Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 15. (1981) (Szombathely, 1988)

Művészettörténet - Mándy Stefánia: „Itt és most”

SAVARIA 15. KÖTET A VAS MEGYEI MÚZEUMOK ÉRTESÍTŐJE 1981 „HIER UND JETZT" STEFÁNIA MÁNDY Schließlich kann man doch auch Unmögliches unternehmen. Es gab schon Beispiele dafür. Es ist unmöglich, ein objektives Zusammenhangsnetz über die Gegenwart in der Gegenwart zu zeichnen, sich mit geschichtlicher Perspektive einem lebendig atmenden Organismus zu nähern, dessen Wurzeln in der Vergangenheit den ihnen entsprossenen Stamm nähren. Und obwohl es wirklich keine reelle Aufgabe ist ohne die nötige Perspek­tive von Raum und Zeit endgültige Zusammenhänge festzustellen, desto interessanter ist das Experiment an sich, eine Skizze über das Zusammenspiel von Zufall und Notwendig­keit anzufertigen: über die Einheit des Ganzen und die Unterschiede zwischen den Komponenten. Gibt es da überhaupt eine Einheit? Ist nicht eher die Differenzierung entscheidend? Was war denn eigentlich diese Kolonie in der Rottenbiller Straße? Eine Familie? Eine Richtung? Eine Kunstschule? Wenn eine Schule, so war Lajos Vajda der Meister. Wenn eine Familie, so kann man behaupten, daß Vajda der „Ahne", der Vorfahr war. Wenn aber ein lebendiger Organismus, so war er die Wurzel. - Und wenn ihre wirklichen Ideale die schöpferische Einheit in sich tragen, in diesem einzigen Fall sind die profanisierten Worte wahr: Am Anfang schwebte der Geist Vajdas über der Kolonie in der Rottenbiller Straße. Eines Vajdas, der nichts von seiner Zukunft ahnen konnte. Er konnte nur wissen und verkünden, „hier und jetzt" wirken zu wollen, in Ungarn, an der Schicksalswende der Kunst des 20. Jahrhunderts. Und wir wollen nun ins Auge fassen, wie dies im Kreis seiner Nachfolger geschah. Ist seine Kunst die Wurzel, so umgehen wir den ihr entsprossenen Stammbaum : den Stamm mit den sich vermehren­den Holzringen und den hinausragenden Zweigen. Betrachten wir also die Nebenzweige. Es ist jedoch gewichtig, auch nur ein Wort über etwas zu sagen, was in der Gegenwart existiert. Läßt man außer Acht, daß es hier um das Zusammenleben, um die geistig-künstlerische und Lebensgemeinschaft von Lebenden und Toten geht, gerät man sofort in eine falsche, sterile Sphäre. Man setzt sich nicht nur der Gefahr der schulmädchenhaften Allerwisserei aus, sondern auch der der fachlichen Objektivität. Und wiederum gerade deshalb, weil es eigentlich doch um Künstler geht, die in unserer Gegenwart leben und wirken, um solche, deren Platz erst in einem ganz anderen Augenblick ausgewiesen beziehungsweise angenähert werden kann. Und weil doch der erste konkrete Schauplatz der unmittelbarste Nachfolge Vajdas die Rottenbiller Straße 1 war, stellt sich die Frage, wie man näher betrachten könnte, warum und inwiefern sie es war. Die erste und momentan vielleicht auch die einzig erfüllbare Aufgabe wäre, ein lebendiges Relationsnetz zu skizzieren, mit möglichst wenig Irrtümern und Verzerrungen. Und vor allem, ohne sich in die schöpferische Arbeit der lebenden Künstler verantwortungslos einzumischen (was des öfteren oft produktiv, aber auch oft schmerzhaft unbefugt - geschieht). 555

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