archäologen wollen nicht wissen, woraus der Bernstein besteht oder welcher Baium ihn vor mehr als 40 Millionen Jahren geliefert hat; sie woUen nur einfach wissen, woher ein Bernsteinfund kam. Diese Frage lässt sich rein empirisch entscheiden, indem man die Spektren ohne theoretáscShen Ballast direkt vergleicht, genau so wie die Kriminalpolizei die Fingeraibdrüoke am Tatort mit denen einer Verdachtsperson vergleicht. Der empirische Vergleich von etwa 3000 Infrarotspektren liefert die breite statistische Grundlage, auf der wir den ,Fingerabdiriuck' des Baltischen Bernsteins mit Sicherheit erkennen können. Die wichtigste Charakteristik des Baltischen Bernsteins ist der Kurvianverlauf zwischen den Wellenlängen von 8 bis 9 /яп (mikrométer). In diesem Gebiet zeigt guterhaltener Baltischer Bernstein eine breite sogenannte Schulter von gleichbleibender Absorption, der dann ein Absoiptionsmaximiuim beit etwa 8.6 jbcm folgt. Eine kleinere, alber scharfe Absorption bei etwa 11.3 /жо. ist ein sekundäres Charakteristikum des Baltischen Bernsteins (Abb. 3: Spektrum 74). Der Eingriff des Luftsauerstoffes verändert das Speiktrum. dahin, dass die horizontale Schulter in eine kontinuierlich absteigende Linie übergeht, während gleichzeitig und streng proportional die Absorption bei 11.3 /jm aibnimmt. (Abb. 3: Spektrum 179). Wir haben zeigen können, dass diese spektroskopischen Eigentümlichkeiten von keinem der vielen bernsteinähniichen FossilJharzen Europas geteilt werden. Ausserhalb Europas gilbt es allerdings Harze, deren Infrarotspektren von denen des Baltischen Bernsteins nicht unterscheidbar sind: wir fanden solche vor langem in Nordamerika 19 und Savkevich berichtet neuerlich weitere aus Sibérien und Ostasien. 20 Das ist paläoboitanisch von grossem Interesse, aber archäologisch (belanglos.* * Die grosse Anzahl von Proben von fossilen Harzen, die wir zu diesem Nachweis benötigten, kamen aus dem Britischen Museum im London, dem Musée National d'Histoire Naturelle, der Sorbonne und der Ecole des Mines in Paris, dem Hofmuiseum in Wien, dem Nationalmuseum in Budapest, dem Museum für Natur geschicte in New York, dem Amerikanischen Nationalmuseum in Washington und vielen kleineren Sammlungen, denen wir zu bleibendem Dank verpflichtet sind. Die Ihfrarotspekitren der nichtribaltifldhen Bernsteine Europas bieten ein buntes und verwirrendes Bild: manche sind sich trotz grosser geographischer Entfernung sehr ähnlich, andere liefern durchaus untersdMedliohe Spektren aus einem einzigen, engen Gebiet. So sind zum Beispiu die Spektren des sizilisohen Bernsteins nicht einheitlich (Abb. 4); der Befund einer Mainzer Forschungsgruppe, dass er an der „völligen Abwesenheit der 11.25 «m Bande" zu erkennen sei, ist leider unrichtig. Man möchte hoffen, dass die Anwendung anderer Üntersu<±mngsmethoden die Unterscheidung dieser nicht-Baltischen Bernsteine möglich machen wird; zur Zeit ist es alber nur der Baltische Bernstein, der mit Sicherheit erkannt und von allen anderen Europäischen Fossilharzen unterschieden werden kann. Der letzte Schritt der Methodik ist der Übergang von geologischen Funden fossiler Harze, die gewöhnlich ziamllich guit erhalten sind, zu archäologischen 16