Vadas Ferenc (szerk.): A Wosinszky Mór Múzeum Évkönyve 15. (Szekszárd, 1990)

Die awarischer Kultur - Péter Tomka: Die Frage der etnischen oder kulturellen Verwandtschaft bzw. interethnischer Wirkung im Spiegel der Begräbnissitten

Es sind also eine Menge neue Gräberfelder eröffnet, in den Gegenden, die erst in der Mittelawarenzeit stark besiedelt wurden, sogar die überwiegende Mehr­heit der Gräberfelder. Damit ist natürlich noch nicht gesagt, das alle Gräberfelder den Neuankömmlingen zugeschrieben werden müssen. Mit Ausnahme kleiner Gräbergruppen führender Familien sind alle diese Gräberfelder nach ihrer Struktur Dorfgräberfelder mit Familienflächen oder (besonders in der Spätzeit) mit Reihenbildungen. So etwas kommt - neben wir­klich loser Ausnützung grösserer Flächen - auch in der Frühawarenzeit vor, typisch wird es aber erst in der Mittelawarenzeit. Es kommen alle Orientierungsformen vor, als Neuerscheinung tritt (und wie­der massenhaft) die NW-SO Orientierung auf Eine méridionale (N-S) Orientie­rung ist in der Frühphase der Frühawarenzeit schon sporadisch bemerkbar (meh­rere in der Theissebene und einige auch in Transdanubien, KOVRIG 1963,97), sie kommen aber als Vorgänger der Mittel- und spätawarischen Sitte kaum in Betracht. Bei der Dislokation der Messerbeigaben habe ich markante Unterschiede zwischen den Frühawaren und der Bevölkerung mehrerer Mittel- und spätawari­scher Gräberfelder gefunden (TOMKA 1972, 64-65). Es sind noch andere Unterschiede vorhanden, die aber entweder nichtssa­gend oder nicht allgemein verbreitet sind. Man kann sie manchmal als Ergebnis innerer Entwicklung deuten, andere sind noch nicht genügend charakterisiert. Auffallend ist mindestens, dass Pferdemitbestattung in einigen Gebieten oder Gräberfelden völlig fehlt - sie fehlen aber aus einigen frühawarenzeitlichen Dorf­gräberfeldern ebenso. Zwischen den Fleischbeigaben findet man wesentlich mehr Kleintiere (Hühner, Schafe, Schweine) als früher. J. Gy. Szabó hat gerade so for­muliert, dass der Unterschied zwischen den Früh- und Mittelawaren hinsichtlich der vorgefundenen Tierknochen so auffallend gross ist, dass es allein genug Argument für diejenigen wäre, die mit neuen Bevölkerungsgruppen rechneten (SZABÓ 1981, 65). P. Somogyi betonte, das die Sitte, eine Sichel mitzubestatten, gerade in der Mit­telawarenzeit aufblüht (und in der Spätawarenzeit noch andauert, SOMOGYI 1982). Es gibt also genug Anlass, mit dem Ankommen einer neuen Bevölkerung rechnen zu dürfen. Schwieriger ist es, Anhaltspunkte zur Beantwortung der Her­kunftfrage zu finden. Gerade das VI­VII. Jahrhundert ist in den, in Betracht kom­menden osteuropäischen Gebieten sehr wenig bekannt. Die unlängst beschrie­bene Sivasovka-Kultur (ORLOV 1985) entlang der Nordküste des Schwarzen Meeres, in den Steppengebieten der Krim und um das Azovsche Meer zeigt einige verwandte Züge, ist aber nur durch einige (meistens unpublizierte) Gräberfunde charakterisiert, und es gibt auch noch chronologische Probleme zu beseitigen (es ist z.B. fraglich, ob zwischen dem hunnenzeitlichen Grab von Beljaus und dem späteren von Sivasovka irgendeine Verbindung existiert). Die Leute der Sivasov­ka-Kultur übten eine annährend méridionale Orientierung (meistens NO-SW, eine Ausnahme ist das Grab von Bolsoj Tokmak mit NW-SO-Richtung), die bekannten Gräber bilden aber vorläufig keine Gräberfelder, sie sind in alten Kur­ganen eingelassene Einzelgräber mit überdeckten Erdbänken oder Steinnischen. Obwohl die bettartigen Holzkonstruktionen auch in der 2. Hälfte der Awarenzeit vorgefunden wurden (TÓTH 1981), haben die partiellen (in zwei Fällen ganze) Pferdebestattungen über den Holzdeckel oder vor den Seitennischen die besten Parallelen in den - übrigens gleichzeitigen - frühawarischen Bestattungen in 168

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