Vadas Ferenc (szerk.): A Wosinszky Mór Múzeum Évkönyve 15. (Szekszárd, 1990)

Kulturbeziehungen der Awaren - Manfred Menke: Zu den Fibeln der Awarenzeit aus Keszthely

breitet, sofern beispielsweise der Schatz Negrescu tatsächlich aus der Kleinen Walachei stammt und nicht etwa aus Siebenbürgen (NESTOR und NICOLAES­CU-PLOPÇOR 1938). Frühawarische Metallgüsse im Zahnschnitt-Stil unterschei­den sich nach Form und Zweck jedoch ganz entscheidend von dem, was die For­schung zu Recht als spätawarischen Metallguß ansieht (GARAM 1979, 74-77). Wer also sind die Edelmetallschmiede, an deren Werkplätzen der mit Tierstil II kombinierte Zahnschnitt entsteht? Aus westlicher Sicht ist diese Frage nicht zu beantworten. Die Jankovich-Goldfunde und das Preßmodel aus Kunszentmárton stellen gewiß Schlüsselfunde für die Frühzeit dar (FETTICH 1934; NAGY 1988). Führt jedoch die stilkundliche Entwicklung von diesen wichtigen Denkmälern hin zur Fibel aus dem Schatz Negrescu (NESTOR und NICOLAESCU-PLOPÇOR 1938 Taf. 7), dann hat auch dieses Fundstück aus der Diskussion der Slawen­Archäologie auszuscheiden. Bei allen Deutungsversuchen zu jenem Fundbestand der Balaton-Region, der zwar awarenzeitlich, aber nicht awarisch ist, wird man stets auch das Expansive dieser Zeit an sich mit zu berücksichtigen haben. Die archäologischen Verbindun­gen mit dem Gebiet der Sachsen sind nur ein Beispiel dafür. Bereits vor einigen Jahren beschrieb ich den Einfluß aus der Avaria auf die ostalemannischen Siedel­gebiete (MENKE 1987, 311-326). Blickt man nach Hessen, so kennen wir dort aus Windecken (Kr. Hanau) das Grabinventar eines Reiters (Abb. 14-16), dessen bichrom-tauschierte Gürtelbe­schläge nicht sehr viel später datiert werden können als die des oben bereits ange­sprochenen Inventars aus Zizlau (Grab 137) oder des damit zeitgleichen Reiters (Zizlau Grab 36/40; LADENBAUER-OREL 1960 Taf. 3,7; Taf. 35). Der Steigbü­gel des Windeckener Grabes (Abb. 14,2) spiegelt denselben frühawarischen Typ wider Zizlau (Grab 36/40). Ebenso gehört die Bronzeschnalle, bei der Rahmen und Lasche in einem Stück gegossen sind (Abb. 14,9), nicht zum typischen Bestand des westlichen Formenkreises, sondern scheint eher aus dem awarischen Bereich zu stammen. Auf jeden Fall ist der Steigbügel ein klarer Beleg dafür, wie weit awarisches Formengut in fremde Länder gelangt und dort akkulturiert wird. Denn im Grunde nur über den Steigbügel hebt sich das Windeckener Reitergrab (Abb. 14-16) gegenüber anderen, ähnlich reichhaltig ausgestatteten Gräbern des Westens ab. Doch ist nicht nur auf Awarisches im Westen hinzuweisen, wenn man die Frage weit gespannter archäologischer Formverbindungen des 7. Jahrhunderts im Auge hat. Sondern den Verbindungen zwischen der Balaton-Region und Nieder­sachsen entsprechen in eben derselben Zeit auch archäologische Formanalogien zwischen der Balaton-Region und fernen Gebieten auf dem Balkan. Beträgt die Distanz in der Luftlinie zwischen Keszthely und Mahndorf immerhin rund 800 km, so braucht man vom Balaton in südlicher Richtung nur rund 500 km zu blik­ken, um auf gleichartiges Formengut zu stoßen. Ich meine die seit langem bekann­ten Grabfunde der albanischen Koman-Gruppe und deren Analogie aus Süd­Ungarn, z.B. die bekannten Scheibenfibeln aus Fenékpuszta und Enstprechendes. Die vergoldete Silberfibel aus dem Kruje-Gräberfeld in Nord-Albanien mit dem Motiv von Kelch und Pfauenpaar (Abb. 17,1) könnte auch aus Pannonién stammen. Dasselbe Motiv mit Kelch und Pfauenpaar kommt auf einem fundortlo­sen Goldohrringpaar aus dem Ungarischen Nationalmuseum vor (LÁSZLÓ 1940 Taf. 1,3; B. THOMAS 1956, 328f.). Formenkundlich entspricht ein Goldohrring 194

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