Gaál Attila (szerk.): A Wosinszky Mór Múzeum Évkönyve 29. (Szekszárd, 2007)

Zalai-Gaál István: Von Lengyel bis Mórágy. Die spätneolithische Grabkeramik in Südtransdanubien aus den alten Ausgrabungen. I. Analyse

der Herausbildung der Lengyel-Kultur sind sowohl die örtlichen linienbandkeramischen Traditionen als auch die südlichen und südöstlichen direkten und indirekten Einflüsse von entscheidender Bedeutung, wie die Ergebnisse der in den letzten dreissig Jahren vorgenommenen Untersuchungen eindeutig beweisen. Die Charakteristika der Keramik können als Folge einer eigenständigen Entwicklung angesehen werden 108 . 2. Das einheitliche Erscheinungsbild der Kultur zeigt sich in der ersten Phase der Lengyel-Entwicklung nicht nur in Form von Ähnlichkeiten und typologischen Übereinstimmungen im Fundmaterial des gesamten Verbreitungsgebietes, sondern auch in den materiellen Hinterlassenschaften des geistigen Lebens. Diese Feststellung trifft auf die osttransdanubischen und südwestslowakischen Gebiete besonders zu, zumal bekanntermaßen das Entstehungsgebiet der Lengyel-Kultur in diesem Raum zu suchen ist. Dementsprechend fehlen Protolengyel-Fundorte in Mähren und Niederösterreich. Damit ist zwischen dem östlichen (Entstehungs-) und dem westlichen Verbreitungsgebiet mit einer zeitlichen Verzögerung von einer von Südosten nach Norwesten gerichteten Expansionen auszugehen. 3. Die einheitliche Kultur zerfiel zur Zeit der Stufe Lengyel II in den einzelnen geographischen Bereichen in regionale Gruppen, die die Grundlage für eine langfristige, selbstständige Entwicklung bildeten. 4. Während der Phase mit pastoser weißbemalter Keramik wurden die für uns wahrnehmbaren Äußerungen der Kultur infolge zentraler Wirkungen in weiten Gebieten wieder einheitlicher. Im Spätneolithikum und in der Frühkupferzeit können mehrere derartige kulturelle Zonen (Nordtransdanubien, Südwestslowakei, Burgenland, Niederösterreich, Mähren, Kleinpolen und Schlesien; das Gebiet der Sopot­Kultur in Kroatien und Syrmien; der Theiß-Kultur und die mit ihr gleichzeitigen siebenbürgischen Kulturen Iclod; Cucuteni-Tripolje-Kultur) aufgezeigt werden, in deren Keramikinventaren die weißpastose Bemalung nachweisbar ist 109 . Auch M. Lichardus-Itten und J. Lichardus meinen, dass bestimmte Warenarten - so auch die weißpastos bemalten Gefäße - als „Prestigeware" angesehen werden können, welche als Träger eines sozialen und/oder sakralen Informationssystemes innerhalb eines größeren geographischen Raumes anzuzsehen sind 110 . 5. Während des Horizontes mit unbemalter Keramik - am Anfang der Frühkupferzeit - zeigen sich wieder Zeichen des Zerfalls. 6. Die Grenzen des Verbreitungsgebietes der Lengyel-Kultur sind schon heute gut bekannt. Die Südgrenze wird von der Drau bestimmt. Ob die südlich angrenzenden Gebiete noch zum Verbreitungsgebiet der Lengyel-Kultur gehören, ist bis heute nicht geklärt. M. Garasanin sprach über eine slawonische Lengyel­Gruppe, die den Übergang zwischen der Vinca- und Lengyel-Kultur bilden soll. Beide reihte er in den balkanisch-anatolischen Komplex ein 111 . Andere Forscher meinen dagegen, dass die „slawonisch-syrmische­Gruppe" eine Mischung der kulturellen Elemente der Vinca- und Butmir-Kulturen darstellt 112 . N. Kalicz stellte fest, dass die Lengyel-Fundorte unterhalb der Drau-Linie Ergebnisse von „besonderen Beziehungen" sind. Diese Fundorte orientieren sich demnach nicht am transdanubischen Gebiet der Lengyel-Kultur, sondern bilden eine örtliche Gruppe 113 . Die neuesten Forschungsergebnisse von T. Tezak-Gregl in Nordkroatien könnten aber darauf deuten, dass manche Fundorte, zusammen mit einigen slowenischen Siedlungen vielleicht die südlichste Gruppe der Lengyel-Kultur repräsentieren 114 . 7. Die absolutchronologische Lage der Lengyel-Kultur kann man mit Hilfe der Daten kalibrierter MC­Untersuchungen verhältnismäßig genau bestimmt werden. Damit wäre ihre Entwicklung auf das fünfte Jahrtausend B. C. zu datieren 115 . 8. An Hand der neueren Forschungen kann der Entwicklungsprozess der transdanubischen Lengyel­Kultur wie folgt skizziert werden: 108 KALICZ 1998, 62. 109 LICHARDUS - LICHARDUS-ITTEN 1996, 206-212. 1,0 Ebd. 111 GARASANIN 1956, 220-225; 1958, 26-28. 112 KOROSEC 1957; BENAC 1961, 37-41. 113 KALICZ 1985, 12, mit Fachliteratur; Vortrag von N. Kalicz in Veszprém am 13. Oktober 1999. 114 TEZAK-GREGL 2000, 405-409. 1,5 Falkenstein-Schanzboden: 4800-4350 BC: NEUGEBAUER 1986, 198; Friebritz: 4674-4524 BC: TRNKA 1991, 319-320; Zalaszentbalázs-Szölöhegyi mező: 4672-4333 B. C: HERTELENDI 1995, 105-106); Aszód: 4900-4500: KALICZ 1988a, 409-411; 1998 mit chronologischer Tabelle; Spätneolithikum in Ungarn: 4860-4270 B. C: HERTELENDI et al. 1995; 1998; KALICZ 2001, 153. 16

Next

/
Thumbnails
Contents