Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 2. (Szombathely, 1964)

István Szövényi: Das Leben Zünfte in Kőszeg in den zwei Jahrzehnten nach dem Szatmárer Frieden

wicklung des Gewerbes die türkische Eroberung im Landesmassstab verhinderte, begann dieszeitig in den Marktflecken und Dörfern die Organisierung der Zünfte. Die Erwerbung der Zunftbriefe aber war sehr kostspielig, deshalb verzichteten lieber die in Zerstreuung arbeitenden Meister auf Privilegien der Zunftmitglieder, und als Heimarbeiter waren sie tätig. Die Meister ausserhalb der Zünfte und die Frot­ter erschienen zeitweise als Hausierer in den Städten und versuchten ihre Waren abzusetzen. Die Zunftorganisationen baten den Stadtrat in ihrem Kampf gegen die Pfuscher um Hilfe. Mehrmals erwähnen die zeitgenössischen Protokolle der städtischen Generalversammlung Fälle auf, da der Rat die unerlaubte Tätigkeit der Pfuscher mit Geldstrafe und Warenkonfiszierung bestrafte. Der Mangel an Arbeitskräfte nach dem Szatmárer Frieden zeigt am besten die Tatsache, dass es in einigen Arbeitszweigen die Umgestaltung der Zunftordnungen verlangt wurde, denn in Kőszeg gab es fast keine Gesellen, deshalb musste man sie aus der Fremde anstellen. Nach einigen Jahren änderte sich diese Lage radikal. Dem, gegen die in die Stadt strömenden und Arbeit suchenden Handwerkgesellen konnten sich die Zünfte nur so wehren, dass sie die Einschränkung der Zahl der aufnehmbaren Gesellen streng innegehalten haben. Deshalb beschloss der Stadtrat, die Bürgerrechte nur jenen Handwerkern zukommen zu lassen, denen die Zünfte Arbeit geben konnten. Man musste die Eindringung der Fremden verhindern, weil — infolge der Verschlech­terung der Wirtschaftslage — die bettelnden Handwerkgesellen die Stadt überschütte­ten. Auf die allgemeine Verarmung weist unter anderen auch die Erscheinung, dass es für die in die Zunft eintretenden jungen Meistern immer eine grosse Sorge bereitete, wie man die Kosten bei der Meisterschaftsfeier herbeischaffen kann. Deshalb wurde der Stadtrat für die Ermässigung der üblichen Kosten ersucht. Der war einver­standen. Es wurde sogar angeordnet, dass die jungen Meister nur solche Meister­stücke machen sollen, die verkauft werden können. Die Marktnachfrage und der Rückgang der Einkünfte spornte die Handwerker zu unehilichem Profitmachen an. Die meisten Missbräuche waren beim Gebrauch der Masse zu finden. Nicht nur bei den Krämern und Bäckern fanden die Beauftrag­ten Regelwidrigkeiten, sondern auch bei den Fassbindern und Fleischhauern. Die meisten Schwierigkeiten gab es mit den letzteren. Zur Abschaffung der Spekulation antwortete der Stadtrat mit Preislimitation, die Schlachtungen wurden durch amt­lichen Inspektoren kontrolliert. Es kam doch vor, dass in den Schlachtbänken schlechtes Fleisch ausgewägt, oder ein Teil des Vorrats zurückgehalten wurde, um auf dem Schwarzmarkt anzubringen können. Da die Fleischhauer das „Stukgelt" nach den geschlachteten Rindern nicht bezahlen wollten, wurden sie ins Gefängnis gesetzt und in Ketten gelegt. Im Laufe der Kriege gerieten die alten bürgerlichen Sitten in Verfall. Zur Ver­hinderung der Verlotterung verwendete der Rat nicht mehr die Geldstrafe, sondern die Strafe des Leibes. Der Diebstahl — sog. Erzsünde — wurde streng vergolten, den ertappten Sünder jagte der Henker mit der Rute aus der Stadt hinaus. Das bisher Gesagte zusammengefasst ist die scheinbar Friedliche Periode der zwei Jahrzehnten nach dem Szatmárer Friedensvertrag der politischen Spannungen und wirtschaftlichen Kämpfe voll. Der Druck auf die Stadt zeigte in Konturen die Bestrebungen der österreichischen Kolonisationspolitik. Die Zünfte erhoben zeit­weile ihre Stimmen gegen die diktatorischen Massnahmen der Obermacht, aber ihr Protest war zu schwach. Das Bürgertum war noch zergliedert und karftlos dazu, dass der politische Kampf sich mit Inhalt füllen hätte können. 187

Next

/
Thumbnails
Contents